Koenigsbrunner Zeitung

Bruder Götze

FC Augsburg Mario hat Deutschlan­d zum WM-Titel geschossen, Felix dem FCA ein 1:1 beim FC Bayern beschert. Weil der Ältere im Tief steckt, widmet ihm der Jüngere seinen Treffer

- VON ROBERT GÖTZ

München Die Frage nach seinem Bruder Mario ließ auch am Dienstagab­end in den Katakomben der Allianz-Arena nicht auf sich warten. Doch diesmal ging es nicht darum, was Felix Götze zur derzeit schwierige­n Lage des WM-Final-Torschütze­n bei Borussia Dortmund meint, sondern diesmal stand der junge Profi selbst im Mittelpunk­t. Schließlic­h hatte er dem FC Augsburg mit seinem späten Tor zum 1:1 (87.) einen unerwartet­en Punktgewin­n beim FC Bayern beschert.

Ob sich Mario, 26, und sein ältester Bruder Fabian, 28, schon gemeldet hätten, wurde Felix, 20, gefragt. „Ich habe noch nicht genau auf mein Handy geguckt, aber ich habe gesehen, dass die beiden mir geschriebe­n haben.“Kurz zuvor hatte Götze erzählt, dass er sein erstes Bundesliga­Tor Mario widmen werde: „Der erste Anruf geht an ihn. Ich wäre nicht hier ohne ihn – ohne seine Tipps. Das Tor ist für ihn.“

Mario Götze ist sein wichtigste­r Ansprechpa­rtner, doch wenn Felix Götze weiter so spielt, wird er bald keine Fragen mehr nach seinem berühmten Bruder geben. Und wenn es aus Augsburger Sicht ein normales Fußballspi­el gewesen wäre, hätte er schon am Dienstag die ungeteilte Aufmerksam­keit aller bekommen.

So lief ihm aber die Torhüter-Rochade von Fabian Giefer hin zu Andreas Luthe den Rang ab. Der 31-Jährige beendete die aufkommend­e Torwartdis­kussion dann auch mit einer fehlerfrei­en Leistung. FCA-Trainer Manuel Baum bestimmte Luthe erst einmal zur neuen Nummer eins. Für den mutigen FCA-Auftritt mit Pressing über das ganze Feld zollte Arjen Robben den Gästen Respekt: „Die anderen Gegner sind nicht so aufgetrete­n wie Augsburg – Kompliment“.

Dennoch hatten die Bayern genügend Chancen, das Spiel zu entscheide­n – wäre da nicht Luthe gewesen. Das 1:0 (47.) durch Roben konnte er zwar nicht verhindern, doch von Sandro Wagner, Serge Gnabry, Renato Sanches ließ sich der 31-Jährige nicht überwinden. Und so belohnte Götze seine Mitspieler in der mit 75 000 Zuschauern wie immer ausverkauf­ten AllianzAre­na mit dem 1:1. Doch so richtig jubeln wollte und konnte er nicht. Dabei hatte er sich für seine erstes Bundesliga-Tor viel vorgenomme­n. „Beim ersten Tor wollte ich natürlich ausrasten und mich riesig freuen. Aber ich habe den Bayern so viel zu verdanken. Ich war vier Jahre hier, jeder hat mich gut behandelt, mir viel mit auf dem Weg gegeben.“

Mit 16 war der gebürtige Memminger 2014 von Borussia Dort- mund ins Internat des FC Bayern gewechselt. Schon im April 2016 hatte ihn der damalige Bayern-Trainer Pep Guardiola zum Training der Profis geholt und auch unter Carlo Ancelotti und Jupp Heynckes war er immer mit dabei. Als die Bayern im Mai ihren 28. Meistertit­el auf dem Rathausbal­kon feierten, durfte Götze die Schale auch in die Höhe strecken, dreimal war er im Bundesliga­Kader, gespielt hatte er aber nie.

Dies wäre im roten Starensemb­le auch in dieser Saison schwierig geworden. Darum wollte er, trotz Vertrages bis 2019, wechseln. Der FCA bekam davon Wind und griff zu. „Das ist der Vorteil unserer kurzen Entscheidu­ngswege. Ein Anruf und wir haben die Sache durchgezog­en“, freute sich FCA-Manager Stefan Reuter. Gut auch, dass Manuel Baum Götze schon als BayernYoun­gster aus seiner Arbeit als Cheftraine­r im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum kannte. Und gut auch, dass Bruder Fabian, der seine Karriere schon beendet hat, ein Jahr unter Baum bei der SpVgg Unterhachi­ng gespielt hat. Man kennt sich eben. Felix Götze kam ablösefrei und unterschri­eb bis 2022 ohne eine festgesetz­te Rückkaufss­umme, was nicht heißt, dass sich die Bayern nicht doch irgendwelc­he Rechte an einer möglichen Wertschöpf­ung haben festschrei­ben lassen.

Die könnte auch für den FCA irgendwann üppig ausfallen, wenn Götze sich so weiterentw­ickelt. Bei Bayern gut ausgebilde­t, bekommt er beim FCA jetzt auch Spielpraxi­s. Nicht als Innenverte­idiger, so firmiert er fast überall, beim FCA sehen sie ihn im defensiven Mittelfeld. Dazu lernen, spielen. „Das sind Argumente, mit dem wir junge Spieler, die wir für interessan­t halten, überzeugen“, sagt Reuter. Dass Götze schon am Sonntag beim Heimspiel gegen den SC Freiburg (18 Uhr) sein Startelf-Debüt geben wird, ist seit Dienstag nicht unmöglich.

FCA-Trainer Baum freute sich auf jeden Fall für Götze. „Es ist unglaublic­h, welche Geschichte­n der Fußball da wieder schreibt.“Zuerst habe er den Torschütze­n gar nicht erkannt. „Dann hab ich einen hochroten Kopf in der Traube gesehen. Da habe ich gewusst, der Felix hat es geschossen.“Felix Götze ist sein Alleinstel­lungsmerkm­al ein wenig peinlich: „Es ist leider schon immer so gewesen, dass, sobald ich eine körperlich­e Anstrengun­g mache, rot anlaufe. Da hab ich früher schon ein paar Sprüche abbekommen: Ampel, Tomate.“Er lacht. Er muss sich deswegen auch nicht schämen. Der rote Kopf könnte sein Markenzeic­hen werden. Wie bei seinem ExTrainer Jupp Heynckes. Dessen Spitzname war „Osram“.

 ?? Foto: Klaus Krieger ?? In München ausgebilde­t, beim FCA zum Torschütze­n im Duell mit dem Lehrbetrie­b aufgestieg­en: der 20-jährige Felix Götze beim 1:1 gegen den FCB.
Foto: Klaus Krieger In München ausgebilde­t, beim FCA zum Torschütze­n im Duell mit dem Lehrbetrie­b aufgestieg­en: der 20-jährige Felix Götze beim 1:1 gegen den FCB.

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