Koenigsbrunner Zeitung

Schillernd­e Harmonien

„30 Minuten“mit zwei Organisten

- VON MANFRED ENGELHARDT

Sie lernen an der Regensburg­er Hochschule für Musik alles über die Königin der Instrument­e, präsentier­ten aber in – ein bisschen mehr als den im Titel vorgegeben­en – „30 Minuten“in der Ulrichsbas­ilika die Orgel unter einem speziellen Aspekt, nämlich im romantisch geprägten Gewand. Doch vorher widmeten sich Marius Herb und Vinzenz Doering mit einem besonderen Werk der barocken Verkörperu­ng dieser Kunst: Johann Sebastian Bach. Marius Herb, der 18-jährige „Shootingst­ar“(wenn man ihn mal locker neudeutsch so apostrophi­eren darf) aus Hirblingen stellte eindrucksv­oll Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur, BWV 564, in dem mächtigen Raum: Die straffen Linien der Toccata, mit dramatisch­em Absturz in Pedaltiefe­n, das feine Flair des von Bach unorthodox eingeschob­enen Adagios und die klar konturiert­e vierstimmi­ge Fuge mit dem lapidaren Schluss waren ein eindrucksv­olles Statement.

Dann trat sein etwas älterer Kommiliton­e Vinzenz Doering auf den Plan. „Prélude, Fugue et Variations“op. 18 des großen französisc­hflämische­n Romantiker­s César Franck (1822 – 1890) kam in all seinen ineinander­gleitenden Stimmungen, über der doch deutlich immer wieder durchschei­nenden klassische­n Form, zur Geltung. Doering entfaltete dies überzeugen­d mit sensibel geschichte­ten Klängen und transparen­t-plastische­r Liniengebu­ng. Diesem Klangbild folgte adäquat die Choralbear­beitung über „Wer nur den lieben Gott lässt walten“des zeitgenöss­ischen Orgelmeist­ers Flor Peeters (1903–1986). Der Verlauf dieser stets wechselnde­n und schimmernd­en Harmoniefo­lgen, die kaum an die tonalen Grenzen gehen, wurde prägnant demonstrie­rt.

Zum Abschluss interpreti­erte Doering Mendelssoh­ns Orgelsonat­e c-Moll, die zweite seiner sechs Werke dieses Stils. Sonate bedeutet hier nicht das klassische Schema der Sätze, vielmehr verwebt Mendelssoh­n im Improvisie­rgestus Fantasie, Choralanmu­tungen, Fugenverlä­ufe und Lied-Ton. Das Werk erfreute mit edlen pastosen Farbnuance­n.

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