Wenn Hunde zum Baden gehen
Planschen, tauchen, paddeln: Im Familienbad dürfen zum Saisonende die Hunde ins Wasser. Sie hatten Spaß – und die Wasserwacht kann sich freuen
Flair liebt das Wasser – eigentlich. Nur eben nicht dieses. Die Hündin sträubt sich auf den Armen ihrer Besitzerin Caroline Welsch. Und wenn die sie dann doch ins Wasser setzt, macht sich der Airedale-Terrier sofort auf den Weg zum Beckenrand. „Im See ist es gar kein Problem“, sagt Welsch, die so etwas schon geahnt hat und daher mit wassertauglicher Montur mit ihrer Hündin im Kinderbecken steht. Die Dose mit Leckerlis griffbereit.
Außer Caroline Welsch sind am Samstag kaum Zweibeiner in den Becken des Familienbades zu sehen. Trubel herrscht trotzdem. Beim vierten Hundebadetag „Bello’s Batschlach“, organisiert von der Wasserwacht Augsburg-West, ist das Wasser den Hunden vorbehalten. Da Chlor den Vierbeinern schadet, stoppte das Bad, nach dem Ende der Sommerbadesaison, die Chemiezufuhr und stellte die Heizung ab. „Chlor baut sich innerhalb von zwei bis drei Tagen von selbst ab“, erklärt Günter Eisenrith, Leiter der Wasserwacht Augsburg. „Es besteht also keine Gefahr für die Hunde.“Zwei Tage lang dürfen Schäferhund, Pudel und Co. planschen, tauchen, schwimmen.
Die Idee dazu entstand vor vier Jahren. „Wir brauchten dringend Ersatz für unser altes Einsatzfahr- zeug“, erklärt Eisenrith. „Letztendlich kam das Bäderamt mit der Idee auf die Wasserwacht zu.“Das Fahrzeug ist mittlerweile bestellt. Für den Innenausbau wird noch gesammelt. Seit dem ersten Hundebadetag vor vier Jahren ist die Veranstaltung stetig gewachsen. „Im ersten Jahr waren es 250 Hunde, die zum Baden kamen. Dieses Jahr rechnen wir mit rund 1000 Hunden“, so Eisenrith.
Besucher können unter anderem Vorführungen der Wasserrettungshunde Augsburg verfolgen und sich an Ständen über die Arbeit der Wasserwacht und andere ehrenamtliche Vereine informieren. So zum Beispiel über die Arbeit der Malteser. Die Gruppe der Hilfsorganisation bringt unter dem Motto „Mit Tieren für Menschen“Hunde, Katzen oder Kaninchen in Altenheime oder Schulen. „Es ist erstaunlich, welche Veränderungen wir erleben, wenn beispielsweise Demenzpatienten mit unseren Hunden in Berührung kommen“, erzählt Regina Engl.
Das alles interessiert Ghanima wenig. Die Langstockhaar-Schäferhündin hat nur Augen für den neongelben Tennisball, den Diana Stöhr bereits zum hundertsten Mal in das Schwimmerbecken schmeißt. Unermüdlich springt Ghanima hinterher, um sich dann klatschnass an den Beckenrand zu hieven. Tennisball zurückbringen. Hundeblick. Reinspringen. Holen. Rausklettern. Und das ganze Spielchen von vorne. Stöhr ist hauptberuflich Hundetrainerin. Deshalb gehorcht die Hündin aufs Wort. Sogar das Schütteln am Beckenrand klappt auf Kommando. Etwas skeptisch ist dagegen Buz. Er sitzt auf einem Stand-up-PaddleBrett, während Tina Goldstein vor ihm kniet und paddelnd versucht, das Gefährt durch das Schwimmerbecken zu manövrieren. Das Angebot gibt es dieses Jahr zum ersten Mal bei „Bello’s Batschlach“. Eigentlich steht man bei dem Trendsport aufrecht auf dem Brett. Doch bei jedem Versuch seiner Halterin aufzustehen, fühlt sich der Rüde auf dem Brett sichtlich unwohl.
Wer Angst hat, nächstes Jahr Hundehaare in den Becken des Familienbads zu finden – keine Sorge! Darum kümmert sich die Wasserwacht.