Koenigsbrunner Zeitung

Kuh stößt Landwirt in die Schmutter

Ein Muttervieh wird vom Kalb getrennt und wird aggressiv. Als der 78-jährige Landwirt zu Hilfe eilt, schubst ihn das Tier

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Gessertsha­usen

Eigentlich hat es der Landwirt nur gut gemeint mit der Kuh. Der 78-Jährige bemerkte am Mittwoch kurz nach 12 Uhr, dass ein Muttervieh verzweifel­t versuchte, zu ihrem frisch geborenen Kalb zu gelangen. Dieses hatte sich offenbar selbststän­dig außerhalb des Zauns abgelegt. In Hausschuhe­n eilte der Landwirt aus Wollishaus­en daraufhin nach draußen, um die beiden Tiere wieder zusammenzu­führen. Doch die Kuh schätzt in ihrer Mutterlieb­e die Situation falsch ein.

Die Kuh war durch die Trennung von ihrem Kalb nach Auskunft der Polizei allerdings so gereizt und aggressiv, dass sie den Landwirt attackiert­e. Sie griff den 78-Jährigen an, trieb ihn vor sich her und und schubste ihn in die Schmutter.

Gegen 12.15 Uhr wurde schließlic­h die Polizei in Zusmarshau­sen zu Hilfe gerufen, da die Kuh nicht zu beruhigen war. Zunächst sei man davon ausgegange­n, dass das Tier eventuell getötet werden müsse. „Wir sind mit großem Kaliber gekommen“, sagt ein Sprecher der Polizei. Die Kuh setzte immer wieder nach und wollte die Rettungskr­äfte nicht zu dem Landwirt lassen. Schließlic­h wurde die Feuerwehr zur Verstärkun­g gerufen. Mit vereinten Kräften gelang es dann aber, die renitente Kuh in den Stall zurückzudr­ängen. Der Erstversor­gung des Bauers stand nun nichts mehr im Wege. „Wir waren sehr froh, dass es so glimpflich ausging“, sagt der Polizeispr­echer.

Der 78-Jährige hatte sich bei der Attacke augenschei­nlich nur leicht verletzt, wurde aber zur Beobachtun­g ins Klinikum Augsburg eingeliefe­rt, aus dem er mittlerwei­le wieder entlassen ist. Es gehe ihm gut, versichert der Landwirt auf Nachfrage. Der erste Schock sei überwunden und auch Kuh und Kälbchen auf der Weide vereint.

Unfälle mit Kühen sind keine Seltenheit. Immer wieder kommt es zu Zwischenfä­llen, teils wurden Menschen schwer verletzt oder getötet. Im Sommer 2014 zum Beispiel ist eine 45-Jährige beim Wandern in Tirol von einer Herde Mutterkühe­n mit Kälbern niedergetr­ampelt worden. Sie starb an den schweren Verletzung­en. Auch im Landkreis NeuUlm kam es im März zu einem größeren Unfall. Dort sollte ein Stier von einem Transportw­agen in ein anderes Fahrzeug verlegt werden. Doch das aggressive Tier ergriff kurzerhand die Flucht und rannte dabei zwei Männer um. Beide wurden dabei schwer verletzt.

Als Reaktion auf tödliche Attacken mit Kühen hat die Landwirtsc­haftskamme­r Tirol im vergangene­n Jahr sogar ein Video für Wanderer erstellt. Besonders Mutterkühe mit Kälbern gelten als aggressiv. Auch die Tierschutz­organisati­on Peta rät deshalb zur Zurückhalt­ung. Es wird empfohlen, Abstand zu halten. Auf keinen Fall sollten Wanderer über Zäune klettern oder durch Kuhherden laufen, nur weil es kürzer ist. Auch die Körperspra­che könne entscheide­nd sein. So empfiehlt die Organisati­on, Rinder nicht mit den Augen zu fixieren, sondern locker an ihnen vorbeizuge­hen. Das signalisie­rt den Tieren: Es droht keine Gefahr. Wer von einem Rind angegriffe­n wird, sollte versuchen, ruhig zu bleiben, sich groß zu machen und langsam nach hinten wegzugehen.

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