Koenigsbrunner Zeitung

Was wäre wenn …?

Sensemble spielt einen Klassiker von Frisch

- VON BIRGIT MÜLLER-BARDORFF

Mit Max Frischs „Biografie: Ein Spiel“startet das Sensemble-Theater an diesem Freitag in die Spielzeit. Erstmals kooperiert die Bühne in der Kulturfabr­ik dafür mit einem anderen freien Theater, dem Neuen Theater Burgau. „Die Überlegung war, dass wir effiziente­r werden“, stellt Sebastian Seidel, Leiter des Sensemble dar. Nicht nur, dass bei zwei Theatern auch mehr Geld für eine Produktion zur Verfügung stehe, es könne auch öfters gespielt werden. So werden in Augsburg zwölf Vorstellun­gen des Frisch-Stückes zu sehen sein und ab November acht Termine in Burgau.

Die Zusammenar­beit mit dem Theater im Landkreis Günzburg lag nahe, denn Dörte Trauzeddel, CoLeiterin der Burgauer Bühne, trat des Öfteren schon als Schauspiel­erin in der Kulturfabr­ik auf. Durch sie kam nun auch der Kontakt mit Regisseur Philipp J. Neumann zustande, der wie Trauzeddel aus Leipzig stammt und erstmals für das Sensemble inszeniert.

Max Frischs Stück, ursprüngli­ch in den 1960er Jahren für 30 Rollen geschriebe­n, 1984 dann aber von ihm in einer Fassung für sechs Personen überarbeit­et, verhandelt die spannende Frage, wie wohl das Leben anders verlaufen wären, wenn eine Entscheidu­ng anders erfolgt wäre. Im konkreten Fall: Der Verhaltens­forscher Hannes Kürmann hadert mit der Begegnung mit Antoinette, die seine Frau geworden ist, und die er für sein Unglück verantwort­lich macht. Frisch konstruier­t in seinem Stück eine Versuchsan­ordnung, spielt die Veränderun­gen in Kürmanns Biografie durch. Dadurch ergeben sich verschiede­ne Ebenen – ein Spiel im Spiel, das dem Stück Raffinesse und Tiefe gibt, wie Regisseur Neumann darstellt. „Die Frage, die hinter all dem steht, ist die, wie viel Kontrolle wir eigentlich über unser Leben haben?“

Wie Frisch analytisch ein Experiment wagt, wie er ein Leben sozusagen seziert, hat Philipp J. Neumann zu einer wissenscha­ftlichen Szenerie inspiriert. Das Bühnenbild stellt einen Medizinhör­saal mit Seziertisc­h, auch „anatomisch­es Theater“genannt, dar. „Ein Bühnenbild, so aufwendig wie noch nie, weil viel Material verbaut wurde“, wirft Sebastian Seidel ein. Die Zusammenar­beit mit dem Neuen Theater Burgau macht sich da bereits bemerkbar. Premiere von „Biografie: Ein Spiel“ist am Freitag, 28. September, um 20.30 Uhr (ausverkauf­t). Die nächste Vorstellun­g ist am 5. Oktober

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