Kampfansagen gegen den Flächenfraß
So will Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann ein abgeschmettertes Volksbegehren noch zum Erfolg führen
Untermeitingen
Bevor der Infoabend im Haus Imhof beginnt, rechnet Maximilian Deisenhofer noch einmal nach. „39 Tage sind es bis zur Landtagswahl. Wir zählen schon“, sagt der Direktkandidat der Grünen im Landkreis Augsburg. Auf seinen Flyern, die auf den Stühlen ausliegen, steht in Großbuchstaben ein Slogan: „Ich will Grünflächen und keine Betonwüsten.“Das Thema Flächenverbrauch steht auch an diesem Abend in Untermeitingen im Mittelpunkt. Zu den Rednern zählt dabei Ludwig Hartmann, der Grünen-Spitzenkandidat für die Landtagswahl. Es ist ein Abend, der sich um bekannte Thesen und Forderungen der Grünen dreht.
Vor rund 35 Parteimitgliedern und potenziellen Wählern stellen sich drei Kandidaten vor. Annemarie Probst aus Meitingen bewirbt sich für den Bezirkstag, sie will sich der Sozialpolitik widmen. Vor allem für das Wahlrecht von Behinderten will sie sich einsetzen: „Inklusion ist mein Thema, da könnte ich stundenlang drüber reden.“Doch ihr Redeanteil bleibt kurz.
Maximilian Deisenhofer hält ein Plädoyer für eine Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und für die Förderung von Radwegen. Schließlich eröffnet er das Thema der Flächennutzung: „Ich will, dass Bayern Heimat bleibt, dass es bei uns nicht so aussieht wie im Ruhrgebiet.“
Spitzenkandidat Hartmann greift als letzter Redner das Thema auf und blickt dabei auf den südlichen Landkreis Augsburg. „Innerhalb eines Jahres habe ich an etwa 90 Veranstaltungen zum Thema Flächenfraß teilgenommen und bei 95 Prozent war das Lechfeld Thema“, sagt Hartmann. „Und zwar im negativen Sinne.“Viel Natur sei dort durch Gewerbeflächen und große Logistikzentren zerstört worden. Mit ökologischen Ausgleichsflächen sei der Verlust kaum wettzumachen. Hartmann kritisiert vor allem die Bauweise und Planung: „40 Prozent dieser Gerwerbeflächen besteht aus Parkflächen.“Als Beispiel verweist er auf das Amazon-Zentrum in Graben. „Dort sehe ich keine Tiefgaragen und keine Parkdecks.“In mehrstöckiger Bauweise sieht Hartmann einen Lösungsansatz für das Problem. Zudem möchten die Grünen die Ausweisung neuer Gewerbeflächen beschränken und stattdessen in den Orten Leerstände füllen. „So wollen wir Lebensqualität in kleinen Gemeinden erhalten. Innenentwicklung vor Außenbereich, das muss gelten“, sagt Hartmann. Deshalb wünsche er sich „eine Landesplanung, die ihren Namen verdient“.
In ihrem Wahlprogramm fordern die Grünen, dass in Bayern maximal fünf Hektar an neuer Gewerbefläche pro Tag entstehen dürfen. Derzeit werden täglich rund 13 Hektar versiegelt. Doch der Bayerische Verfassungsgerichtshof hatte ein Volksbegehren mit dieser Forderung abgeschmettert. Die Begründung: Der Entwurf regle nicht alle Einzelfälle. Hartmann sagt, es gebe für die Grünen nach der Wahl zwei Optionen. In der Opposition könne die Partei den gescheiterten Entwurf überarbeiten und Fehler ausmerzen für ein neues Volksbegehren – oder aber sich als Teil der Regierung darum bemühen, die Idee durchzusetzen. „Unser Ziel ist es, die CSU unter 35 Prozent zu drücken“, sagt Hartmann und erklärt, dass seine Partei für die Regierungsverantwortung bereit wäre.
Eine Untermeitingerin fragt Hartmann schließlich, wie sie nun die Bürgerinitiative in der Nachbargemeinde Kleinaitingen unterstützen könne, die derzeit Unterschriften gegen die Ausweisung von einer mehr als 100 Hektar großen Gewerbefläche sammelt. Hartmann bleibt da nur ein Appell: „Reden Sie mit ihren Bekannten in Kleinaitingen und überzeugen Sie sie, zu unterschreiben.“