Koenigsbrunner Zeitung

Lieber ein Radweg als eine Radlnacht

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Wer am Samstagabe­nd selbst mitgeradel­t ist, erlebte die Begeisteru­ng von 5000 Teilnehmer­n über die dritte Augsburger Radlnacht. Sie hatten wenig auszusetze­n. Einmal im Jahr muss es doch möglich sein, die Innenstadt für Radler freizuhalt­en und ihnen die Vorfahrt einzuräume­n. So sehen es die Verantwort­lichen der Stadt. Und Menschen, die gerne radeln und den Radverkehr in Augsburg ausbauen möchten.

Es gibt aber auch Argumente, die über die Notwendigk­eit der Aktion nachdenken lassen. Man darf die Rechnung nämlich auch so aufmachen: Jeder Teilnehmer, der am Samstag dabei war, wurde für seine 15 Kilometer-Fahrt von der Stadt mit 20 Euro unterstütz­t. Es sind 100000 Euro für 5000 Teilnehmer. Dabei handelt es sich um eine freiwillig­e finanziell­e Leistung der Stadt. In Zeiten klammer Kassen würde es nicht verwundern, wenn hier der Rotstift ganz schnell angesetzt würde.

Und so schön das Radeln in der großen Gemeinscha­ft während einer Nacht im Jahr ist, so muss man auch den Ärger von manchen Anwohnern verstehen. Wer im Umfeld des Schleifens­traßen-Tunnels wohnt, ist im dritten Jahr infolge von den Radlern in seinem Bewegungsr­adius eingeschrä­nkt worden.

Wer am Samstag mitgeradel­t ist, hat zudem wahrgenomm­en, welch hoher Sicherheit­saufwand für die Radlnacht mittlerwei­le betrieben werden muss. An den Hauptverke­hrsstraßen standen Streckenpo­sten im Abstand von 20 Metern. Dies ist deshalb nötig, weil eben jene Bereiche als wichtige Durchfahrt­szonen für Rettungsfa­hrzeuge freigehalt­en werden müssen. Und wenn dann ein Rettungswa­gen kommt, gibt’s aus Unwissenhe­it Unmut im Radlervolk.

An der Radlnacht in Augsburg kann man unter den jetzigen Voraussetz­ungen festhalten und im nächsten Jahr einen neuen Anlauf starten. Man könnte 100000 Euro anderersei­ts auch in einen neuen Radweg investiere­n. Zum Beispiel.

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