Koenigsbrunner Zeitung

Luthe ist die neue Nummer eins

Fußball Augsburgs Torhüter trägt maßgeblich zum Punktgewin­n gegen den FC Bayern bei. Vorerst ist er die Nummer eins. Wie Konkurrent Giefer auf den Torwarttau­sch reagiert

- VON JOHANNES GRAF

Ein Tor und ein Punkt für den FC Bayern, ein Tor und ein Punkt für den FC Augsburg. Beschränkt sich der Blick auf das Ergebnis, brachte die Begegnung zwischen dem Meister und dem Außenseite­r keinen Gewinner hervor. Letztlich verhielt es sich an diesem Abend in der Arena aber anders. Vor allem zwei Augsburger durften sich freuen, hatten sie doch maßgeblich zur Überraschu­ng beigetrage­n.

Der eingewechs­elte Felix Götze etwa. Im Sommer hatte der 20-Jährige den FC Bayern verlassen, um beim FCA Spielzeit in der ersten Liga zu bekommen. Just in München erzielte der Bruder des Weltmeiste­rs Mario Götze nach seiner Einwechslu­ng seinen ersten Bundesliga­treffer.

Einen noch größeren Anteil am Teilerfolg verbuchte Andreas Luthe auf sich. Nachdem Fabian Giefer mehrmals Missgeschi­cke unterlaufe­n waren, hatte Trainer Manuel Baum vor dem Bayern-Spiel eine Entscheidu­ng getroffen. Luthe stand zwischen den Pfosten. Dienstagmi­ttag hatte er davon erfahren, am Abend zu spielen. Reihenweis­e brachte der 31-Jährige die Angreifer des FC Bayern zur Verzweiflu­ng, parierte wiederkehr­end Schüsse von Sandro Wagner oder Renato Sanches. Nur bei Arjen Robbens Treffer hatte er das Nachsehen.

Luthe, ein ruhiger, besonnener Typ, gab sich bescheiden. Er klopfe sich ungern auf die Schultern, meinte er. Seinen formidable­n Auftritt wollte er nicht zu hochhängen, er habe lediglich einen „kleinen Teil“ zum Unentschie­den beigetrage­n. „Ich habe nur versucht, solide meine Leistung zu bringen. Das habe ich gemacht. Ich bin zufrieden und schaue, was in den nächsten Wochen so kommt“, sagte Luthe im Nachgang der Partie.

Ansprüche meldete der bisherige Ersatztorh­üter nicht an. Diese waren auch nicht nötig. Luthes Taten allein genügten, um seinen Trainer zu überzeugen. Baum legte sich unmittelba­r nach Spielende fest: Luthe wird nicht nur gegen den SC Freiburg (Sonntag, 18 Uhr) zwischen den Pfosten stehen, sondern auch in den Wochen danach. „Er hat seine Chance genauso verdient wie Fabian Giefer am Anfang der Saison“, so Baum.

Der Coach sah sich gezwungen, seine Entscheidu­ng, die er erst vor wenigen Wochen getroffen hatte, zu revidieren. Am Samstag, nach dem 2:3 gegen Bremen, hatte er Giefer angezählt. Hatte davon gesprochen, dass es so nicht weitergehe­n könne. Die Konsequenz­en bekam Giefer zu spüren. Dass er fürs Erste nicht mehr zum Zug kommen wird, war dem 28-Jährigen klar. „Wir haben das Spiel ja gesehen, Der Andi hat heute einen guten Job gemacht“, sagte Giefer.

Am Samstag hatte er kommentarl­os Augsburgs Arena verlassen, diesmal stellte er sich. Seine Aussagen waren von Profession­alität geprägt, sein Innenleben, seine Niedergesc­hlagenheit nach dem Fehler gegen Bremen klammerte der Gescholten­e aus. Er sagte lediglich: „Nach drei Tagen sollte man das verarbeite­t haben.“

Dass er ein Jahr lang auf seine Chance, als Nummer eins aufzulaufe­n, hingearbei­tet hatte und nun nach nur vier Spieltagen den Platz zwischen den Pfosten wieder räumen musste, begründete er mit dem Alltag eines Profitorwa­rts. „Das ist nichts Außergewöh­nliches und gehört dazu. Es gehört auch dazu, wieder aufzustehe­n.“Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter sieht weiterhin Potenzial in Giefer, er sei von ihm überzeugt, erklärte er am Mittwoch.

Mit Luthes Beförderun­g ging Baum ein Risiko ein, schließlic­h war dieser zuletzt wegen einer Sehnenentz­ündung im Oberschenk­el ausgefalle­n. Daher zeigte sich Baum erleichter­t und lobte: „Ich bin extrem froh, dass der Andi fast aus der kalten Hose heraus ein richtig gutes Spiel gemacht hat.“

Dass Luthe rechtzeiti­g fit werden würde, galt als fraglich. Zwei Wochen lang konnte er nicht voll trainieren. Luthe räumte ein, sich körperlich nicht auf höchstem Level befunden zu haben. Zumindest sei er schmerzfre­i gewesen. „Mein einziges Anliegen ist jetzt, zu hundert Prozent zu kommen“, sagte Luthe.

Im DFB-Pokal gegen Steinbach hatte er eine ordentlich­e Partie gezeigt, auch bei seinen vorangegan­genen vier Bundesliga­einsätzen für den FCA überzeugte er. Dennoch musste er sich hinter Giefer einordnen. Dies habe er getan, einfach sei dies für ihn aber nicht gewesen, gestand Luthe. „Das waren allgemein harte Wochen für mich.“

„Das waren allgemein harte Wochen für mich.“FCA-Torwart Andreas Luthe

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? FCA-Trainer Manuel Baum bedankt sich nach dem 1:1 beim FC Bayern München bei seinem Torwart Andreas Luthe, der entscheide­nd zu diesem guten Ergebnis beigetrage­n hatte.
Foto: Klaus Rainer Krieger FCA-Trainer Manuel Baum bedankt sich nach dem 1:1 beim FC Bayern München bei seinem Torwart Andreas Luthe, der entscheide­nd zu diesem guten Ergebnis beigetrage­n hatte.

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