Koenigsbrunner Zeitung

Hier kracht es in Augsburg am häufigsten

Vergangene­s Jahr gab es in der Stadt über 10000 Unfälle, fast 2000 Menschen wurden verletzt. Manche Kreuzungen sind öfter betroffen als andere. Woran das liegt und was Polizei und Stadt dagegen tun

- VON JÖRG HEINZLE

Es kracht ständig auf den Augsburger Straßen. Genau 10660 Unfälle zählte die Polizei hier im vorigen Jahr, 1817 Menschen wurden dabei verletzt, sieben verloren ihr Leben. Was viele nicht wissen: Die Polizei erfasst bei jedem Unfall die genaue Lage der Unfallstel­le. Die Standortda­ten sind so exakt, dass sie sich in eine Karte übertragen lassen. Das Statistisc­he Bundesamt erstellt daraus einen Unfallatla­s, der im Internet abrufbar ist. Der Atlas zeigt, wo sich Unfälle mit Verletzten abgespielt haben und wo sie sich häufen. In Augsburg zeigen sich dabei bekannte Schwerpunk­te – aber auch unerwartet­e Problemste­llen.

Gibt es eine Stelle, an der Verkehrste­ilnehmer besonders oft bei Unfällen verletzt werden?

Ja – und es ist ein Bereich, den man vielleicht nicht unbedingt vermutet hätte. Denn nach den Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s spielten sich im Bereich der Bärenwirt-Kreuzung im vorigen Jahr die meisten Unfälle mit Verletzten ab. Neben der großen Kreuzung in Oberhausen befand sich früher eine CocaCola-Abfüllung, heute ist dort unter anderem ein Rewe-Supermarkt. Betroffen ist vor allem der Verkehr auf der Ost-West-Achse jeweils kurz vor und auf der Kreuzung. Elf Mal hat es im Jahr 2017 hier so gekracht, dass dabei Menschen verletzt worden sind. Verletzt wurden Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger. Todesopfer gab es hier aber keine. Im Jahr 2016 mussten Polizei und Sanitäter in diesem Bereich nicht ganz so oft anrücken, aber trotzdem immerhin noch sieben Mal.

In welchen anderen Straßen häufen sich Unfälle mit Verletzten noch?

Schaut man die Karte des Statistisc­hen Bundesamte­s an, so kristallis­ieren sich vier weitere Straßenabs­chnitte heraus, an denen es im vorigen Jahr häufig Verletzte durch Verkehrsun­fälle gegeben hat. Betroffen sind der Leonhardsb­erg, die Hermanstra­ße (nahe Königsplat­z), die Haunstette­r Straße in etwa auf Höhe der Sportanlag­e Süd sowie der Bereich der Inverness-Allee (B300) kurz vor dem Tunnel. Dort gab es überall, jeweils innerhalb eines Bereichs von rund 200 Metern Länge, zwischen sieben und zehn Unfälle mit Verletzten. Was dabei auffällt: Die Unfallschw­erpunkte haben Gemeinsamk­eiten. Sie sind alle viel befahren, zumindest teilweise mehrspurig. Dazu kommen an mehreren Stellen auch Bus- und Tramlinien.

Gibt es auch Straßen, in denen besonders viele Radfahrer in Unfälle verwickelt sind?

Ja, die gibt es. Sogar einige. Die Statistik hat gleich 14 Straßenabs­chnitte erfasst, an denen es voriges Jahr drei oder mehr Radfahrunf­älle mit Verletzten gab. Sechs Unfälle mit Verletzten waren es in der Hermanstra­ße. Das ist die Straße zwischen der Gögginger Brücke (Eisenbahnb­rücke) und dem Königsplat­z. Dort gibt es in beiden Richtungen teils keinen eigenen Radweg. Sieben entspreche­nde Radfahreru­nfälle gab es in der Stadtbachs­traße – das ist die Straße zwischen der MAN-Kreuzung und der dortigen Lechbrücke. Riskante Abschnitte für Radfahrer sind auch die Wertachstr­aße, die Ulmer Straße nahe der Wertachbrü­cke und die Langenmant­elstraße auf der Höhe des Plärrergel­ändes. Auch hier sind Radwege bislang Mangelware. Zumindest in der Langenmant­elstraße soll die Situation aber noch dieses Jahr entschärft werden. Hier werden Radspuren eingericht­et, dafür fällt für Autos in beide Richtungen je eine Fahrspur weg.

Und wie es sieht es bei den Unfällen mit Fußgängern aus?

Hier gibt es ebenfalls ein paar Orte, an denen sich Unfälle mit verletzten Fußgängern im vorigen Jahr auffällig gehäuft haben. Die Statistike­r haben im Stadtgebie­t vor allem vier Schwerpunk­te ausgemacht: In der Dieselstra­ße, die auch bei der Zahl aller Verkehrsun­fälle mit Verletzten die Statistik anführt, in der Augsburger Straße in Pfersee, in der Ulmer Straße auf Höhe des Oberhauser Bahnhofs und an der Kreuzung vor dem Jakobertor. Was auffällt: An all diesen Stellen halten Straßenbah­nen und Linienbuss­e, die Haltestell­en werden auch jeweils stark genutzt. Wer es eilig hat und noch Bahn oder Bus erwischen will, überquert hier die Straße mitunter auch mal so, dass es knapp zugeht – oder eben auch zum Unfall kommt.

Wo sieht die Polizei kritische Stellen im Stadtgebie­t?

Für die Polizei zählt nicht alleine, wie oft sich in einem Bereich Unfälle abspielen. Die Beamten lassen in ihre Bewertung auch einfließen, wie schwer die Unfälle sind und ob sich ein- und dasselbe Unfallgesc­hehen an einer Stelle wiederholt. Es gibt klar definierte Kriterien, ab wann die Polizei von einem Unfallschw­erpunkt spricht. Beispielsw­eise, wenn sich auf einer Landstraße in einem Abschnitt von 300 Metern innerhalb von drei Jahren drei Unfälle mit Schwerverl­etzten ereignen. Auf so etwas reagiert die Polizei zusammen mit den Kommunen und den Straßenbau­ämtern. Bei einzelnen, schweren Unfällen, etwa mit Todesopfer­n, wird auch sofort etwas an der Verkehrsfü­hrung geändert, wenn das nötig erscheint, sagt Polizeiobe­rrat Ralf Bührle, der sich im Augsburger Präsidium mit dem Thema Verkehr befasst.

Wie haben die Behörden auf Unfallschw­erpunkte zuletzt reagiert?

Es gibt Beispiele. Am nördlichen Ende der Donauwörth­er Straße, nahe des Bauhaus-Marktes kreuzte ein Radweg gefährlich die Straße. Eine Radfahreri­n wurde hier von einem Lastwagen erfasst und so schwer verletzt, dass sie starb. Der Radweg wurde gesperrt, stattdesse­n gibt es für Radler eine neue Verkehrsfü­hrung – etwas umständlic­her, aber sicherer. An einem anderen Schwerpunk­t, der Inverness-Allee, hat die Polizei einen Super-Blitzer aufgestell­t. Seit Mai 2017 ist er in Betrieb. Geblitzt werden sowohl Autofahrer, die bei Rot über die Ampel fahren als auch jene, die zu stark aufs Gas treten.

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Unfallatla­s »Kommentar

Mehr dazu erfahren Sie unter: augsburger allgemeine.de.

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Foto: Annette Zoepf Im Bereich der Bärenwirt Kreuzung in Oberhausen spielten sich im vergangene­n Jahr die meisten Unfälle mit Verletzten ab. Elf Mal krachte es hier im Jahr 2017 so, dass Menschen zu Schaden kamen.

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