Mit dem Auto 2000 Kilometer unterwegs – und das für nur 15 Euro
E Mobilität Thomas und Anja Gansler sind mit Stromantrieb von Walkertshofen in den Urlaub nach Holland gefahren. Welche Erfahrungen sie dabei machten
Walkertshofen
Mit dem Elektroauto einkaufen oder zur Arbeitsstelle fahren, ist kein Problem. Thomas Gansler und seine Frau Anja sind jedoch damit in den Urlaub gefahren. Mit ihrem Renault ZOE mit 100 Prozent Elektroantrieb reisten sie von Walkertshofen in die Niederlande. Genau genommen nach Veere auf der Halbinsel Walcheren in der Provinz Zeeland. Die größte Überraschung war die Kostenrechnung.
Zunächst einige wichtige Daten: Die einfache Fahrt umfasste circa
800 Kilometer. Die An- und Rückreise teilten sie jeweils auf zwei Tage auf. Insgesamt war das Paar eineinhalb Wochen unterwegs. In dieser Zeitspanne legten sie rund 2000 Kilometer zurück. Die 40-kWh-Batterie ihres Elektroautos bietet im Sommer eine durchschnittliche Reichweite von 300 Kilometer.
Gleich vorweg auch ihre grundlegenden Tipps: Während der Fahrer mit einem Auto mit Benzinmotor theoretisch gleich losfahren kann, sind bei der E-Mobilität vorab einige wichtige Kriterien zu beachten. „Entscheidend bei der Planung sind die Reichweite des Elektroautos und das Netz an Ladestationen“, sagt Thomas Gansler. Dabei komme es vor allem auf ein insgesamt schon recht umfangreiches Schnell-Ladenetz an. Die Reichweite wiederum, so seine weitere Erfahrung, hängt von verschiedenen Gegebenheiten ab. „Je schneller ich fahre, desto mehr Energie benötigt das Fahrzeug, um das Tempo beizubehalten“, sagt der 47-Jährige. Neben der Temperatur wirke sich auch das
„Mit dem Elektroauto in den Urlaub zu fahren, heißt planen und nochmals planen.“Thomas und Anja Gansler
Gelände auf das E-Auto aus. Bergauffahrten in den deutschen Mittelgebirgen verminderten natürlich durch höheren Energieverbrauch die Reichweite. Abwärts oder beim Bremsen gewinne man hingegen wieder Energie zurück.
Doch die Reichweite sei bei ihrer Reise nie ein Problem gewesen, betont er. „Wir haben uns bewusst keine großen Tagesetappen vorgenommen, immer rechtzeitig Ladestationen angesteuert und eine moderate Geschwindigkeit zwischen 90 120 Stundenkilometern eingehalten.“Dann sei das Reisen total entspannt. „Den Standort der Ladepausen haben wir so gelegt, dass wir währenddessen die eine oder andere Sehenswürdigkeit anschauen konnten.“Dies erfordert vor Reisebeginn allerdings vor allem eins: eine gute Vorbereitung. Thomas und Anja Ganslers Bilanz: „Mit dem Elektroauto in den Urlaub zu fahren, heißt planen und nochmals planen.“Apps wie Chargemap oder GoingElectric waren ihnen dabei hilfreich. Diese Internetangebote boten unter anderem Übersicht über Ladestationen mit Routenplaner und teilten mit, ob eine Station gerade belegt oder defekt ist. Enttäuscht hat Gansler jedoch, dass nicht alle öffentlichen Ladesäulen der Energieanbieter problemlos nutzbar seien. „Oft lassen sich welche nur mit entsprechender Bezahlkarte und vorheriger Registrierung nutzen.“ So sei es unabdingbar, sich vorab darüber zu informieren, welche Karten auf der Route notwendig sind. „Doch da sind wir wieder bei der Planung.“Positiv überrascht habe ihn, dass keine einzige angesteuerte Ladestation defekt gewesen sei.
Bei ihrer Reise haben die Ganslers vor allem Wert darauf gelegt, kostenlose Ladesäulen zu nutzen. Das habe in Deutschland bestens funktioniert. „Erst im Ausland hörte es damit auf.“Unterm Strich hat das Ehepaar für die rund 2000 Kilometer lange Strecke 15 Euro bezahlt. Auch der Energieverbrauch zeigt einen Dumpingwert. Das Elektroauto verbrauchte 13,4 kWh pro 100 Kilometer, das entspräche umgerechnet 1,52 Liter Benzin.
„Wir sind rundum begeistert“, resümieren Thomas und Anja Gansler rückblickend. „Wir waren mit unserem E-Auto nie ein Verkehrsund hindernis und hatten überhaupt keine Probleme mit der Reichweite.“
Kritik üben sie lediglich an zwei Punkten: „Wir wünschen uns künftig ein einheitliches Verzeichnis der Ladestationen und deren Preise sowie ein konformes System der Bezahlung und Authentifizierung.“
Für sie heißt Urlaub mit dem E-Auto: „Man muss bereit sein, seine Reise anders als herkömmlich anzugehen und akzeptieren, dass der Weg das Ziel ist.“Dann verlaufe die Fahrt „fast erschreckend unspektakulär“, lächelt Anja Gansler.
Warum sie sich überhaupt für ein Elektroauto entschieden haben? „Damit geben wir ganz persönlich ein klares Bekenntnis ab für eine umweltfreundliche Fortbewegung und energieeffiziente Zukunft“, so ihr Ehemann. „Beim Aufladen mit Ökostrom sind wir nahezu emissionsfrei unterwegs.“Das bedeute auch ein nachhaltigeres Leben.