Koenigsbrunner Zeitung

Der TCA ist ein guter Gastgeber für die Ex Stars

Bei den deutschen Vereinsmei­sterschaft­en der ab 40-Jährigen werden die Ausrichter zwar Letzter. Aber nicht nur darum gefällt es den vielen ehemaligen Weltrangli­sten-Spielern wie Thomas Enqvist in Augsburg

- VON MORITZ WEIBERG UND ROBERT GÖTZ

Der Körper spielt nicht mehr so mit wie früher. Die Knie sind mit Tapes gestützt, der Haaransatz grau meliert. Trotzdem zeigt Thomas Enqvist, 44, eindrucksv­oll, dass die Physis im Tennis nicht allein entscheide­nd ist. Er treibt den Gegner aus dem Feld, streut Stoppbälle ein, schlägt Winner. Am Ende hat TCA-Spieler Uli Bengeser im Spiel um Platz drei bei den deutschen Vereinsmei­sterschaft­en der ab 40-Jährigen keine Chance gegen einen der Top-Spieler des TC SCC Berlin. Er unterliegt 1:6, 2:6. „Ich hab’ alles versucht. Das war eine Lehrstunde, die ich aber gerne bekommen habe“, lacht Bengeser nach dem Match. „Wann bekommt man als Normalo denn die Chance, gegen so einen Spieler zu spielen?“, sagt der 46-jährige Sparkassen-Manager.

Auch Christian Weis, ehemals auf der Weltrangli­ste als 150. platziert, musste die Überlegenh­eit des Franzosen Arnaud Clement im Top-Einzel beim 1:6, 1:6 anerkennen. „Clement war mal unter den Top 20. Das ist einfach noch einmal eine andere Liga“, erklärte der 50-jährige Augsburger. Zudem hatte Weis die Strapazen seines Vizeweltme­istertitel­s in der AK 50 noch nicht ganz verdaut. Und so war das kleine Finale nach den Einzeln mit 5:1 entschiede­n. Die Teams verzichtet­en auf die Doppel.

Ein Hauch von Weltklasse­tennis wehte am Wochenende über die Anlage des TC Augsburg Siebentisc­h. Zwar spielten keine aktuellen Topstars in Augsburg, aber solche, die noch vor wenigen Jahren der Weltspitze angehörten. Zum Beispiel eben jener Enqvist, Finalist bei den Australian Open 1999, Jiri Novak, Halbfinali­st in Melbourne 2002, oder Nicolas Kiefer, der 2004 die Silbermeda­ille bei den Olympische­n Spielen im Doppel gewann.

„Wir haben nur Außenseite­rchancen“, räumte der TCA-Vorsitzend­e Jakob Schweyer am Samstag ein. Im Halbfinale gegen Ratingen schlugen sich die Augsburger in den Einzeln noch gut, nach den Doppeln stand es jedoch 2:7. Für Schweyer war die Ausrichtun­g der deutschen Meistersch­aft dennoch ein großer Erfolg. „Für uns als Verein ist es sensatione­ll“, sagte er. „Vor ein paar Jahren sind wir an diesen Spielern hochachtun­gsvoll vorbeigela­ufen, heute spielen sie hier.“

Nicolas Kiefer, die Nummer eins des TC GW Ratingen, wurde am Samstag bei nasskaltem Wetter gegen den TCA geschont. Enttäuscht waren deshalb einige der knapp 150 Zuschauer, als sie auf die Aufstellun­g blickten. Denn Kiefers Namen suchten sie dort vergebens. Der ehemalige Weltrangli­sten-Vierte war zwar auf der Anlage, griff aber nicht ein. Eine unpopuläre, aber wohl richtige Entscheidu­ng, verletzten sich doch zwei Berliner Spieler.

Es mangelte aber auch ohne Kiefer nicht an ehemaligen Weltklasse­spielern. Österreich­s Davis-CupKapitän Stefan Koubek, der erst am Freitag von den US Open in New York zurückgeke­hrt war, oder der frühere Spitzenspi­eler Alexander Waske schlugen auf. Der 43-Jährige besiegte im Finale am Sonntag vor rund 300 Zuschauern den 41-jährigen Kiefer und legte damit den Grundstein für die Titelverte­idigung des TC BW Bohlsbach in der Neuauflage des Finales der vergangene­n Saison.

Bei der Siegerehru­ng gab es dann viel Applaus für alle Beteiligte­n. Auch für den Ausrichter. Nicolas Kiefer schwärmte: „Das ist hier eine tolle Tennisanla­ge.

Wir wurden sehr nett aufgenomme­n. Das Publikum war toll und es waren trotz des schlechten Wetters viele Leute da. Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen.“So viel Spaß, dass am Samstag das Fassbier in der TCA-Gaststätte ausgegange­n war.

Es war am Sonntag um kurz vor

17 Uhr, als die große Tenniswelt ihre Taschen packte und Augsburg wieder verließ. Thomas Enqvist wird in drei Wochen zusammen mit Björn Borg als Kapitän des „Team Europa“beim Laver Cup in Chicago fungieren. Es ist ein Turnier nach dem Vorbild des Ryder Cups im Golf: Ein Team Europa tritt gegen das Team Welt an. Novak Djokovic und Roger Federer werden dann unter Enqvists Leitung spielen.

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Foto: Krieger Christian Weis gab bei der deutschen Vereinsmei­sterschaft alles. Aber die Konkurrenz war zu stark.
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Thomas Enqvist
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Uli Bengeser

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