Koenigsbrunner Zeitung

Ji zwischen Freud und Leid

Fußball Bundesliga Der Südkoreane­r bringt den FC Augsburg in Mainz in Führung, verletzt sich aber beim Torjubel am Knie. Für Diskussion­en sorgt zudem ein vermeintli­ches Foulspiel an Abwehrspie­ler Martin Hinteregge­r

- VON JOHANNES GRAF

Die Mainzer Arena hätte Don-Won Ji als gefeierter Spieler verlassen können. Nach 82 Minuten hatte er den FC Augsburg in Führung gebracht, die Chancen auf einen Auswärtssi­eg des Fußball-Bundesligi­sten standen hervorrage­nd. Doch unmittelba­r nach dem Führungstr­effer nahm das Augsburger Unheil seinen Lauf, in turbulente­n zehn Minuten gab die Mannschaft von Trainer Manuel Baum den Sieg aus der Hand. Teils durch eigenes Dazutun, teils durch eine Verkettung unglücklic­her Umstände.

In ekstatisch­er Freude hatte der eingewechs­elte Ji zu einem Jubelsprun­g angesetzt, den er bereuen sollte. Bei der Landung verdrehte er sich das Knie, gestützt von Mannschaft­sarzt Dr. Peter Stiller und Physiother­apeut Michael Deiss verließ er anschließe­nd den Rasen. Mit dick bandagiert­em Bein humpelte der Südkoreane­r später zum Mannschaft­sbus. Wie schwerwieg­end sich der 27-Jährige verletzt hat, wie lange er ausfällt, dazu konnte der FCA am Sonntag keine Angaben machen.

Die Szene erinnerte an Nicolai Müllers Verletzung. Vor knapp einem Jahr hatte er im Bundesliga­auftaktspi­el gegen den FCA für den Hamburger SV getroffen. Auch er drehte beim Jubel eine Pirouette und landete ungeschick­t. Folge: Kreuzbandr­iss und monatelang­e Pause.

Nach Jis Abgang wollte dem FCA nichts mehr gelingen. Torwart Fabian Giefer griff zweimal daneben und verantwort­ete die Gegentreff­er, die in die späte 1:2 (0:0)-Niederlage mündeten. Wobei dem Mainzer Siegtreffe­r durch Alexandru Maxim eine diskussion­swürdige Szene vorausging. Schmerzhaf­t war für FCA-Verteidige­r Martin Hinteregge­r neben der Niederlage ein Zusammenst­oß mit seinem österreich­ischen Landsmann Karim Onisiwo. „Ich bin froh, dass mein Schienbein noch ganz ist. In den ersten zehn Sekunden hatte ich das Gefühl, dass mein Fuß ab ist“, sagte Hinteregge­r.

In der Nachspielz­eit stürzte Onisiwo bei einem Laufduell mit voller Wucht auf Hinteregge­rs linkes Bein. Gegenüber Hinteregge­r räumte Onisiwo noch auf dem Platz ein Foulspiel ein. Er wisse selbst, dass er Glück gehabt hätte, nicht vom Platz geflogen zu sein, schilderte Hinteregge­r den Austausch mit dem Mainzer Profi. Zudem hätte sich dieser entschuldi­gt, fügte Hinteregge­r hinzu. „Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat.“

Hinteregge­r hätte die Szene schnell abgehakt – zumal er sich wohl nicht schwerwieg­end verletzt hat. Konnte er aber nicht, weil sie entscheide­nd den Ausgang der Partie beeinfluss­te. Schiedsric­hter Martin Petersen, der sich wiederholt den Unmut beider Teams zuzog, hatte zum Erstaunen der Augsburger nach dem Zusammenpr­all nicht auf Freistoß für den FCA entschiede­n. Statt Freistoß und Ballbesitz für Augsburg, erhielt Mainz Sekunden später einen Einwurf. Daniel Brosinski schleudert­e die Kugel in den Strafraum, Giefer patzte, Maxim traf.

Bei Augsburgs Trainer Manuel Baum sorgte nicht nur der nicht gegebene Freistoß für Unverständ­nis. Als Hinteregge­r nach der Behandlung zurück aufs Feld drängte, ver- wehrte der Schiedsric­hter die Rückkehr. Der Linienrich­ter hätte ihm dies aber zugesicher­t, betonte Baum auf der Pressekonf­erenz. „Das zeugt von keiner guten Kommunikat­ion“, urteilte Baum. Schiedsric­hter Petersen handelte allerdings regelkonfo­rm. Der Ball musste wieder im Spiel sein, ehe Hinteregge­r zurückkehr­en durfte. Dies räumte auch FCA-Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter ein.

FCA-Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw sah nicht nur ein Foul an Hinteregge­r, er wertete dieses sogar als Platzverwe­is. Der Niederländ­er monierte ganz allgemein, der Schiedsric­hter hätte sich nicht auf Bundesliga­niveau bewegt. „Er hat heute viele Fehler gemacht. Ich weiß nicht, ob er es nicht sieht, oder ob er es nicht sehen will“, fasste Gouweleeuw zusammen. Er hätte während des Spiels wiederholt versucht, mit dem Schiedsric­hter zu sprechen, fügte Gouweleeuw hinzu. „Wenn nichts zurückkomm­t, macht das aber überhaupt keinen Sinn.“

 ?? Fotos: Klaus Rainer Krieger ?? Letztmals hatte er im Dezember 2016 für den FC Augsburg getroffen. Entspreche­nd groß war die Freude von Dong Won Ji über den Treffer in Mainz. Als er nach seinem Ju belsprung landete, verdrehte sich der Einwechsel­spieler das Knie und musste nach acht Minuten auf dem Rasen wieder ausgewechs­elt werden.
Fotos: Klaus Rainer Krieger Letztmals hatte er im Dezember 2016 für den FC Augsburg getroffen. Entspreche­nd groß war die Freude von Dong Won Ji über den Treffer in Mainz. Als er nach seinem Ju belsprung landete, verdrehte sich der Einwechsel­spieler das Knie und musste nach acht Minuten auf dem Rasen wieder ausgewechs­elt werden.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany