Hat Schwarz-Grün eine Chance?
Wahl Das TV-Duell zwischen Söder und Hartmann zeigte die Unterschiede. Was meint die Basis?
Landkreis Augsburg Die CSU verliert an Boden, die Grünen könnten zweitstärkste Kraft in Bayern werden: Kommt es am Ende zu einer Koalition, die aber keine Liebeshochzeit wird?
● Peter Daake, Gemeinderat der Grünen in Untermeitingen, hat das TV-Duell verpasst: Er war in Schwabmünchen beim Auftritt seines Parteivorsitzenden Robert Habeck. Ob eine Koalition von CSU und Grünen in Bayern funktionieren könnte? „Das wäre sicher kein einfaches Unterfangen“, sagt Daake. „Aber wenn der Wähler den Auftrag gibt, muss man sich der Herausforderung stellen.“Mögliche schwarz-grüne Konflikte sieht Daake bei der Förderung der erneuerbaren Energien. „Die CSU wollte auch einmal Vorreiter der Energiepolitik sein.“Doch die Differenzen seien viel zu groß. Was Daake bedauert, ist der Mangel an Alternativen: „Die SPD ist leider nicht in der Lage, mit uns eine Koalition zu bilden.“ Und da müsse sich seine Partei die Frage stellen, ob sie aktiv gestalten will. „Für mich ist klar: Wir wollen jetzt endlich mitreden.“
● Auch der Stadtberger Grüne Paul Reisbacher war in Schwabmünchen beim Auftritt Habecks und freut über den Aufwind seiner Partei. „So viel Zuspruch hatten wir selten.“Nach dem TV-Duell zwischen Söder und Hartmann meint er: „Eine Koalition der beiden dürfte sehr schwer werden“, denn die Positionen lägen doch sehr weit auseinander – auch bei Themen, die gar nicht zur Sprache gekommen seien wie Landwirtschaft, Klimaschutz oder Verkehr. Die spannende Frage wäre, wie weit die CSU gehen würde, um Schwarz-Grün zu ermöglichen. Umgekehrt glaubt er nicht, dass die Grünen-Spitze sich arg verbiegen würde, „die sind sehr sattelfest“. Dass die CSU mit der AfD koaliert, „kann ich mir aber nicht vorstellen“, so der Grünen-Stadtrat.
● Maximilian Wellner, der CSUOrtsvorsitzende von Königsbrunn, hat Markus Söder im Festzelt erlebt. „Er hat mich mehr als überzeugt.“Als ehemaliger Dienststellenleiter der Polizei Bobingen liege ihm das Thema Sicherheit besonders am Herzen. Und gerade hier sieht er den größten Widerspruch einer schwarz-grünen Koalition: „Videoüberwachung und Polizeiaufgabengesetz, in diesen Positionen liegen Welten zwischen den Parteien.“Chancen für Schwarz-Grün sieht Wellner dagegen im Bereich des Umweltschutzes und auch in der Landwirtschaft – wenn denn das Reizthema Glyphosat endlich vom Tisch sei. Wellner schließt ein Bündnis mit den Grünen nicht aus: „Aber da bräuchte es von den Grünen ein starkes Entgegenkommen.“
● Ausschließen möchte auch Tobias Mayr, Vorsitzender der Dinkelscherber CSU-Ortsgruppe, eine Koalition mit den Grünen nicht. Dennoch seien die Differenzen groß. Mayr spricht von einer „Verbotspartei“, von „Politiker, die den einfachen Mann nicht verstehen“. Dennoch gebe es Schnittmengen. „Beim Thema Energie liegen wir nicht weit auseinander“, sagt Mayr. Auch den Flächenfraß wollten beide Parteien bekämpfen. Mayr: „Demokratie heißt aber immer auch Kompromiss.“
● Claudia Riemensperger (CSU) aus Meitingen hat das TV-Duell nicht gesehen. Die Markträtin, Kreisrätin und stellvertretende Kreisvorsitzende der Frauen-Union, kann sich vorstellen, dass die CSU und die Grünen im Landtag eine Koalition eingehen – falls es nötig sein sollte. Die 44-Jährige hat den Eindruck, dass sich das Personal bei den bayerischen Grünen in den vergangenen Jahrzehnten geändert habe und „jetzt schon regierungsfähig wäre“.