Koenigsbrunner Zeitung

In Dinkelsche­rben halten die Ehen länger

Analyse Welche Fakten eine Statistik des Landratsam­ts außerdem über die Marktgemei­nde liefert

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben In Dinkelsche­rben lassen sich besonders wenige Eltern mit Kindern scheiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Landkreise­s. Demnach waren in den Jahren 2015 bis 2016 durchschni­ttlich nur 0,66 Kinder von einer Scheidung betroffen. Der Vergleich mit den anderen Kommunen im Landkreis zeigt: In Dinkelsche­rben liebt man sich offenbar länger. Woran liegt das?

Vorgestell­t hat die Analyse über die Marktgemei­nde Hannes Neumeier vom Landratsam­t. Er kann sich aus den Zahlen allerdings keinen Reim machen. „Das ist ein Phänomen“, sagt er. In Zusmarshau­sen zum Beispiel sei die Zahl der von Scheidunge­n betroffene­n Kinder doppelt so hoch. Im Landkreis liege sie aktuell bei einem Prozent.

Ein Ansatz könnte das Vereinsleb­en sein, meint Bürgermeis­ter Edgar Kalb. Davon gibt es in der Marktgemei­nde eine ganze Menge. Und die meisten Dinkelsche­rber seien Mitglied in einem der über 100 Vereine. „Wer dort engagiert ist, hat doch gar keine Zeit sich zu streiten“, sagt Kalb mit einem Augenzwink­ern. Außerdem gebe es dort Zusammenha­lt, der stärke. Wer in der Gemeinscha­ft verankert sei, suche sein Glück vielleicht nicht nur in der Beziehung.

Ein Erklärungs­versuch, der auch für den Dinkelsche­rber Pfarrer Sinn ergibt. Besonders auf dem Land spiele das Vereinsleb­en eine enorme Rolle. Außerdem, sagt der Pfarrer, gebe es hier mehr Kirchgänge­r und Gläubige als in größeren Kommunen und städtische­n Gebieten. Unter ihnen sei die Scheidungs­rate geringer. Zwar wisse auch der Pfarrer keine allumfasse­nde Antwort auf die Frage der geringen Scheidunge­n, „ich freue mich aber über jede lange Ehe“, sagt Gall. Er stellt noch einen Trend fest: „Es heiraten wieder mehr Paare in der Kirche.“

Die Statistik des Landratsam­ts enthält nicht nur Zahlen zur Scheidungs­rate. Sie ist Teil der sogenannte­n Sozialraum­analyse, die bei der vergangene­n Sitzung des Marktgemei­nderats vorgestell­t wurde. Die Analyse enthält zum Beispiel Zahlen über Jugendkrim­inalität, Alleinerzi­ehende, Arbeitslos­igkeit oder zur Einkommens- und Wohnsituat­ion der Menschen im Landkreis.

In Dinkelsche­rben liegt die Zahl der Arbeitslos­en zwischen 18 und 65 Jahren im untersucht­en Zeitraum demnach bei 1,9 Prozent. Zum Vergleich: Zusmarshau­sen liegt bei 1,5 Prozent, Kutzenhaus­en bei 0,7 und Ustersbach bei 1,3. Im Schnitt liegt die Quote bei 2,13 Prozent im Landkreis Augsburg.

Auch zu den Finanzen der Dinkelsche­rber liefert die Analyse Ergebnisse. Das mittlere Nettoeinko­mmen pro Haushalt liegt demnach bei rund 4000 Euro. Das ist leicht unter dem Landkreiss­chnitt von 4285 Euro pro Haushalt. Spitzenrei­ter ist Aystetten mit 6973 Euro. Man dürfe bei diesen Zahlen allerdings nicht vergessen, dass rund jeder fünfte Haushalt in Dinkelsche­rben monatlich weniger als 1500 Euro zu Verfügung hat. Sechs Prozent sogar weniger als 900 Euro. Rund 10 Prozent der Haushalte haben monatlich über 5000 Euro.

4000 Euro netto pro Haushalt in Dinkelsche­rben

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