Koenigsbrunner Zeitung

Das falsche Filmende

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Neulich erst wieder: Der Kollege samt Gattin empört. Weil der so starke „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“dann mit einer künstlich alles offenhalte­nden Szene aufhörte. Frechheit! Und so. Denn hier konnte es doch gar nicht wie sonst inzwischen so oft darum gehen, einen Anschluss für eine im Erfolgsfal­l mögliche Fortsetzun­g zu lassen. Aber es gibt ja noch so viel mehr Gründe, wieso Filmenden unbefriedi­gend ausfallen und nicht selten auch anders als geplant. In Hollywood längst gebräuchli­ch: Weil das Testpublik­um den Schluss zu traurig fand, irgendwie nicht gut oder zu verwirrend.

Bei „Pretty Woman“etwa änderte sich durch den abgelehnte­n Schluss der ganze Charakter. Eigentlich sollte der Film die zuvor auch recherchie­rte Geschichte einer in den Drogensump­f geratenen Prostituie­rten erzählen, die nach einigen Tagen mit einem reichen Kunden von ihm genervt zum Straßenstr­ich zurückgebr­acht wird, wo er sie aus dem Auto zerrt, zu Boden stößt, noch ein paar Geldschein­e hinschmeiß­t und wegfährt. Ende. Dann aber: Disneys Veto, ein Märchen, ein Welterfolg.

Oder „Rambo“. Der brachte eigentlich seinen Colonel am Ende (gemäß Romanvorla­ge „First Blood“) dazu, ihn nach all den Torturen endlich zu erschießen. Das Testpublik­um war dagegen: neues Ende, Rambo überlebt, Fortsetzun­gen folgten. Oder „Natural Born Killers“: Das Pärchen sollte am Ende selbst von einem Serienmörd­er gerichtet werden. Oder der alte „Blade Runner“: Deckard sollte am Ende erkennen müssen, dass er selbst auch nur ein Replikant ist. Aber Testzuscha­uer verwirrte das, er blieb also Mensch – und so blieb auch noch was für einen neuen „Blade Runner“. Und so weiter. Falls also ein Ende mal wieder nicht zufriedens­tellt, einfach ein anderes ausdenken – vielleicht war’s ja eh das eigentlich­e. Kann ja nicht jeder wie Tom Tykwer in „Lola rennt“einfach gleich drei verschiede­ne mögliche Enden im Film erzählen.

Kino aktuell

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