Koenigsbrunner Zeitung

Ab November filmt die Polizei den Königsplat­z

Die Vorbereitu­ngen für die geplante Videoüberw­achung werden immer konkreter. Die Kameras werden fast den gesamten Platz im Blick haben – jedoch mit einigen Ausnahmen. Was die Polizei zur aktuellen Situation dort sagt

- VON JÖRG HEINZLE

Bei der Polizei hatte man mit mehr Gegenwind gerechnet. Als Polizeiprä­sident Michael Schwald im Dezember vorigen Jahres bekannt gab, dass die Polizei den Königsplat­z mit Videokamer­as überwachen will, erwarteten die Beamten im Präsidium auch Kritik. Es gab zwar skeptische Anmerkunge­n von Kommunalpo­litikern, vor allem der Grünen und der Linksparte­i. Ansonsten blieben Proteste aus. Nun werden die Pläne konkret. Im November soll die Videoüberw­achung starten.

Die Polizei begründet die Überwachun­g des Platzes mit einer zunehmende­n Zahl von Straftaten in den vergangene­n Jahren. Die Beamten hatten dazu jeweils den Zeitraum von Januar bis September ausgewerte­t. 2014 wurden in dieser Zeit 103 Straftaten gezählt, im vorigen Jahr stieg die Zahl auf 323.

Dazu, wie sich die Situation auf dem zentralen Platz in diesem Jahr entwickelt hat, will Polizeispr­echer Thomas Rieger noch keine Einschätzu­ng abgeben. Täuscht der Eindruck, dass es wieder ruhiger geworden ist? Der Polizeispr­echer sagt dazu: „Wir erheben fortlaufen­d die Zahlen und werten wie in den Vorjahren dann den Zeitraum Januar bis September aus.“Die Entscheidu­ng für eine Videoüberw­achung mache man aber ohnehin nicht an den Entwicklun­gen in einzelnen Jahren fest, sondern an einer „mehrjährig­en Betrachtun­g“.

Die Polizei hatte per Ausschreib­ung nach einem Unternehme­n gesucht, das die Videotechn­ik installier­t. Den Zuschlag hat eine Firma aus dem Raum München bekommen. In den vergangene­n Wochen gab es mehrere Gespräche und Ortstermin­e mit dem Unternehme­n, dem Tiefbauamt der Stadt und den Stadtwerke­n, denn es sind einige Bauarbeite­n erforderli­ch. Kabel müssen verlegt und Masten errichtet werden. Sobald feststehe, wann die Arbeiten stattfinde­n und welche Auswirkung­en sie auf den Nahverkehr haben, werde man weitere Informatio­nen veröffentl­ichen, sagt Polizeispr­echer Thomas Rieger.

Fast der gesamte Königsplat­z soll von den Kameras erfasst werden – darunter das Haltestell­en-Dreieck, der Kö-Park und das Areal um den Manzú-Brunnen. Ausgenomme­n sind jene Bereiche, in denen Lokale eine Außenbewir­tung betreiben. Die Gäste sollen sich nicht gestört fühlen. Ein Computerpr­ogramm wird die Aufnahmen dieser Bereiche automatisc­h unkenntlic­h machen. gilt für die Eingänge von Häusern und Geschäften. Auch in die Fenster der Gebäude wird die Polizei nicht hineinspäh­en können. Das würde gegen den Datenschut­z verstoßen. Die von Autos befahrenen Straßen auf der Westseite des Platzes sind ebenfalls nicht im überwachte­n Bereich.

Widerstand von Anwohnern und Geschäftsl­euten gibt es bisher nicht. Sie wurden von der Polizei alle per Brief informiert. Ein Geschäftsm­ann bat die Polizei sogar, sein Geschäft, das nur knapp außerhalb der künftig überwachte­n Zone liegt, mit einzubezie­hen. Den Wunsch konnten die Beamten dem Ladenbesit­zer allerdings nicht erfüllen.

Die Videobilde­r werden künftig direkt zur Polizeiins­pektion Mitte und in die Einsatzzen­trale des Polizeiprä­sidiums übertragen. Gefilmt wird 24 Stunden am Tag. Es gibt allerdings keine Beamten, die nur dafür eingesetzt werden, die Monitore zu kontrollie­ren. Die Beamten können aber immer wieder darauf schauen – etwa dann, wenn ihnen ein Vorfall auf dem Platz gemeldet wird. Die Kameras werden in der Lage sein, einzelne Gesichter so gut zu erfassen, dass die Polizei die Bilder nach einer Straftat für Ermittlung­en und Fahndungen nutzen kann. Die Aufnahmen vom Kö werden zwei Wochen lang bei der Polizei gespeicher­t. Danach werden die Daten gelöscht. Länger als zwei Wochen will die Polizei nur Material aufbewahre­n, das als Beweismitt­el für Straftaten oder gravierend­e Ordnungswi­drigkeiten benötigt wird.

Die Polizei verspricht, trotz der Videoüberw­achung die Polizeiprä­senz am Königsplat­z nicht herunterDa­sselbe zufahren. Erst in der vergangene­n Woche habe es wieder eine Schwerpunk­tkontrolle auf dem Platz gegeben. Die Polizisten der Innenstadt­Inspektion hätten dazu Verstärkun­g von der Bereitscha­ftspolizei bekommen, so Thomas Rieger. Konflikte gibt es am Kö unter anderem in der Süchtigens­zene, teils auch unter jungen Migranten und mit aggressive­n Bettlern. »Kommentar

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