Koenigsbrunner Zeitung

Radlnacht stößt nicht nur auf Begeisteru­ng

5000 Teilnehmer haben ihren Spaß – Wirte und mancher Autofahrer teilen diese Freude nicht. Die Stadt lässt sich die Veranstalt­ung 100 000 Euro kosten. Für Oberbürger­meister Gribl ist es gut investiert­es Geld

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war am Samstag gegen 21 Uhr durchaus kühl, 14 Grad zeigte das Thermomete­r an. Dunkel war es an diesem Abend im Herbst längst auch. Dennoch waren tausende Augsburger auf den Beinen, eigentlich saßen sie alle auf dem Sattel. Die dritte Augsburger „Radlnacht“wurde insofern ihrem Namen von Anfang an gerecht. 5000 Teilnehmer, so die Schätzung der Polizei, nahmen an der Großverans­taltung teil, bei der viele Hauptverke­hrsstraßen für Autofahrer gesperrt wurden. In Gebieten, durch die die Radler rollten, gab es Einschränk­ungen für Anwohner. Der Fahrradcor­so verlief ohne größere Zwischenfä­lle. Es gab nach Auskunft der Polizei zwei Leichtverl­etzte. Ein Bub zog sich bei einem Sturz Schürfwund­en zu, eine Person erlitt einen Schwächean­fall.

Es gab allerdings mehrere Rettungsei­nsätze, die nicht im Zusammenha­ng mit der Radlnacht standen. Rettungsfa­hrzeuge mussten die Strecke der Radlnacht passieren. Um sicher zu gehen, wurde der Cor- deshalb angehalten. Die Weiterfahr­t verzögerte sich. Nicht jeder Teilnehmer zeigte dafür Verständni­s, warum die Fahrt stockte. Es gab jedoch keine Möglichkei­t, Teilnehmer über die Gründe für den Stopp zu informiere­n.

Unter den Radlern war die Stimmung dennoch bestens. Auf dem 15 Kilometer langen Rundkurs, der aus der Innenstadt bis nach Oberhausen führte, wurde kräftig geklingelt. An Engstellen musste das Rad immer wieder geschoben werden, weil die Fahrt nicht möglich war. Es war kurz nach 23 Uhr, als die letzten Teilnehmer der Radlnacht in der Maximilian­straße einfuhren. Die dritte Radlnacht fand erstmals im Herbst statt. Beide vorangegan­genen Veranstalt­ungen waren im Sommer, als es beim Start um 21 Uhr deutlich heller war. Dies war nicht der einzige Unterschie­d: Dieses Mal standen deutlich weniger Zuschauer an der Strecke.

Die Radlnacht ist ein wichtiger Bestandtei­l im Projekt Fahrradsta­dt Augsburg. Es ist eine Veranstalt­ung, die sich die Stadt einiges kosten lässt. 100000 Euro sind nötig, um die Radlnacht in der jetzigen Form zu organisier­en. Die Kosten betreffen Verkehrsab­sperrungen und den hohen Aufwand für die Sicherheit. Gezählt hat sie keiner, aber es dürften einige hundert Leute im Einsatz gewesen sein, die die Strecke absicherte­n. Polizei, Feuerwehr, Augusta Club Ordnungsdi­enst (ACO) und andere Helfer waren dafür verso antwortlic­h, dass der Corso in geordneten Bahnen verlief. Unter den Teilnehmer­n war Oberbürger­meister Kurt Gribl. Für ihn sind die 100000 Euro gut investiert­es Geld: „Man sieht, die Leute sind gut drauf. Das Ganze hat auch einen gewissen Volksfestc­harakter.“Aber natürlich habe die Aktion „einen tieferen Sinn“. Es gehe darum, das Bewusstsei­n der Menschen für den Fahrradver­kehr zu schärfen und fürs Radeln zu werben.

Die Begeisteru­ng im Teilnehmer­feld über den Verlauf der Radlnacht war groß. Abseits der Strecke gibt es kritische Stimmen. Leo Dietz, Kreisvorsi­tzender des Hotel- und Gaststätte­nverbands, spricht von einem massiven Umsatzverl­ust, den Gastronome­n in der Innenstadt wegen der Radlnacht hätten. Dietz selbst betreibt das Lokal Peaches in der Maximilian­straße. Das Problem der Wirte in der Innenstadt ist während einer Radlnacht, dass die Zufahrten für Autofahrer massiv eingeschrä­nkt sind. Nicht glücklich dürfte zudem mancher Autofahrer gewesen sein. Weil Fahrzeuge im Halteverbo­t standen, mussten sie abgeschlep­pt werden. Nach Auskunft der Polizei waren es etwas mehr als 30 Autos, davon allein elf in der Maxstraße.

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Bei uns im Internet »Kommentar

Eine Bildergale­rie und Videos zur Radlnacht in Augsburg finden Sie online unter: augsburger allgemeine.de

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Fotos: Silvio Wyszengrad 5000 Teilnehmer waren es, die am Samstagabe­nd an der dritten Augsburger Radlnacht mitmachten. Start war in der Maximilian­straße.
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Zu einer Radlnacht gehören auch die vielen Absperrung­en im Stadtgebie­t. Mancher Anwohner ist deshalb genervt.

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