Landwirt sieht Betrieb gefährdet
Langerringen will keinen Stall für 300 Milchkühe genehmigen. Wieso der Gemeinderat diese Position einnimmt und wie er zum Bau einer Tagespflegeeinrichtung steht
Langerringen
Die Fronten zwischen Landwirt Hermann Hagg und der Gemeinde Langerringen scheinen verhärtet: Die eine Seite beharrt auf dem Neubau eines groß dimensionierten Milchviehstalls, die andere will dies nicht genehmigen.
Eine erneute Abwägung der Argumente des Antragstellers durch den Gemeinderat ergab keine neuen Gesichtspunkte für ein abweichendes Votum. Bauer Hagg argumentiert über seine Anwälte mit deutlichen Worten, denn die ablehnende Haltung der Gemeinde „gefährde die Unternehmensnachfolge im mittelständischen Betrieb“. Zwischen den Beteiligten besteht offensichtlich auch Uneinigkeit, ob der Antrag für die Neubauplanung des Stalls zurückgezogen wurde oder nicht. Hagg sagt Nein.
Ganz deutlich wird der Landwirt in Bezug auf die Auswirkungen des Bebauungsplans 29 „GennachNordwest“. Die enthaltene Grünordnung stelle durch die Unzulässigkeit weiterer Bebauung eine Zwangsenteignung dar und würde eine „Aufgabe des landwirtschaftlichen Anwesens nach sich ziehen“– eine Sicht, die die Gemeinderäte nicht teilen. Entsprechend eindeutig fiel die Abstimmung aus. Aus Sicht der Gemeindevertreter ist das Vorhaben für etwa 300 Milchkühe ortsbezogen vollkommen überdimensioniert, widerspräche dem gewünschten Ortsbild und könne sich selbst als grundsätzlich privilegiertes landwirtschaftliches Bauvorhaben im Außenbereich nicht auf den entsprechenden Passus des Baugesetzbuches stützen. Grundsätzlich könnten öffentliche Belange laut Baugesetzbuch auch diesen Bauvorhaben entgegenstehen. So gehören laut Gemeinde ihre ortsplanerischen Ziele, das Landschafts- und Ortsbild zu gestalten, zu diesen Planungsgrundsätzen. Diese können durchaus mehr Gewicht als die Eigentumsinteressen eines Landwirts haben. Damit bleibt Langerringen bei der bisherigen Argumentationskette und Hermann Hagg kann in der gewünschten Größenordnung nicht expandieren. Ob die Auseinandersetzung damit ausgereizt ist, bleibt abzuwarten. „Ich bin nicht einverstanden, wie die Gemeinde über unsere Grundstücke bestimmt“– mit diesen Worten teilte Heidi Knoll aus Gennach ihr Unverständnis zur Gemeindeplanung in Gennach-Nordwest mit. Nach ihrem Dafürhalten überplane die Gemeinde hier unnötig Flächen. Aber auch ihre weiteren Ausführungen zu möglichen Dachgestaltungen und einer Hinterliegerbebauung änderten nichts an der bisherigen Gemeindehaltung; sie hält an ihren Planungen wie vorgesehen fest. Entlang des Birkenseeweges ist danach ohnehin keine Bebauung vorgesehen, da diese dem Ziel des freigehaltenen Grünzuges widerspräche. Die inzwischen zahlreichen Bauplanungen und -vorhaben ziehen natürlich Änderungsverfahren und geänderte Flächennutzungspläne nach sich. Deshalb wird eine Stellungnahme des Augsburger Landratsamtes aufgegriffen und das Planungsbüro Tremel mit einer Ausarbeitung der Änderungsplanung beauftragt.
Eine Folge steigender Pflegebedürftigkeit ist der zunehmende und bezahlbare Bedarf an Pflegeplätzen, sei es im Tages- oder vollstationären Bereich. Langerringen ist bereits Standort der Johann-Müller-Altenheimstiftung. Jetzt stellte ein Bobinger Betreiber eine Bauvoranfrage zu einer neu zu errichtenden Tagespflegeeinrichtung in Form einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft – eine Idee, die Bürgermeister Konrad Dobler grundsätzlich als Gewinn für den Ort betrachtet.
Die Firma Lewo Pflege beabsichtigt die Einrichtung von insgesamt 24 Plätzen. Nach Gesprächen mit dem Planer hat der Architekt jetzt eine geänderte Entwurfsplanung vorgelegt. Entsprechend stimmte der Gemeinderat dem Antrag auf Vorbescheid zu. Vor einem Baubeginn stehen nach Doblers Ansicht noch weitere Abstimmungen mit übergeordneten Baubehörden, da die endgültige Positionierung des geplanten Bauwerks an der Schwabmühlhauser Straße noch nachbesserungsbedürftig sei. Auch scheine das vorgelegte Konzept noch nicht ganz ausgereift. Besonders die Frage der auszuweisenden Stellplätze ist für die Gemeinde von hoher Bedeutung. Gemeinderätin Beate SchulzeZech wies darauf hin, dass diese Pflegeeinrichtung aber strikt als Tageseinrichtung zu betreiben sei, um keinen unerwünschten Wettbewerb zulasten der bestehenden Einrichtung entstehen zu lassen.
Auch wenn Dobler das Thema am liebsten nicht mehr anfassen würde, es stand erneut auf der Tagesordnung: die Änderung der Bauausführung bei der Kreisstraße A18 mit eventuellen Mehrkosten von bis zu 1000 Euro. Nach erneutem Austausch zahlreicher bekannter Argumente wurde Dobler beauftragt, aus Gründen des Ortsbildes den Einbau von Niederborddielen zu beantragen. Wie berichtet, entzündete sich die grundsätzliche Diskussion an der ursprünglichen Planung, zwölf Zentimeter-Hochborddielen einzubauen. Träger des Ausbaus der Ortsdurchfahrt ist der Kreis Augsburg.