Mit Bienenwachs Kunst erschaffen
Im Königsbrunner Rathaus sind farbenfrohe Bilder von Maria Groß ausgestellt. Die Werke wurden mit einer 4000 Jahre alten Technik gestaltet. Das Ergebnis ist für die Künstlerin oft selber eine Überraschung
Königsbrunn
Leuchtende Bilder in Enkaustik, das bedeutet, gestaltet mit pigmentiertem Bienenwachs, einer alten Technik, die ihre Blütezeit vor über 2000 Jahren vor Christus erlebte, schmücken derzeit das Kunstkarree im Rathaus Foyer. Die Künstlerin Maria Groß, Zweite Vorsitzende des Königsbrunner Künstlerkreis (KKK) und Kursleiterin eines Mal-Treffs für Enkaustik, entdeckte ihre Leidenschaft für diese besondere Technik bereits vor 20 Jahren und bildet sich bis heute an der Enkaustik-Akademie fort. Zahlreiche Einzelausstellungen im Großraum Augsburg folgten.
Die gut besuchte Vernissage im Rathaus wurde einfühlsam musikalisch vom Wertachauer Saitenklang umrahmt. Nicht nur Kinderlieder rund um die Biene, auch fröhliche Volkslieder kamen zu Gehör, und die Gäste waren herzlich eingeladen mitzusingen. Bürgermeister Franz Feigl lobte das künstlerische Engagement von Maria Groß und verteilte Liedtexte zum Mitsingen.
Kulturbüro-Leiterin Ursula OffMelcher stellte die Künstlerin im Rahmen eines informativen Interviews den zahlreichen Besuchern vor. „Was vor 20 Jahren anhand eines Enkaustik-Starter-Sets mit der Gestaltung von Glückwunsch- oder Weihnachtskarten in Enkaustik begann, entwickelte sich über die Jah- re zur richtigen Leidenschaft, quasi zum Enkaustik-Virus“, so die Künstlerin.
„Es ist diese unvergleichbare Leuchtkraft und Frische der Farben, die dank beheizbarer Malgeräte auf das Papier fließen. Auch der Duft des Bienenwachses ist einzigartig“, erzählte die Künstlerin. „Wachs ist einerseits ein dankbarer Werkstoff, andererseits nicht vollständig kontrollierbar. Somit erlebe ich beim Malen immer wieder spontane Überraschungen.“Die Motive entdeckt Groß, die eine große Naturfreundin und gerne auf Wanderungen unterwegs ist, überwiegend in der Natur.
Das brandaktuelle Thema Bienensterben liegt ihr doppelt am Herzen: Einerseits würde das echte Wachs damit verschwinden, andererseits wäre die Natur dadurch massiv beschnitten. Doch auch Exponate in Museen oder kreative Übungsabende beim KKK geben ihr Inspiration, Neues auszuprobieren. Das Titelbild der Ausstellung ist eines ihrer Lieblingsbilder und heißt „Ver-rückt“. Es entstand nach Urlaubstagen im österreichischen Lechtal. Dort hatte es bis ins Tal hinunter geschneit. Der leuchtend rote Mohn, der seinerzeit in voller Blüte stand, spitzelte nur hier und da aus dem Schnee heraus. „Durch das Bild ,verrückte‘ ich die Zeit wieder zurück in den Juli“, erläuterte Maria Groß.
Verrückt hat die Künstlerin auch diese uralte Technik, mit der bis ins Jahr 2000 vor Christus mit dem legendären „punischen Wachs“gearbeitet wurde, ins Jahr 2018. Erhalten geblieben sind von ihren künstlerischen Vorgängern etwa 900 gut erhaltene Mumien-Porträts in Wachstechnik, die im ägyptischen Museum in Kairo besichtigt werden können. Bei einem Bummel durch den Enkaustik-Bilderwald, harmonisch komponiert im Kunstkarree, entdeckten die begeisterten Besucher die unterschiedlichsten Farben und Formen, Landschaftsbilder, Blütenvielfalt und auch abstrakte Werke. „Die beiden benachbarten Bilder ,Weltenbaum 1‘ und ,Weltenbaum 2 Herbst‘ erinnern mich an chinesische Malerei“, empfand Stadtrat Norbert Schwalber. „Durch die Beschränkung auf das Wesentliche bleibt viel Raum für eigene Gefühle und Gedanken zum Bild.“
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Ausstellung Zu besichtigen ist die Ausstellung „geWACHSen“von Maria Groß bis einschließlich Freitag,
30. November, im Kunstkarree des Kö nigsbrunner Rathauses während der ge wohnten Öffnungszeiten.