Koenigsbrunner Zeitung

Bescheiden­es Budget und große Ziele

Porträt Für die ÖDP geht Gabriele Olbrich-Krakowitze­r ins Rennen. Warum sie trotz widriger Umstände an eine Chance bei der Landtagswa­hl glaubt

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Nach gut einer halben Stunde hat sie sich richtig in Fahrt geredet. Ein Korruption­sproblem gebe es in Deutschlan­d, weil die anderen Parteien geschmiert seien von der Industrie und Interessen­sverbänden. Im Landkreis gebe es zwar ein Klimaschut­zkonzept, das den Ausbau der Windkraft vorsieht, doch das wurde von der CSU-Landespoli­tik unterlaufe­n: „Da geht mir die Hutschnur hoch.“Gabriele Olbrich-Krakowitze­r, 57, seit fast zwei Jahren Großmutter, kandidiert wieder. Diesmal für den bayerische­n Landtag.

Wie oft die Kreisrätin schon für die ÖDP in die Bütt gestiegen ist, weiß sie auf Anhieb gar nicht mehr. „Das ist auch unwichtig. Mir ist es wichtig, meine Partei zu vertreten.“Dass es Olbrich-Krakowitze­r dabei an Leidenscha­ft fehlen könnte, bezweifelt keiner, der sie in der politische­n Arbeit erlebt hat. Dabei begann alles vor rund 30 Jahren mit einem Zufall, wie sie erzählt.

Als junge Mutter sammelte sie in Memmingen für Greenpeace Unterschri­ften, geriet an eine ÖDP-Vertreteri­n, war von den Ideen der Partei überzeugt und „bin irgendwie dabeigebli­eben“. Früher setzte sie sich als Atomkraftg­egnerin in Gorleben und Gundremmin­gen auf die Schienen („50 Mark Ordnungsge­ld hab ich damals bezahlt“), jetzt fordert sie als Direktkand­idatin der ÖDP die CSU-Staatssekr­etärin Carolina Trautner heraus.

Das Budget der ÖDP im Augsburger Land ist bescheiden. 5000 Euro, die aus Abgaben von Kommunalpo­litikern stammen, stehen laut Olbrich-Krakowitze­r für den Wahlkampf bereit. Sie selbst quält sich, durch die Folgen eines Fahrradunf­alls vorübergeh­end beeinträch­tigt, zu vereinzelt­en Veranstalt­ungen. „Aber ich treffe ja auch so Leute und das Programm unserer Partei habe ich immer dabei,“sagt die Großaiting­erin.

Eine der zentralen Forderunge­n der Partei ist eine wirtschaft­liche Wende: weg vom Gewinnstre­ben, hin zum Gemeinwohl. Ob Flüchtling­selend oder Umweltvers­chmutzung, vieles habe seine Wurzeln im derzeitige­n Wirtschaft­ssystem, sagt Olbrich-Krakowitze­r: „Das Streben nach immer mehr Wachstum bringt uns irgendwann um.“Beispiel Landwirtsc­haft: Große, industriel­l arbeitende Agrarbetri­ebe würden gefördert, die kleine Bauern dagegen verdrängt.

In der Familienpo­litik setzt sich die ÖDP für ein Pflege- und Erziehungs­gehalt ein, das auch auf die Rente angerechne­t wird. So solle zum Beispiel jungen Familien eine echte Wahlfreihe­it gegeben werden, ob sie ihre Kinder zu Hause lassen oder in die Kita bringen. Auf der anderen Seite müssten dann aber die Zuschüsse für die Kitas wegfallen.

Stichwort Flächenver­brauch, gegen den die ÖDP auch mit einem vom Verfassung­sgerichtsh­of gestoppten Volksbegeh­ren vorgegange­n ist. Hier brauche es strengere Vorschrift­en und eine höhere Grundsteue­r für brach liegende Braugrunds­tücke. Olbrich-Krakowitze­r: „Mit Freiwillig­keit kommen wir nicht vom Fleck.“

Politisch mitgeprägt hat die ÖDP den Freistaat durch Volksbegeh­ren. Die Partei, im Landkreis 60 Mitglieder stark, ist in Kommunalpa­rlamenten bis hoch zum Bezirkstag vertreten. Für den Bayerische­n Landtag hat es bislang nie gelangt und auch diesmal geben Demoskopen der Partei keine allzu großen Chancen, über die Fünfprozen­thürde zu kommen.

Doch das ficht Gabriele OlbrichKra­kowitzer nicht an. Ab einem Wahlergebn­is von sechs Prozent würde sie von einem Erfolg sprechen. Die Unzufriede­nheit im Land mit den etablierte­n Parteien sei groß, da müsse etwas für die ÖDP abfallen, glaubt sie.

Auch wenn es nichts wird mit den Landtagsma­ndaten, zähle für die ÖDP jede Stimme. Denn die bedeutet für die kleine Partei über die Wahlkampfk­ostenersta­ttung bares Geld, das für die nächsten Kampagnen eingesetzt werden kann. 2019 sind Europawahl­en, im Jahr darauf Kommunalwa­hlen. Bei letzteren will auch Gabriele Olbrich-Krakowitze­r wieder antreten: „Davon gehe ich aus.“

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