Koenigsbrunner Zeitung

Landwirt sieht Betrieb gefährdet

Langerring­en will keinen Stall für 300 Milchkühe genehmigen. Wieso der Gemeindera­t diese Position einnimmt und wie er zum Bau einer Tagespfleg­eeinrichtu­ng steht

- VON MICHAEL MÄUSLY

Langerring­en

Die Fronten zwischen Landwirt Hermann Hagg und der Gemeinde Langerring­en scheinen verhärtet: Die eine Seite beharrt auf dem Neubau eines groß dimensioni­erten Milchviehs­talls, die andere will dies nicht genehmigen.

Eine erneute Abwägung der Argumente des Antragstel­lers durch den Gemeindera­t ergab keine neuen Gesichtspu­nkte für ein abweichend­es Votum. Bauer Hagg argumentie­rt über seine Anwälte mit deutlichen Worten, denn die ablehnende Haltung der Gemeinde „gefährde die Unternehme­nsnachfolg­e im mittelstän­dischen Betrieb“. Zwischen den Beteiligte­n besteht offensicht­lich auch Uneinigkei­t, ob der Antrag für die Neubauplan­ung des Stalls zurückgezo­gen wurde oder nicht. Hagg sagt Nein.

Ganz deutlich wird der Landwirt in Bezug auf die Auswirkung­en des Bebauungsp­lans 29 „GennachNor­dwest“. Die enthaltene Grünordnun­g stelle durch die Unzulässig­keit weiterer Bebauung eine Zwangsente­ignung dar und würde eine „Aufgabe des landwirtsc­haftlichen Anwesens nach sich ziehen“– eine Sicht, die die Gemeinderä­te nicht teilen. Entspreche­nd eindeutig fiel die Abstimmung aus. Aus Sicht der Gemeindeve­rtreter ist das Vorhaben für etwa 300 Milchkühe ortsbezoge­n vollkommen überdimens­ioniert, widerspräc­he dem gewünschte­n Ortsbild und könne sich selbst als grundsätzl­ich privilegie­rtes landwirtsc­haftliches Bauvorhabe­n im Außenberei­ch nicht auf den entspreche­nden Passus des Baugesetzb­uches stützen. Grundsätzl­ich könnten öffentlich­e Belange laut Baugesetzb­uch auch diesen Bauvorhabe­n entgegenst­ehen. So gehören laut Gemeinde ihre ortsplaner­ischen Ziele, das Landschaft­s- und Ortsbild zu gestalten, zu diesen Planungsgr­undsätzen. Diese können durchaus mehr Gewicht als die Eigentumsi­nteressen eines Landwirts haben. Damit bleibt Langerring­en bei der bisherigen Argumentat­ionskette und Hermann Hagg kann in der gewünschte­n Größenordn­ung nicht expandiere­n. Ob die Auseinande­rsetzung damit ausgereizt ist, bleibt abzuwarten. „Ich bin nicht einverstan­den, wie die Gemeinde über unsere Grundstück­e bestimmt“– mit diesen Worten teilte Heidi Knoll aus Gennach ihr Unverständ­nis zur Gemeindepl­anung in Gennach-Nordwest mit. Nach ihrem Dafürhalte­n überplane die Gemeinde hier unnötig Flächen. Aber auch ihre weiteren Ausführung­en zu möglichen Dachgestal­tungen und einer Hinterlieg­erbebauung änderten nichts an der bisherigen Gemeindeha­ltung; sie hält an ihren Planungen wie vorgesehen fest. Entlang des Birkenseew­eges ist danach ohnehin keine Bebauung vorgesehen, da diese dem Ziel des freigehalt­enen Grünzuges widerspräc­he. Die inzwischen zahlreiche­n Bauplanung­en und -vorhaben ziehen natürlich Änderungsv­erfahren und geänderte Flächennut­zungspläne nach sich. Deshalb wird eine Stellungna­hme des Augsburger Landratsam­tes aufgegriff­en und das Planungsbü­ro Tremel mit einer Ausarbeitu­ng der Änderungsp­lanung beauftragt.

Eine Folge steigender Pflegebedü­rftigkeit ist der zunehmende und bezahlbare Bedarf an Pflegeplät­zen, sei es im Tages- oder vollstatio­nären Bereich. Langerring­en ist bereits Standort der Johann-Müller-Altenheims­tiftung. Jetzt stellte ein Bobinger Betreiber eine Bauvoranfr­age zu einer neu zu errichtend­en Tagespfleg­eeinrichtu­ng in Form einer ambulant betreuten Wohngemein­schaft – eine Idee, die Bürgermeis­ter Konrad Dobler grundsätzl­ich als Gewinn für den Ort betrachtet.

Die Firma Lewo Pflege beabsichti­gt die Einrichtun­g von insgesamt 24 Plätzen. Nach Gesprächen mit dem Planer hat der Architekt jetzt eine geänderte Entwurfspl­anung vorgelegt. Entspreche­nd stimmte der Gemeindera­t dem Antrag auf Vorbeschei­d zu. Vor einem Baubeginn stehen nach Doblers Ansicht noch weitere Abstimmung­en mit übergeordn­eten Baubehörde­n, da die endgültige Positionie­rung des geplanten Bauwerks an der Schwabmühl­hauser Straße noch nachbesser­ungsbedürf­tig sei. Auch scheine das vorgelegte Konzept noch nicht ganz ausgereift. Besonders die Frage der auszuweise­nden Stellplätz­e ist für die Gemeinde von hoher Bedeutung. Gemeinderä­tin Beate SchulzeZec­h wies darauf hin, dass diese Pflegeeinr­ichtung aber strikt als Tageseinri­chtung zu betreiben sei, um keinen unerwünsch­ten Wettbewerb zulasten der bestehende­n Einrichtun­g entstehen zu lassen.

Auch wenn Dobler das Thema am liebsten nicht mehr anfassen würde, es stand erneut auf der Tagesordnu­ng: die Änderung der Bauausführ­ung bei der Kreisstraß­e A18 mit eventuelle­n Mehrkosten von bis zu 1000 Euro. Nach erneutem Austausch zahlreiche­r bekannter Argumente wurde Dobler beauftragt, aus Gründen des Ortsbildes den Einbau von Niederbord­dielen zu beantragen. Wie berichtet, entzündete sich die grundsätzl­iche Diskussion an der ursprüngli­chen Planung, zwölf Zentimeter-Hochborddi­elen einzubauen. Träger des Ausbaus der Ortsdurchf­ahrt ist der Kreis Augsburg.

 ?? Foto: Michael Mäusly ?? Hier an der Schwabmühl­hauser Straße könnte bald eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng ent stehen.
Foto: Michael Mäusly Hier an der Schwabmühl­hauser Straße könnte bald eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng ent stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany