Der Mann der Zahlen geht gern in die Luft
Heinrich Meyer hat sich in vielen Königsbrunner Institutionen verdient gemacht: Als Kassier bei den Lechauern, als Kirchenpfleger. Zu besonderen Geburtstagen, wie jetzt seinem 80., gönnt er sich Ausflüge in große Höhen
Königsbrunn
„Vor der Pensionierung war er die „Mutter der Kompanie“, danach durch göttliche Vorsehung die „Mutter der Pfarrei“, erklärt Pfarrer Bernd Leumann. „Bei uns ist er als ,der echte Edelpreuße’ ein stehender Begriff“, sagt Bernhard Dachs, Vorsitzender des Trachtenvereins in der Brunnenstadt. Die Rede ist von Heinrich Meyer, dem langjährigen Kassierer des Trachtenvereins und dem immer noch im Amt befindlichen Kirchenpfleger der Kirche zur Göttlichen Vorsehung.
Pfarrer und Vereinschef sind sich einig, Mayer hat viel getan, sowohl für die katholische Pfarreiengemeinschaft, als auch für D‘Lechauer. Vertrauenswürdig und gewissenhaft ist er also auch genau wie humorvoll, emphatisch und mit einem starken Sinn für das Wohl der Gemeinschaft. Er selbst sagt, er ginge schon mal gerne in die Luft und das meint er tatsächlich wortwörtlich.
Im August diesen Jahres wurde er
80 Jahre und eigentlich wollte er zu diesem runden Geburtstag mit einem Heißluftballon die Alpen überqueren. Das muss er leider sein lassen, da sein Herz diese Höhe eventuell doch nicht mehr so mitmacht. „Schade, denn nach dem 70. habe ich mich vom Augsburger Gasturm abgeseilt und gönnte mir einen Zeppelinflug über den Bodensee“, erzählt er. Nach seinem 75. Geburtstag unternahm er einen Gleitschirmtandemflug und jetzt hat er auf Anraten seines Hausarztes umdisponiert. „Mit der Ju52, einem alten Militärflugzeug aus den 30er-Jahren, mache ich einen Rundflug ab Memmingen“, freut er sich.
Das passt auch ganz gut, denn dem Militär gilt ebenfalls sein ehrenamtliches Engagement. Zu seinen unzähligen Auszeichnungen und Berufungen gehört unter anderem seit
2008 die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden der Kameradschaft „ERH Auf dem Lechfeld“im deutschen Bundeswehrverband. Denn auch hier bewies Meyer Ausdauer und auch hier war er schnell für die Zahlen zuständig, nämlich als Rechnungsführer.
1957 kam er als junger Soldat aufs Lechfeld und noch heute kann er von seinem Balkon aus in diese Richtung blicken. Aus Hildesheim in Niedersachsen verschlug es ihn nach Königsbrunn und zwei Jahre später lernte er seine Frau Lore kennen. Deren Bruder war Mitglied bei den D‘Lechauer und so half Meyer beim Aufbau des Gautrachtenfestes fleißig mit. Auf die Frage, ob er denn nicht ebenfalls eintreten wolle, antwortete der Zugereiste schlagfertig: „Wenn ihr einen Preußen im Verein vertragen könnt?“Anscheinend passte das, denn damals war es üblich den Namen von Neumitgliedern auf einer schwarzen Tafel zu verkünden und einen Monat lang ausgehängt zu lassen, wie Dachs erzählt. Das war
1961.
1963 hatte Meyer ein paar Fragen zur Kassenführung und damit gleich das Amt aufs preußische Auge gedrückt bekommen. Mit Geld umgehen das konnte er immer, das bestätigt auch Dachs: „Heinrich hat immer für den Verein gespart, ohne ihn wäre vieles nicht realisierbar ge- wesen“. Der Gelobte selbst antwortet auf die Frage nach seinen vielen Ehrenämtern, zu denen auch die Kindergartenverwaltungen von St. Elisabeth und der Göttlichen Vorsehung gehörten: „Ich habe immer gerne mit Jugend zu tun gehabt und habe es auch als eine wichtige Aufgabe empfunden, mich zu kümmern, junge Menschen anzuleiten und in gewisser Weise auch ein Vorbild zu sein.“
Und mit den jungen Menschen klappt es auch bis heute ausgesprochen gut. Seine Frau ist leider schon vor vielen Jahren verstorben, da haben ihm seine vielen Aufgaben auch geholfen über die schwere Zeit hinwegzukommen, wie er sagt. Mit seiner Tochter Martina, Schwiegersohn Thomas und Enkel Tobias wohnt er in einem Haus. Enkelin Franziska ist bereits ausgezogen.
„Das funktioniert prima. Wir haben Spielregeln, die wir einhalten“, sagt er pragmatisch. So sei es selbstverständlich, dass man anklopft und nicht einfach die Wohnung des anderen betritt. Auch hier kümmert er sich, wie er in einem Nebensatz erwähnt: „Dreimal die Woche koche ich mittags für Thomas und Tobias und zwar so viel, dass Martina abends auch noch was zu essen hat.“
Stolz ist er auf seine ganz besonderen Trachtenhosenträger, die er auch von seiner Tochter geschenkt bekommen hat. Diese hat sie zwar nicht eigenhändig bestickt, aber ihrer damaligen Chefin abgeluchst. „Eigentlich waren die Gobelin-Hosenträger für den Verlobten der Chefin. Der war aber plötzlich weg und dann habe ich die schönen Stücke bekommen.“
Bei Festen, die nicht so offiziell sind, trägt das Ehrenmitglied der Lechauer diese auch gerne und da kommt sein schelmischer Wesenszug, nämlich auch mal dezent aus der Reihe zu tanzen, ganz gut zum Vorschein.
Aber immer so, dass er die Gemeinschaft fördert und sich auch selbst an die Spielregeln hält.