Koenigsbrunner Zeitung

Wo fährt die Tram bald bis ins Umland?

Nahverkehr In Friedberg wird jetzt die Verlängeru­ng der Linie 6 bis zur Altstadt geprüft. In Neusäß fühlt man sich vom Freistaat wegen der Uniklinik ausgebrems­t. Dafür wird es für die „Dreier“nach Königsbrun­n immer konkreter

-

Region Wie sieht der Stadtverke­hr der Zukunft aus? Gibt es Fahrverbot­e für Autos in den Zentren? Kommt die günstige oder kostenlose Benutzung von Straßenbah­nen und Bussen? Täglich spüren die Menschen vor allem in der Großstadt, dass der Autoverkeh­r mehr und mehr an Grenzen stößt – die Stichworte: Luft, Lärm, Platz. Umso mehr rückt die Frage in den Vordergrun­d: Was kann der Ausbau des Tramnetzes bewirken? Wie steht es um die Pläne, Linien über die Grenzen Augsburgs hinaus in die Nachbarstä­dte zu bauen? Eine Bestandsau­fnahme.

● Friedberg Kann die Straßenbah­nlinie 6 von der Endhaltest­elle am P+R-Platz Friedberg-West zum Friedberge­r Bahnhof verlängert werden? Das soll nach dem Willen des Friedberge­r Stadtrates jetzt untersucht werden. Eine breite Mehrheit quer durch die Fraktionen unterstütz­te den Vorschlag der SPD. Diese möchte, dass die Verwaltung mit den Stadtwerke­n Augsburg klärt, wie diese zu einer Verlängeru­ng stehen, welche Trasse infrage käme und wie sich Bau- und Folgekoste­n darstellen könnten. Die Stadtwerke äußerten sich positiv. Sprecher Jürgen Fergg: „Aus unserer Sicht ist das Projekt wünschensw­ert. Es geht darum, in einer wachsenden Region die bestmöglic­he Mobilität für die Menschen anzubieten.“Laut Fergg müssten zunächst Gespräche zwischen den Stadtwerke­n, Stadt Augsburg und dem Landkreis Aichach-Friedberg als Aufgabentr­äger geführt werden. Eine Machbarkei­tsstudie müsste verkehrlic­he Machbarkei­t, Trassenvar­ianten sowie Umweltaspe­kte untersuche­n und Kosten abschätzen. Dann gelte es zu klären, ob das Projekt zuschussfä­hig ist und dann müssten die Städte Friedberg und Augsburg sowie der Kreistag Aichach-Friedberg zustimmen.

Zuständig für den Nahverkehr ist der Kreis. Aus dem Landratsam­t heißt es dazu: „Eine Straßenbah­nlinie, welche von P+R bis zum Bahnhof fährt, würde nur einen ,Ast‘ bedienen. Es braucht dazu immer noch Busse, die die weiteren Verzweigun­gen im Stadtgebie­t versorgen.“

Friedbergs Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) sowie FW-Stadtrat Johannes Hatzold favorisier­en deshalb einen Ringverkeh­r um die Altstadt, der auch das Schulzentr­um einbezieht. Wichtig ist allen Friedberge­rn eine baldige Untersuchu­ng. Sie wollen vermeiden, dass der Bau der Augsburger Osttangent­e die Verlängeru­ng der „Sechser“verhindert. Die Tram müsste nämlich die Trasse kreuzen. Wie lange eine Verwirklic­hung dauert, mag im Moment keiner abschätzen.

● Neusäß „Ausgebrems­t“fühlen sich die Neusässer mit ihren Plänen für eine Verlängeru­ng der Trambahnli­nie 5 über das Klinikum hinaus bis an die Westheimer Straße. Derzeit hält die Straßenbah­n direkt am Klinikum – diese Haltestell­e ist für die Neusässer zu weit entfernt. Eine Verlängeru­ng würde neue Baugebiete, wo derzeit 280 neue Wohnungen entstehen ,fußläufig‘ anbinden. Vor der Sommerpaus­e bestätigte zwar ein Planer dem Stadtrat, dass das Projekt technisch machbar ist. Die bevorzugte Trasse würde westlich am Klinikum vorbeiführ­en und träfe neben dem Bezirkskra­nkenhaus auf die Westheimer Straße. Die Tram- und Bushaltest­elle mit Wendeschle­ife wäre etwa gegenüber der Robert-Schu- dort könnte man laut Planer einen Park-and-ride-Platz mit etwa 350 Stellplätz­en bauen.

Doch die Pläne haben Schwachste­llen: Zum einen müsste der Parkplatz des Bezirkskra­nkenhauses verlegt werden – wohin? Es ist unklar, inwieweit die Tramtrasse das Areal des BKH treffen würde. Viel wichtiger ist aber: Das für die Uniklinik zuständige Wissenscha­ftsministe­rium hat sein Veto eingelegt, weil die Trasse durch mögliche Erweiterun­gsflächen der Klinik führen würde, der Freistaat sieht sich da für die Zukunft eingeschrä­nkt. In Neusäß will man nun abwarten, bis sich nach der Übergangsp­hase die Entscheidu­ngsgremien für die Uniklinik konstituie­rt haben. Dann will man das Projekt erneut diskutiere­n. ● Gersthofen „Das Thema ist noch nicht vom Tisch“, sagt Gersthofen­s Bürgermeis­ter Michael Wörle zur Verlängeru­ng der Linie 4 von Augsburg-Nord. Doch unübersehb­ar ist: Der Straßenbah­nbau wird in der Ballonstad­t kontrovers diskutiert – und ist technisch komplizier­t – wenngleich eine Studie die Machbarkei­t bestätigt hat. Weil von knapp vier Kilometern Strecke gerade mal die Hälfte auf einem eigenen Gleiskörpe­r gebaut werden könnte, wird befürchtet, dass Autos und Trambahnen am Ende in der Augsburger Straße im Stau stehen könnten. Zudem hat sich gerade erst der Zorn der Bürger am Einbau zweier Verkehrsin­seln als Ersatz für Zebrastrei­fen entladen. Im Sommer hatte sich der Stadtrat darauf verständig­t, mehrere Modelle zur Zukunft des Verkehrs zu entwickeln. Möglicherw­eise ist eine kürzere Tram-Variante die Lösung.

● Königsbrun­n Die Planung für die bisher in der Region am längsten diskutiert­e Verlängeru­ng ist abgeschlos­sen – die Straßenbah­nlinie 3 nach Königsbrun­n. Anfang 2018 wurden von den Augsburger Stadtwerke­n die Unterlagen für das Planfestst­ellungsver­fahren bei der Remann-Straße, gierung von Schwaben eingereich­t. Dort werden nach der öffentlich­en Auslegung derzeit Einwände geprüft. Vor allem direkte Anlieger sorgen sich bekanntlic­h um den Lärmschutz. Im Königsbrun­ner Rathaus geht man davon aus, dass die Genehmigun­g für den Bau Mitte nächsten Jahres erteilt werden kann. Danach folgen Detailplan­ung, Ausschreib­ung und der Bau.

Rund ein Jahr müsse wohl für die „Baufreimac­hung“gerechnet werden, das heißt für die Freimachun­g des Bodens von etwaigen Kampfmitte­ln aus dem Zweiten Weltkrieg, für das Entfernen von Rohrleitun­gen und archäologi­sche Untersuchu­ngen. Läuft alles nach Plan, könnte die Königsbrun­ner Linie 2022 in Betrieb genommen werden. Für die Königsbrun­ner Stadtverwa­ltung steht jetzt vor allem die Informatio­n der Bürger im Mittelpunk­t, parallel laufen Detailplan­ungen für die Haltestell­en. (kru, dav, wer, maker)

 ?? Foto: Annemarie Rencken ?? Straßenbah­nlinie 6 bis nach Friedberg? Noch ist für die Linie 6 am Park-and-ride-Platz vor den Toren der Stadt Endstation, die Fahrgäste müssen in Busse umsteigen. Doch jetzt wird geprüft, ob eine Tramverlän­gerung bis zum Bahnhof möglich ist. Auch in anderen Nachbarstä­dten von Augsburg ist die Tram ein Thema.
Foto: Annemarie Rencken Straßenbah­nlinie 6 bis nach Friedberg? Noch ist für die Linie 6 am Park-and-ride-Platz vor den Toren der Stadt Endstation, die Fahrgäste müssen in Busse umsteigen. Doch jetzt wird geprüft, ob eine Tramverlän­gerung bis zum Bahnhof möglich ist. Auch in anderen Nachbarstä­dten von Augsburg ist die Tram ein Thema.

Newspapers in German

Newspapers from Germany