Man darf die Ansprüche (noch) nicht erhöhen
Ab sofort hat Augsburg kein Stadt-, sondern ein Staatstheater. Das klingt erst einmal nach einem steilen Aufstieg, mehr Geld, aufwendigeren Produktionen, größerem künstlerischen Anspruch. Tatsächlich aber verfügt das Theater zu Beginn über genau so viel Geld wie zuvor. Das heißt, außer dem Namen, der Rechtsform und den Tarifverträgen für die Mitarbeiter ändert sich im Gestaltungsspielraum der Theaterleitung nicht viel. Der Etat fällt nicht höher aus. Der Vorteil findet sich aufseiten der Stadt, deren Haushalt entlastet wird. Was wiederum heißt, dass die Mehrausgaben der Theater-Generalsanierung gedämpft werden.
Um fair als Zuschauer mit dem Theater umzugehen, sollte man in dieser ersten Staatstheater-Spielzeit die gleichen Ansprüche ans Haus stellen wie zuvor an das Stadttheater. Wunderdinge kann man in dieser Situation von Intendant André Bücker und seinem Team nicht verlangen. Sie wirtschaften mit einem ähnlich hohen Etat wie im Vorjahr. Erst langfristig wird sich die neue Trägerschaft finanziell für das Theater rechnen und damit (hoffentlich) auch künstlerisch für das Publikum auszahlen. Wahrscheinlich erst spürbar, wenn im generalsanierten Großen Haus mit all seinen technischen Möglichkeiten wieder gespielt werden kann. Geduld ist gefragt.
Die große Veränderung, die in der neuen Spielzeit auf das Publikum zukommt, ist baulicher Natur: Der zweite Standort auf dem Gaswerksareal wird bezogen, übergangsweise im Kühlergebäude, im Januar in der neuen zweiten Spielstätte im Ofenhaus. Für das Theater heißt das, wie schon im zurückliegenden Jahr mit dem Martinipark eine neue Bühne ohne langen Vorlauf im Spielbetrieb technisch in den Griff zu bekommen. Ein Kraftakt. Das Publikum muss ich indessen umgewöhnen – an neue Wege, ein neues Haus und an die Jahre, in denen es mitten in der Innenstadt am Kennedy-Platz kein Theater, sondern nur eine Baustelle geben wird.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.