Koenigsbrunner Zeitung

Museum zu verschenke­n

Kultur Michael Stöhr hat in Diedorf die weltweit wohl größte Sammlung an Masken. Dazu gehören Perchten, Irokesenma­sken und Gottheiten aus Asien. Doch nun will sie keiner haben

- VON JANA TALLEVI

Diedorf Perchten aus dem Alpenraum, Irokesenma­sken aus Nordamerik­a, Masken, die Gottheiten darstellen, aus Südostasie­n: 8000 originale Masken aus der ganzen Welt hat Michael Stöhr zusammenge­tragen. In seinem Museum in Diedorf sind sie in mehreren Räumen zu sehen, thematisch gegliedert und ansprechen­d ausgestell­t. Was hier zu sehen ist, gibt es in Europa so wohl an keinem anderen Ort. In einem Medienraum hat Stöhr zudem eine kleine Bibliothek geschaffen. Reisen quer durch die Welt, vor allem durch warme Länder, ist das Steckenpfe­rd des ehemaligen Kunsterzie­hers des Justus-von-Liebig-Gymnasiums Neusäß.

Seit ein paar Jahren ist er im Ruhestand. Seitdem hat er zusätzlich zum Maskenmuse­um rund um die alte Dorfschmie­de in Diedorf einen künstleris­ch-kulturelle­n Treffpunkt geschaffen, das Haus der Kulturen. Hier gibt es Ateliers und Ausstellun­gsräume, hier finden nun auch Seminare und Workshops statt.

Doch Michael Stöhr denkt jetzt an Später. Während sich das Haus der Kulturen selbst trägt, bereitet das Maskenmuse­um Sorgen. Denn auch auf 700 Quadratmet­ern im Anwesen an der Lindenstra­ße finden alle seine Ausstellun­gsstücke keinen Platz, zudem ist das alte Gebäude im Winter nur schwer zu beheizen.

Und überhaupt, ewig wird er sich nicht um das Maskenmuse­um kümmern können. Am liebsten wäre ihm, die Sammlung könnte an einem passenden Ort, möglichst im Landkreis, bleiben und fachkundig gezeigt werden. Doch bislang blieben alle seine Bemühungen um ein neues Maskenmuse­um erfolglos. Nicht einmal geschenkt scheint man die Sammlung in der Region zu wollen.

Schon vor ein paar Jahren hatte sich Michael Stöhr an die Bürgermeis­ter des Landkreise­s gewandt und gefragt, ob es in ihren Kommunen geeignete Räume gebe. Ergebnis: kein Angebot. Doch dann schien es da eine Möglichkei­t zu geben, fiel Fischachs Bürgermeis­ter Peter Ziegelmeie­r ein. Im Fischacher Ortsteil Wollmetsho­fen steht seit Jahren die ehemalige Möbelfabri­k Luible leer, der Besitzer würde gerne verkaufen oder vermieten. Dort gibt es nicht allein genügend Platz für die gesamte Sammlung, sondern auch für eine Museumsgas­tronomie. Im Garten könnte vielleicht ein Fahrradver­leih entstehen und Ausflügler aus Augsburg anziehen, wenn die Staudenbah­n erst einmal wieder fährt, hat Michael Stöhr schon überlegt. An den Landkreis und den Bezirk hatte sich der Sammler mit diesem Vorschlag gewandt und hätte dafür alle seine Stücke verschenkt. Doch: Haben wollen die Schenkung beide nicht.

„Diese Sammlung ist ein ganz großer persönlich­er Erfolg von Micheal Stöhr, ein Lebenswerk“, erkennt Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert an. Nicht weit entfernt betreibt der Bezirk das Schwäbisch­e Volkskunde­museum in Oberschöne­nfeld. Da sei alles voll, sagt er. Was er sich vielleicht vorstellen könnte, das wäre eine temporäre Ausstellun­g, eventuell in den Räumen des Weiherhofs, der umgestalte­t werden soll. Aber ein ganzes Museum wohl eher nicht. Deutlicher wird das Landratsam­t. Hier hatte sich der Schul- und Kulturauss­chuss mit dem Thema befasst. Die Meinung der Ausschussm­itglieder war eindeutig: Das Ganze wird zu teuer. Da müsste schon das Ausstellun­gsgebäude in der Schenkung ent- halten sein. Gerne wolle man Michael Stöhr aber weiter unterstütz­en, eine Lösung zu finden, heißt es in der Antwort aus dem Landratsam­t. Noch sind die Gespräche aber nicht ganz am Ende, auch die Kreisheima­tpflege setzt sich für eine Lösung ein, in wenigen Tagen soll es nochmals ein Treffen geben.

Gibt es für das Maskenmuse­um am Ende keine Zukunft im Landkreis, hofft Michael Stöhr auf seine Kontakte in andere Regionen Bayerns oder auch in Österreich.

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Mehr als 8000 Masken aus aller Welt hat Michael Stöhr gesammelt, nun will er das Museum in andere Hände geben. Aber niemand will es bisher haben.

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