Bescheidenes Budget und große Ziele
Porträt Für die ÖDP geht Gabriele Olbrich-Krakowitzer ins Rennen. Warum sie trotz widriger Umstände an eine Chance bei der Landtagswahl glaubt
Landkreis Augsburg Nach gut einer halben Stunde hat sie sich richtig in Fahrt geredet. Ein Korruptionsproblem gebe es in Deutschland, weil die anderen Parteien geschmiert seien von der Industrie und Interessensverbänden. Im Landkreis gebe es zwar ein Klimaschutzkonzept, das den Ausbau der Windkraft vorsieht, doch das wurde von der CSU-Landespolitik unterlaufen: „Da geht mir die Hutschnur hoch.“Gabriele Olbrich-Krakowitzer, 57, seit fast zwei Jahren Großmutter, kandidiert wieder. Diesmal für den bayerischen Landtag.
Wie oft die Kreisrätin schon für die ÖDP in die Bütt gestiegen ist, weiß sie auf Anhieb gar nicht mehr. „Das ist auch unwichtig. Mir ist es wichtig, meine Partei zu vertreten.“Dass es Olbrich-Krakowitzer dabei an Leidenschaft fehlen könnte, bezweifelt keiner, der sie in der politischen Arbeit erlebt hat. Dabei begann alles vor rund 30 Jahren mit einem Zufall, wie sie erzählt.
Als junge Mutter sammelte sie in Memmingen für Greenpeace Unterschriften, geriet an eine ÖDP-Vertreterin, war von den Ideen der Partei überzeugt und „bin irgendwie dabeigeblieben“. Früher setzte sie sich als Atomkraftgegnerin in Gorleben und Gundremmingen auf die Schienen („50 Mark Ordnungsgeld hab ich damals bezahlt“), jetzt fordert sie als Direktkandidatin der ÖDP die CSU-Staatssekretärin Carolina Trautner heraus.
Das Budget der ÖDP im Augsburger Land ist bescheiden. 5000 Euro, die aus Abgaben von Kommunalpolitikern stammen, stehen laut Olbrich-Krakowitzer für den Wahlkampf bereit. Sie selbst quält sich, durch die Folgen eines Fahrradunfalls vorübergehend beeinträchtigt, zu vereinzelten Veranstaltungen. „Aber ich treffe ja auch so Leute und das Programm unserer Partei habe ich immer dabei,“sagt die Großaitingerin.
Eine der zentralen Forderungen der Partei ist eine wirtschaftliche Wende: weg vom Gewinnstreben, hin zum Gemeinwohl. Ob Flüchtlingselend oder Umweltverschmutzung, vieles habe seine Wurzeln im derzeitigen Wirtschaftssystem, sagt Olbrich-Krakowitzer: „Das Streben nach immer mehr Wachstum bringt uns irgendwann um.“Beispiel Landwirtschaft: Große, industriell arbeitende Agrarbetriebe würden gefördert, die kleine Bauern dagegen verdrängt.
In der Familienpolitik setzt sich die ÖDP für ein Pflege- und Erziehungsgehalt ein, das auch auf die Rente angerechnet wird. So solle zum Beispiel jungen Familien eine echte Wahlfreiheit gegeben werden, ob sie ihre Kinder zu Hause lassen oder in die Kita bringen. Auf der anderen Seite müssten dann aber die Zuschüsse für die Kitas wegfallen.
Stichwort Flächenverbrauch, gegen den die ÖDP auch mit einem vom Verfassungsgerichtshof gestoppten Volksbegehren vorgegangen ist. Hier brauche es strengere Vorschriften und eine höhere Grundsteuer für brach liegende Braugrundstücke. Olbrich-Krakowitzer: „Mit Freiwilligkeit kommen wir nicht vom Fleck.“
Politisch mitgeprägt hat die ÖDP den Freistaat durch Volksbegehren. Die Partei, im Landkreis 60 Mitglieder stark, ist in Kommunalparlamenten bis hoch zum Bezirkstag vertreten. Für den Bayerischen Landtag hat es bislang nie gelangt und auch diesmal geben Demoskopen der Partei keine allzu großen Chancen, über die Fünfprozenthürde zu kommen.
Doch das ficht Gabriele OlbrichKrakowitzer nicht an. Ab einem Wahlergebnis von sechs Prozent würde sie von einem Erfolg sprechen. Die Unzufriedenheit im Land mit den etablierten Parteien sei groß, da müsse etwas für die ÖDP abfallen, glaubt sie.
Auch wenn es nichts wird mit den Landtagsmandaten, zähle für die ÖDP jede Stimme. Denn die bedeutet für die kleine Partei über die Wahlkampfkostenerstattung bares Geld, das für die nächsten Kampagnen eingesetzt werden kann. 2019 sind Europawahlen, im Jahr darauf Kommunalwahlen. Bei letzteren will auch Gabriele Olbrich-Krakowitzer wieder antreten: „Davon gehe ich aus.“