Koenigsbrunner Zeitung

Roboter und Pedale

Selbstfahr­ende Autos und elektrisch­e Autos – wie sieht die Zukunft des Verkehrs in der Stadt aus?

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Städte wollen ihre Mobilität neu erfinden. Noch bauen wir aber Infrastruk­tur für das heute, denn für das Morgen fehlt die große Vision.

Ja, alle haben tolle Lösungen: Carsharing, Car-On-Demand, gratis ÖPNV, elektrisch­e Antriebe, autonomes Fahren, Lastenräde­r … An der Vielfalt liegt es nicht, aber wenige zeichnen ein Gesamtbild wie die „smarte Stadt“aussehen kann. „Bis 2030 sind die Städte praktisch autofrei“, prophezeit der Zukunftsfo­rscher Eike Wenzel. Doch es wirkt auf viele verstörend, wenn man es so direkt ausdrückt wie er: Zu sehr hängen viele am „heiligen

Blechle“. Was aber, wenn das „Blechle“eben nur ein wenig kleiner wird und nicht mehr brummt und stinkt? Was, wenn man nicht durch das Roboterfah­rzeug entmündigt würde, sondern es einem den unangenehm­en Teil des Fahrens abnimmt und sich nur selbst parkt? Was, wenn man das Fahrrad, wie wir es kennen, auf vier statt zwei Räder stellt, mit einem Motor ausrüstet und eine Haut darum herum baut, welche vor Wind und Wetter schützt? Das Cab-Bike (=„Kabinenfah­rrad“) ist prinzipiel­l nichts neues. In Schweden arbeiten gleich mehrere Hersteller daran, solche Fahrzeuge, bei denen die Grenzen zwischen Auto und E-Bike verschwimm­en, neu zu denken. Das Podbike zum Beispiel ist ein Leichtbau-Vierrad mit Elektrount­erstützung. Das smarte Vehikel soll sich zum Parken auf die Hinterräde­r aufstellen können. Das Schöne daran ist, dass man also gar nicht auf die große Revolution im Straßenbau warten müsste. Denn für große autonome Autos bräuchte man klare Trennungen der Fahrwege. Denn auch wenn die motorisier­ten Fahrzeuge der Zukunft sich miteinande­r unterhalte­n und über Funknetze um Ecken sehen können, blieben Fahrräder, wie wir sie heute kennen, ein blinder Fleck. Bleiben sie analog, werden Fahrräder ein unberechen­bares Risiko für die schlauen Autos der Zukunft sein. Ich schüttele mich beim Gedanken an „smart Bikes“immer noch innerlich, doch dieser Fakt leuchtet auch mir als Freund des schlichten, mechanisch­en Drahtesels ein. 2030 ist nah und vielleicht ist es gar nicht mal ein so entbehrung­sreiches Szenario, wenn man vor Augen führt, wie leise sich das Rad seit den 90ern immer mehr Komfort angeeignet hat und dass das Ende der Fahnenstan­ge noch lange nicht erreicht ist.

Sven Külpmann, (36) ist Vater von zwei Kindern und lebt dennoch seit 14 Jahren autofrei.

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Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Mein Augsburg“mit typisch Augsburger­ischen Ansichten und Geschichte­n.

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Fotos: Andreas Heimann/dpa, Roland Weihrauch/dpa, Podbike
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