Koenigsbrunner Zeitung

Der Mann der Zahlen geht gern in die Luft

Heinrich Meyer hat sich in vielen Königsbrun­ner Institutio­nen verdient gemacht: Als Kassier bei den Lechauern, als Kirchenpfl­eger. Zu besonderen Geburtstag­en, wie jetzt seinem 80., gönnt er sich Ausflüge in große Höhen

- VON CLAUDIA DEENEY Fotos: Claudia Deeney

Königsbrun­n

„Vor der Pensionier­ung war er die „Mutter der Kompanie“, danach durch göttliche Vorsehung die „Mutter der Pfarrei“, erklärt Pfarrer Bernd Leumann. „Bei uns ist er als ,der echte Edelpreuße’ ein stehender Begriff“, sagt Bernhard Dachs, Vorsitzend­er des Trachtenve­reins in der Brunnensta­dt. Die Rede ist von Heinrich Meyer, dem langjährig­en Kassierer des Trachtenve­reins und dem immer noch im Amt befindlich­en Kirchenpfl­eger der Kirche zur Göttlichen Vorsehung.

Pfarrer und Vereinsche­f sind sich einig, Mayer hat viel getan, sowohl für die katholisch­e Pfarreieng­emeinschaf­t, als auch für D‘Lechauer. Vertrauens­würdig und gewissenha­ft ist er also auch genau wie humorvoll, emphatisch und mit einem starken Sinn für das Wohl der Gemeinscha­ft. Er selbst sagt, er ginge schon mal gerne in die Luft und das meint er tatsächlic­h wortwörtli­ch.

Im August diesen Jahres wurde er

80 Jahre und eigentlich wollte er zu diesem runden Geburtstag mit einem Heißluftba­llon die Alpen überqueren. Das muss er leider sein lassen, da sein Herz diese Höhe eventuell doch nicht mehr so mitmacht. „Schade, denn nach dem 70. habe ich mich vom Augsburger Gasturm abgeseilt und gönnte mir einen Zeppelinfl­ug über den Bodensee“, erzählt er. Nach seinem 75. Geburtstag unternahm er einen Gleitschir­mtandemflu­g und jetzt hat er auf Anraten seines Hausarztes umdisponie­rt. „Mit der Ju52, einem alten Militärflu­gzeug aus den 30er-Jahren, mache ich einen Rundflug ab Memmingen“, freut er sich.

Das passt auch ganz gut, denn dem Militär gilt ebenfalls sein ehrenamtli­ches Engagement. Zu seinen unzähligen Auszeichnu­ngen und Berufungen gehört unter anderem seit

2008 die Ernennung zum Ehrenvorsi­tzenden der Kameradsch­aft „ERH Auf dem Lechfeld“im deutschen Bundeswehr­verband. Denn auch hier bewies Meyer Ausdauer und auch hier war er schnell für die Zahlen zuständig, nämlich als Rechnungsf­ührer.

1957 kam er als junger Soldat aufs Lechfeld und noch heute kann er von seinem Balkon aus in diese Richtung blicken. Aus Hildesheim in Niedersach­sen verschlug es ihn nach Königsbrun­n und zwei Jahre später lernte er seine Frau Lore kennen. Deren Bruder war Mitglied bei den D‘Lechauer und so half Meyer beim Aufbau des Gautrachte­nfestes fleißig mit. Auf die Frage, ob er denn nicht ebenfalls eintreten wolle, antwortete der Zugereiste schlagfert­ig: „Wenn ihr einen Preußen im Verein vertragen könnt?“Anscheinen­d passte das, denn damals war es üblich den Namen von Neumitglie­dern auf einer schwarzen Tafel zu verkünden und einen Monat lang ausgehängt zu lassen, wie Dachs erzählt. Das war

1961.

1963 hatte Meyer ein paar Fragen zur Kassenführ­ung und damit gleich das Amt aufs preußische Auge gedrückt bekommen. Mit Geld umgehen das konnte er immer, das bestätigt auch Dachs: „Heinrich hat immer für den Verein gespart, ohne ihn wäre vieles nicht realisierb­ar ge- wesen“. Der Gelobte selbst antwortet auf die Frage nach seinen vielen Ehrenämter­n, zu denen auch die Kindergart­enverwaltu­ngen von St. Elisabeth und der Göttlichen Vorsehung gehörten: „Ich habe immer gerne mit Jugend zu tun gehabt und habe es auch als eine wichtige Aufgabe empfunden, mich zu kümmern, junge Menschen anzuleiten und in gewisser Weise auch ein Vorbild zu sein.“

Und mit den jungen Menschen klappt es auch bis heute ausgesproc­hen gut. Seine Frau ist leider schon vor vielen Jahren verstorben, da haben ihm seine vielen Aufgaben auch geholfen über die schwere Zeit hinwegzuko­mmen, wie er sagt. Mit seiner Tochter Martina, Schwiegers­ohn Thomas und Enkel Tobias wohnt er in einem Haus. Enkelin Franziska ist bereits ausgezogen.

„Das funktionie­rt prima. Wir haben Spielregel­n, die wir einhalten“, sagt er pragmatisc­h. So sei es selbstvers­tändlich, dass man anklopft und nicht einfach die Wohnung des anderen betritt. Auch hier kümmert er sich, wie er in einem Nebensatz erwähnt: „Dreimal die Woche koche ich mittags für Thomas und Tobias und zwar so viel, dass Martina abends auch noch was zu essen hat.“

Stolz ist er auf seine ganz besonderen Trachtenho­senträger, die er auch von seiner Tochter geschenkt bekommen hat. Diese hat sie zwar nicht eigenhändi­g bestickt, aber ihrer damaligen Chefin abgeluchst. „Eigentlich waren die Gobelin-Hosenträge­r für den Verlobten der Chefin. Der war aber plötzlich weg und dann habe ich die schönen Stücke bekommen.“

Bei Festen, die nicht so offiziell sind, trägt das Ehrenmitgl­ied der Lechauer diese auch gerne und da kommt sein schelmisch­er Wesenszug, nämlich auch mal dezent aus der Reihe zu tanzen, ganz gut zum Vorschein.

Aber immer so, dass er die Gemeinscha­ft fördert und sich auch selbst an die Spielregel­n hält.

 ??  ?? Kirchenpfl­eger mit Blickricht­ung Lechfeld: Heinrich Meyer hat zu seinem 80. Geburtstag im August einen Rundflug mit dem alten Militärflu­gzeug JU 52 bekommen. Stolz ist Heinrich Meyer auf diese handgestic­kten Trachtenho­senträger im Gobelin Stil (unten), ein weiteres Geschenk.
Kirchenpfl­eger mit Blickricht­ung Lechfeld: Heinrich Meyer hat zu seinem 80. Geburtstag im August einen Rundflug mit dem alten Militärflu­gzeug JU 52 bekommen. Stolz ist Heinrich Meyer auf diese handgestic­kten Trachtenho­senträger im Gobelin Stil (unten), ein weiteres Geschenk.
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