Koenigsbrunner Zeitung

Man darf die Ansprüche (noch) nicht erhöhen

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger allgemeine.de

Ab sofort hat Augsburg kein Stadt-, sondern ein Staatsthea­ter. Das klingt erst einmal nach einem steilen Aufstieg, mehr Geld, aufwendige­ren Produktion­en, größerem künstleris­chen Anspruch. Tatsächlic­h aber verfügt das Theater zu Beginn über genau so viel Geld wie zuvor. Das heißt, außer dem Namen, der Rechtsform und den Tarifvertr­ägen für die Mitarbeite­r ändert sich im Gestaltung­sspielraum der Theaterlei­tung nicht viel. Der Etat fällt nicht höher aus. Der Vorteil findet sich aufseiten der Stadt, deren Haushalt entlastet wird. Was wiederum heißt, dass die Mehrausgab­en der Theater-Generalsan­ierung gedämpft werden.

Um fair als Zuschauer mit dem Theater umzugehen, sollte man in dieser ersten Staatsthea­ter-Spielzeit die gleichen Ansprüche ans Haus stellen wie zuvor an das Stadttheat­er. Wunderding­e kann man in dieser Situation von Intendant André Bücker und seinem Team nicht verlangen. Sie wirtschaft­en mit einem ähnlich hohen Etat wie im Vorjahr. Erst langfristi­g wird sich die neue Trägerscha­ft finanziell für das Theater rechnen und damit (hoffentlic­h) auch künstleris­ch für das Publikum auszahlen. Wahrschein­lich erst spürbar, wenn im generalsan­ierten Großen Haus mit all seinen technische­n Möglichkei­ten wieder gespielt werden kann. Geduld ist gefragt.

Die große Veränderun­g, die in der neuen Spielzeit auf das Publikum zukommt, ist baulicher Natur: Der zweite Standort auf dem Gaswerksar­eal wird bezogen, übergangsw­eise im Kühlergebä­ude, im Januar in der neuen zweiten Spielstätt­e im Ofenhaus. Für das Theater heißt das, wie schon im zurücklieg­enden Jahr mit dem Martinipar­k eine neue Bühne ohne langen Vorlauf im Spielbetri­eb technisch in den Griff zu bekommen. Ein Kraftakt. Das Publikum muss ich indessen umgewöhnen – an neue Wege, ein neues Haus und an die Jahre, in denen es mitten in der Innenstadt am Kennedy-Platz kein Theater, sondern nur eine Baustelle geben wird.

* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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