In Dinkelscherben halten die Ehen länger
Analyse Welche Fakten eine Statistik des Landratsamts außerdem über die Marktgemeinde liefert
Dinkelscherben In Dinkelscherben lassen sich besonders wenige Eltern mit Kindern scheiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Landkreises. Demnach waren in den Jahren 2015 bis 2016 durchschnittlich nur 0,66 Kinder von einer Scheidung betroffen. Der Vergleich mit den anderen Kommunen im Landkreis zeigt: In Dinkelscherben liebt man sich offenbar länger. Woran liegt das?
Vorgestellt hat die Analyse über die Marktgemeinde Hannes Neumeier vom Landratsamt. Er kann sich aus den Zahlen allerdings keinen Reim machen. „Das ist ein Phänomen“, sagt er. In Zusmarshausen zum Beispiel sei die Zahl der von Scheidungen betroffenen Kinder doppelt so hoch. Im Landkreis liege sie aktuell bei einem Prozent.
Ein Ansatz könnte das Vereinsleben sein, meint Bürgermeister Edgar Kalb. Davon gibt es in der Marktgemeinde eine ganze Menge. Und die meisten Dinkelscherber seien Mitglied in einem der über 100 Vereine. „Wer dort engagiert ist, hat doch gar keine Zeit sich zu streiten“, sagt Kalb mit einem Augenzwinkern. Außerdem gebe es dort Zusammenhalt, der stärke. Wer in der Gemeinschaft verankert sei, suche sein Glück vielleicht nicht nur in der Beziehung.
Ein Erklärungsversuch, der auch für den Dinkelscherber Pfarrer Sinn ergibt. Besonders auf dem Land spiele das Vereinsleben eine enorme Rolle. Außerdem, sagt der Pfarrer, gebe es hier mehr Kirchgänger und Gläubige als in größeren Kommunen und städtischen Gebieten. Unter ihnen sei die Scheidungsrate geringer. Zwar wisse auch der Pfarrer keine allumfassende Antwort auf die Frage der geringen Scheidungen, „ich freue mich aber über jede lange Ehe“, sagt Gall. Er stellt noch einen Trend fest: „Es heiraten wieder mehr Paare in der Kirche.“
Die Statistik des Landratsamts enthält nicht nur Zahlen zur Scheidungsrate. Sie ist Teil der sogenannten Sozialraumanalyse, die bei der vergangenen Sitzung des Marktgemeinderats vorgestellt wurde. Die Analyse enthält zum Beispiel Zahlen über Jugendkriminalität, Alleinerziehende, Arbeitslosigkeit oder zur Einkommens- und Wohnsituation der Menschen im Landkreis.
In Dinkelscherben liegt die Zahl der Arbeitslosen zwischen 18 und 65 Jahren im untersuchten Zeitraum demnach bei 1,9 Prozent. Zum Vergleich: Zusmarshausen liegt bei 1,5 Prozent, Kutzenhausen bei 0,7 und Ustersbach bei 1,3. Im Schnitt liegt die Quote bei 2,13 Prozent im Landkreis Augsburg.
Auch zu den Finanzen der Dinkelscherber liefert die Analyse Ergebnisse. Das mittlere Nettoeinkommen pro Haushalt liegt demnach bei rund 4000 Euro. Das ist leicht unter dem Landkreisschnitt von 4285 Euro pro Haushalt. Spitzenreiter ist Aystetten mit 6973 Euro. Man dürfe bei diesen Zahlen allerdings nicht vergessen, dass rund jeder fünfte Haushalt in Dinkelscherben monatlich weniger als 1500 Euro zu Verfügung hat. Sechs Prozent sogar weniger als 900 Euro. Rund 10 Prozent der Haushalte haben monatlich über 5000 Euro.
4000 Euro netto pro Haushalt in Dinkelscherben