Auf der Suche nach dem richtigen Paket
Einmal Azubi sein Binnen einer Stunde lernt unsere Autorin den Ausbildungsberuf der Fachkraft für Lagerlogistik kennen
Landkreis Gerade begann für alle Auszubildenden das neue Lehrjahr. Doch viele Betriebe finden oft kaum noch Bewerber für ihre Lehrstellen. In unserer Serie „Einmal Azubi sein“begeben sich unsere Autoren in eine Lehrstunde. Sie probieren verschiedene Berufe aus und berichten von ihren Erfahrungen. In dieser Folge versucht sich die Autorin als Fachkraft für Logistik.
Mein einstündiges Praktikum als Fachkraft für Lagerlogistik startet am Wareneingang. Dort bedeutet jedes Paket eine Überraschung.
Was mit der Lieferung passiert, wissen nur der Computer und Franz
Kessler, der bei Aumüller Aumatic in Thierhaupten die Auszubildenden betreut. Bei mir zu Hause geht das natürlich ganz einfach: Der Postbote klingelt, ich nehme das Paket an. Im Firmenlager ist das umfangreicher. Hier gibt es drei Formen von Wareneingängen: Produktlieferungen, Lieferungen von Partnerfirmen, Nachbestellungen. Jeder Lieferschein wird im System vermerkt. Auf das Papier kommt ein Barcode, der fest verbunden ist mit dem Vorgang.
Fertig? Von wegen! Dass es um Paketeauspacken und Lieferscheinesortieren gehen würde, hatte ich mir bereits gedacht. Doch Franz Kessler überrascht mich mit einer Aufgabe: die mechanische und die elektrische Prüfung. Ohne Prüfung und Freigabe steht die Ware im Status „gesperrt“. Das bedeutet, sie befindet sich zwar im Lager, darf aber noch nicht verwendet werden.
Bei der mechanischen Prüfung muss ich nachmessen, ob ein Teil die richtigen Maße hat. Bei der elektrischen Prüfung hilft mir ein Prüfinstrument. Doch nicht nur die Werte, die das Messgerät ausgibt, müssen passen. Auch ein optischer Check gehört dazu. Erst dann darf ich dem System sagen „i. O.“– das steht für „in Ordnung“. Und schon bekommen die Bauteile den Status „verfügbar“.
Was ich heute für eine Stunde kennenlerne, dauert normalerweise in der gesamten Ausbildung drei Jahre. Die verkürzte, zweijährige Form der Ausbildung nennt sich Ausbildung zum Fachlageristen. Für beide Jobs ist es nötig, ein mathematisches und technisches Grundverständnis mitzubringen.
Schon geht es zur nächsten Station, bis dato habe ich nicht einmal die Hälfte der Aufgaben gesehen. Im Warenausgang erwartet mich Ricardo Rodriguez. Kurzerhand drückt er mir einen Kommissionierauftrag in die Hand mit einer Unmenge an Zahlen: Artikelnummer, Bezeichnung, Lagerort, Stückzahlen … all diese Informationen sollen mir zeigen, wo sich das gewünschte Teil im Lager befindet. Doch die Kiste, die ich brauche, liegt ganz oben im Regal. Das Papamobil soll helfen. Das ist ein flurfreier Hubsteiger, eine Art Hebebühne. Dann wird das Produkt verpackt.
Draußen vor dem Lager lerne ich anschließend beim Stapeln von Paletten, wie viel Fingerspitzengefühl dabei nötig ist. Es ist gar nicht so einfach, die Gabeln des Staplers so unter den Holzstegen der Paletten zu platzieren, dass ich die gewünschte Anzahl an Paletten bewegen kann – ohne den kompletten Stapel zum Einstürzen zu bringen.