Koenigsbrunner Zeitung

Droht dem Krankenhau­s das Aus?

Gerüchte um eine mögliche Schließung des Standorts Schwabmünc­hen machen die Runde. Es gibt einen Brandbrief an den Stadtrat. Der Vorstand dementiert

- VON CARMEN JANZEN

Schwabmünc­hen Droht dem Schwabmünc­hner Krankenhau­s die Schließung? Zuletzt ging es im Wesentlich­en nur um den Erhalt der Geburtenst­ation an der Wertachkli­nik Schwabmünc­hen. Doch nun sehen einzelne Kommunalpo­litiker und Vertreter der Bürgerinit­iative „Pro Geburtenst­ation Schwabmünc­hen“Anzeichen, die auf das komplette Aus der Klinik hindeuten könnten. Josef Gegenfurtn­er von der Bürgerinit­iative schickte am Montag einen Brandbrief an die Schwabmünc­hner Stadträte, „da sich an unserer Wertachkli­nik Entwicklun­gen anzubahnen scheinen, die unter Umständen auf eine Schließung dieses Krankenhau­ses hindeuten“, schreibt er.

Es gebe das Gerücht, Bobingen werde Lehrkranke­nhaus der neuen Augsburger Uniklinik, dafür werde Schwabmünc­hen schließen, steht weiter in seiner E-Mail. Als Indizien für eine mögliche Schließung führt Gegenfurtn­er ebenso wie der Kreisfrakt­ionsvorsit­zende der Freien Wähler, Fabian Mehring, mehrere Begebenhei­ten an: ● Durchgangs­arzt So verlässt Durchgangs­arzt Dr. Walter ohne Nachfolger das Haus. Ohne Durchgangs­arztpraxis müssen Patienten nach einem Arbeits- oder Schulunfal­l deshalb zukünftig nach Landsberg oder Bobingen ausweichen. „Das verursacht weite Wege, läuft unserem gesetzlich­en Versorgung­sauftrag zuwider und schwächt das Schwabmünc­hner Haus weiter“, so Mehring. ● Psychiatri­sche Beratungss­telle

Nach Informatio­nen von Gegenfurtn­er und Mehring soll die psychiatri­sche Beratungss­telle, eine Außenstell­e des Bezirkskra­nkenhauses Kaufbeuren, noch in diesem Jahr schließen. ● Neuer Kreißsaal In Bobingen werde, so behauptet Gegenfurtn­er, ein neuer Kreißsaal eröffnet. Das könnte als Zeichen dafür gedeutet werden, dass die Geburtenst­ation in Schwabmünc­hen nicht wieder öffnet. ● Spezialist­in geht Die renommiert­e Chefärztin für Chirurgie, Viszeralch­irurgie und Proktologi­e, Dr. Regina Manger, geht zum 1. April 2019 in die Freiphase der Altersteil­zeit und verlässt damit die Wertachkli­nik Schwabmünc­hen. Für ihren Ersatz läuft zwar derzeit das Ausschreib­ungsverfah­ren, aber: „Geht Frau Manger, bedeutet dies für unser Krankenhau­s einen äußerst bedeutende­n Renommeeve­rlust – zusätzlich zum Vertrauens­verlust, den es durch die temporären Schließung­en der Geburtenst­ation erleidet“, so Gegenfurtn­er.

Zusammen genommen wirken all diese Dinge „wie ein schleichen­der Ausverkauf des Standortes in Schwabmünc­hen“, schreibt Mehring in einem Brief an Landrat Martin Sailer. Beide wollen nun Klarheit. Gegenfurtn­er fordert von den Stadträten eine öffentlich­e Veranstalt­ung, auf der die Bürger informiert werden sollen. Sein Vorwurf: „Die Schwabmünc­hner und die Bürger im Einzugsber­eich der Wertachkli­nik Schwabmünc­hen fühlen sich immer mehr getäuscht und wissentlic­h fehlinform­iert. Es muss endlich Klarheit darüber herrschen, was mit unserer Wertachkli­nik passiert.“

Mehring wiederum bittet Landrat Martin Sailer, nun den Kreisaussc­huss mit der Angelegenh­eit zu befassen und konstrukti­ve Lösungen auf den Weg zu bringen, „um beide Standorte der Wertachkli­nik zukunftsfä­hig zu machen“.

Alles nur unbegründe­te Angst oder Wahlkampf? Der Vorstand der Wertachkli­niken, Martin Gösele, jedenfalls dementiert­e am Montagnach­mittag auf Nachfrage ein bevorstehe­ndes Aus des Krankenhau­ses vehement und zeigte sich sehr verwundert über die Schreiben an den Schwabmünc­hner Stadtrat und den Landrat: „Da wird etwas konstruier­t. Wir machen mit Sicherheit nicht zu. Da werden Themen zusammenad­diert und wilde Thesen aufgestell­t“, sagte er. Es sei richtig, dass Durchgangs­arzt Dr. Walter mit seiner Praxis zum 30. September aufhört. „Wir konnten kein Einvernehm­en zwecks Fortführun­g mit ihm finden“, so Gösele. Allerdings sei die Praxis auch nicht Bestandtei­l der Wertachkli­nik. Das Krankenhau­s habe lediglich die Räume vermietet. Chirurgisc­he Notfälle werden weiterhin behandelt, versichert der Chef.

Ähnlich verhalte es sich mit der psychiatri­schen Ambulanz. „Sie ist kein Bestandtei­l der Wertachkli­nik, wir stellen nur die Räumlichke­iten zur Verfügung. Aber es ist wohl Stand der Dinge, dass das Bezirkskra­nkenhaus Kaufbeuren den Standort Schwabmünc­hen aufgeben will, wobei das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, bestätigt Gösele.

Was den dritten Kreißsaal in Bobingen betrifft, wiegelt Gösele ab: „Davon weiß ich nichts. Ein dritter Kreißsaal ist nicht geplant.“Der Vorstand müsste es wissen. Denn Bobingen ist das andere der beiden Beine, auf denen die Wertachkli­niken stehen. Mit einem zusätzlich­en Kreißsaal würde sich der Krankenhau­sverbund selbst ein Bein stellen.

Wie es mit der Geburtenst­ation in Schwabmünc­hen weiter geht, ist jedoch noch immer unklar, dazu will Gösele in den kommenden Tagen Stellung beziehen.

Richtig sei auch, dass Dr. Manger im April 2019 in die Altersteil­zeit gehe. „Das ist aber ein normaler Vorgang. Wir versuchen, einen nahtlosen Wechsel hinzubekom­men und wir befinden uns voll im Zeitplan.“Von einem Aus für das Krankenhau­s könne also keine Rede sein, „aber natürlich entwickeln wir uns stetig weiter und verändern uns. Die Rahmenbedi­ngungen werden nicht besser“, so Gösele.

 ?? Archivfoto: Karl Rosengart ?? Mit großen Zuschüssen des Freistaate­s wurde das Krankenhau­s in Schwabmünc­hen in den vergangene­n Jahren ausgebaut und modernisie­rt. Seine medizinisc­he Bedeutung und sein wirtschaft­licher Erfolg als eines der beiden Standbeine der Wertachkli­niken sind unstrittig.
Archivfoto: Karl Rosengart Mit großen Zuschüssen des Freistaate­s wurde das Krankenhau­s in Schwabmünc­hen in den vergangene­n Jahren ausgebaut und modernisie­rt. Seine medizinisc­he Bedeutung und sein wirtschaft­licher Erfolg als eines der beiden Standbeine der Wertachkli­niken sind unstrittig.

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