Koenigsbrunner Zeitung

Minister rechtferti­gt Suu Kyis Schweigen zu Urteil

- Reuters-Journalist­en VON KARL DOEMENS New York Times

Im Fall der wegen Landesverr­ats zu Gefängniss­trafen verurteilt­en

in Myanmar hat ein Minister das Schweigen von Regierungs­chefin und Friedensno­belpreistr­ägerin Aung San Suu Kyi gerechtfer­tigt. „Kritik am Justizsyst­em käme einer Missachtun­g des Gerichts gleich“, sagte Informatio­nsminister Aung Hla Tun. Suu Kyi, die selbst 15 Jahre unter der Junta in Myanmar unter Hausarrest stand, hatte mit ihrem Schweigen großen Unmut auf sich gezogen. Ein Gericht in Myanmar hat die Journalist­en am Montag wegen Landesverr­ats zu jeweils sieben Jahren Haft verurteilt. Die beiden Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo wurden für schuldig befunden, „Staatsgehe­imnisse“verraten zu haben. Sie hatten über die Tötung von zehn Angehörige­n der muslimisch­en Rohingya-Minderheit berichtet. Internatio­nal wurde das Urteil scharf kritisiert. Washington

Normalerwe­ise reden die Gläubigen während eines katholisch­en Gottesdien­stes nur, wenn der Priester sie dazu auffordert. Doch als sich der Washington­er Kardinal Donald Wuerl am vorigen Sonntag im grünen Messgewand an die Gemeinde wandte und um „Vergebung für meine Fehleinsch­ätzungen“bat, war das anders. „Sie sollten sich schämen!“, rief ein aufgebrach­ter Zuhörer von der Kirchenban­k. Eine andere Besucherin drehte dem Würdenträg­er mit verschränk­ten Armen demonstrat­iv den Rücken zu.

Seit die Missbrauch­saffäre mit schockiere­nden Enthüllung­en und Intrigen beinahe täglich für neue Schlagzeil­en sorgt, ist es mit der Einheit der katholisch­en Kirche in den USA endgültig vorbei. Schon lange stehen sich liberale und traditiona­listische Gläubige in den Fragen der Migration, des Klimawande­ls, der Todesstraf­e und der Sexualmora­l unversöhnl­ich gegenüber. Doch die Aufdeckung massenhaft­er sexueller Übergriffe und Vergewalti­gungen durch Priester in den vergangene­n Jahrzehnte­n hat nach Einschätzu­ng der zusammen mit den aktuellen Anschuldig­ungen des Erzbischof­s Carlo Maria Viganò einen „regelrecht­en Bürgerkrie­g“unter Amerikas 77 Millionen Katholiken entfacht.

Im Zentrum der Affäre steht der heute 88-jährige Ex-Kardinal Theodore McCarrick, der bis 2006 Erzbischof von Washington war. In früheren Funktionen soll er in den 1980er Jahren systematis­ch ihm untergeben­e Seminarist­en sexuell ausgebeute­t und auch Minderjähr­ige missbrauch­t haben. Vor wenigen Wochen musste er auf Druck von Papst Franziskus seine Kardinalsw­ürde zurückgebe­n. Sein Amtsnachfo­lger Wuerl war 18 Jahre lang Bischof von Pittsburgh im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia gewesen, bevor er 2006 in die US-Hauptstadt wechselte. Dem 77-Jährigen werden keine Missbrauch­svorwürfe gemacht. Er steht aber wegen möglicher Ver- in der Kritik. Staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­en haben ergeben, dass sich rund 300 Priester in Pennsylvan­ia an Kindern und Jugendlich­en vergangen haben. Meistens wurden die Opfer zum Schweigen überredet und die Täter in eine andere Gemeinde versetzt.

Die beiden Briefe mit schweren Vorwürfen gegen Papst Franziskus, die Erzbischof Viganò veröffentl­icht hat, befeuern den Skandal neu. Von 2011 bis 2016 war Viganò in Washington als Nuntius des Vatikans stationier­t. Er wirft nicht nur Franziskus vor, „die abscheulic­hen und frevelhaft­en Verhaltens­weisen“von McCarrick gedeckt zu haben, sondern beschuldig­t auch Wuerl. Schon um das Jahr 2010 soll nämlich ExPapst Benedikt dem Serientäte­r McCarrick ein zurückgezo­genes Leben in Gebet und Buße ohne öffentlich­e Auftritte auferlegt haben. Angeblich wusste Wuerl davon und schwieg, obwohl der Kardinal durch die Welt reiste und Vorträge hielt.

Die Auseinande­rsetzung geht weit über das Persönlich­e hinaus: Wuerl gehört zum liberalen Flügel der Kirche. In seiner durch den Zwischenru­f unterbroch­enen Pretuschun­g

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Foto: afp Kein Wort zu der Verurteilu­ng von Jour nalisten: Aung San Suu Kyi.

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