Radlnacht stößt nicht nur auf Begeisterung
5000 Teilnehmer haben ihren Spaß – Wirte und mancher Autofahrer teilen diese Freude nicht. Die Stadt lässt sich die Veranstaltung 100 000 Euro kosten. Für Oberbürgermeister Gribl ist es gut investiertes Geld
Es war am Samstag gegen 21 Uhr durchaus kühl, 14 Grad zeigte das Thermometer an. Dunkel war es an diesem Abend im Herbst längst auch. Dennoch waren tausende Augsburger auf den Beinen, eigentlich saßen sie alle auf dem Sattel. Die dritte Augsburger „Radlnacht“wurde insofern ihrem Namen von Anfang an gerecht. 5000 Teilnehmer, so die Schätzung der Polizei, nahmen an der Großveranstaltung teil, bei der viele Hauptverkehrsstraßen für Autofahrer gesperrt wurden. In Gebieten, durch die die Radler rollten, gab es Einschränkungen für Anwohner. Der Fahrradcorso verlief ohne größere Zwischenfälle. Es gab nach Auskunft der Polizei zwei Leichtverletzte. Ein Bub zog sich bei einem Sturz Schürfwunden zu, eine Person erlitt einen Schwächeanfall.
Es gab allerdings mehrere Rettungseinsätze, die nicht im Zusammenhang mit der Radlnacht standen. Rettungsfahrzeuge mussten die Strecke der Radlnacht passieren. Um sicher zu gehen, wurde der Cor- deshalb angehalten. Die Weiterfahrt verzögerte sich. Nicht jeder Teilnehmer zeigte dafür Verständnis, warum die Fahrt stockte. Es gab jedoch keine Möglichkeit, Teilnehmer über die Gründe für den Stopp zu informieren.
Unter den Radlern war die Stimmung dennoch bestens. Auf dem 15 Kilometer langen Rundkurs, der aus der Innenstadt bis nach Oberhausen führte, wurde kräftig geklingelt. An Engstellen musste das Rad immer wieder geschoben werden, weil die Fahrt nicht möglich war. Es war kurz nach 23 Uhr, als die letzten Teilnehmer der Radlnacht in der Maximilianstraße einfuhren. Die dritte Radlnacht fand erstmals im Herbst statt. Beide vorangegangenen Veranstaltungen waren im Sommer, als es beim Start um 21 Uhr deutlich heller war. Dies war nicht der einzige Unterschied: Dieses Mal standen deutlich weniger Zuschauer an der Strecke.
Die Radlnacht ist ein wichtiger Bestandteil im Projekt Fahrradstadt Augsburg. Es ist eine Veranstaltung, die sich die Stadt einiges kosten lässt. 100000 Euro sind nötig, um die Radlnacht in der jetzigen Form zu organisieren. Die Kosten betreffen Verkehrsabsperrungen und den hohen Aufwand für die Sicherheit. Gezählt hat sie keiner, aber es dürften einige hundert Leute im Einsatz gewesen sein, die die Strecke absicherten. Polizei, Feuerwehr, Augusta Club Ordnungsdienst (ACO) und andere Helfer waren dafür verso antwortlich, dass der Corso in geordneten Bahnen verlief. Unter den Teilnehmern war Oberbürgermeister Kurt Gribl. Für ihn sind die 100000 Euro gut investiertes Geld: „Man sieht, die Leute sind gut drauf. Das Ganze hat auch einen gewissen Volksfestcharakter.“Aber natürlich habe die Aktion „einen tieferen Sinn“. Es gehe darum, das Bewusstsein der Menschen für den Fahrradverkehr zu schärfen und fürs Radeln zu werben.
Die Begeisterung im Teilnehmerfeld über den Verlauf der Radlnacht war groß. Abseits der Strecke gibt es kritische Stimmen. Leo Dietz, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands, spricht von einem massiven Umsatzverlust, den Gastronomen in der Innenstadt wegen der Radlnacht hätten. Dietz selbst betreibt das Lokal Peaches in der Maximilianstraße. Das Problem der Wirte in der Innenstadt ist während einer Radlnacht, dass die Zufahrten für Autofahrer massiv eingeschränkt sind. Nicht glücklich dürfte zudem mancher Autofahrer gewesen sein. Weil Fahrzeuge im Halteverbot standen, mussten sie abgeschleppt werden. Nach Auskunft der Polizei waren es etwas mehr als 30 Autos, davon allein elf in der Maxstraße.
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Eine Bildergalerie und Videos zur Radlnacht in Augsburg finden Sie online unter: augsburger allgemeine.de