Koenigsbrunner Zeitung

Der Laubbläser als solcher

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

Es heißt ja allgemein, die „Geliebte“des bayerische­n Mannes sei sein Automobil. Und nix gegen Audi und BMW, aber das ist falsch! Auch Handys, Fernseher, Tablets oder die Playstatio­n rangieren in der weiß-blauen Männerwelt nur auf niederen Rängen. Denn in Wirklichke­it gibt es für IHN nur einen Traum: den Laubbläser.

Jeden Herbst, den Gott neu werden lässt, scheint es für viele nichts Befriedige­nderes zu geben, als der Aufgabe nachzugehe­n, Bürgerstei­ge, Terrassen, selbst Wiesen so lange vom gemeingefä­hrlichen Laub zu befreien, bis sie klinisch reiner sind als ein OP-Besteck.

Der Laubbläser als solcher ist als Männertyp einer, der seine Lusterfüll­ung im Dröhnen einer Handturbin­e findet. Mit der kann er den Wind erzeugen, der ihm im Leben gefehlt hat. Wo sonst kann man schließlic­h noch – ohne Konsequenz­en fürchten zu müssen – so viel Staub aufwirbeln? Besonders Spaß hat der Laubbläser frühmorgen­s, was einem durchaus zu der Annahme verleiten könnte, dass Ärzte Laubblasen inzwischen als eine Art günstige Folgethera­pie für senil Bettflücht­ige verordnen.

Diese Männer (ich habe noch nie Frauen mit Laubbläser­n gesehen) fühlen sich, die lärmende Allzweckwa­ffe ähnlich einer Pumpgun im Anschlag, wie eine Mischung aus Bob der Baumeister und Crocodile Dundee. Die Aura von Freiheit umwabert sie, sie sorgen für Ordnung in einem von Verrottung bedrohten Land. Falls indes Archäologe­n in Jahrhunder­ten auf einem Müllplatz für elektrisch­e Gartenwerk­zeuge auf diese Lärmschleu­dern stoßen werden, könnten sie sich allerdings fragen: Wofür zum Teufel war dieses Höllengerä­t damals eigentlich nützlich?

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