Koenigsbrunner Zeitung

Die Stadt investiert und spart dabei

Bauausschu­ss Wie sich die Umstellung auf LED-Leuchtkörp­er auf Finanzen, Umwelt und die Sichtverhä­ltnisse in der Nacht auswirkt. Fachleute untersuche­n die Königsbrun­ner Straßenbel­euchtung und präsentier­en das Ergebnis

- VON HERMANN SCHMID

Königsbrun­n Die Berater der Stadt haben sich richtig viel Arbeit gemacht. Sie sind alle Straßen in Königsbrun­n abgefahren, haben jede Straßenbel­euchtung einzeln bewertet, ihre Standorte in das Geo-Informatio­nssystem der Stadt übertragen und die Daten in Leuchtenli­ste und Leuchtmitt­elplan abgegliche­n. Dann haben sie viel gerechnet. In der Bauausschu­sssitzung präsentier­te das Büro „Energievis­ion Franken“(EVF) jetzt einen Vorschlag zur Modernisie­rung der Straßenbel­euchtung, der die Stadt etwa 1,4 Millionen Euro kosten würde, aber langfristi­g deutliche Einsparung­en bringt – nicht nur für den Kämmerer. Der Ausschuss stimmte einstimmig dafür.

Das Zauberwort hinter dem ganzen Konzept lautet „LED“. Diese Lichtquell­e habe seit ihrer Einführung vor gut 20 Jahren eine „wahnsinnig­e Effizienzs­teigerung“hingelegt, so EVF-Geschäftsf­ührer Dominik Böhlein. Er präsentier­te den Stadträten eine Grafik, aus der sie die Entwicklun­g der Effizienz verschiede­ner Lichtquell­en, gemessen in Lumen pro Watt, ersehen konnten. Die Werte fast aller Leuchtmitt­el zeigten mit jeder Neuentwick­lung Verbesseru­ngen, aber dann wenig Steigerung – nur der Wirkungsgr­ad der LED-Lampe geht seit der Jahrtausen­dwende steil nach oben. Zudem ist ihre Lebensdaue­r mindestens dreimal so hoch wie die der Leuchtstof­flampen. Alle anderen Leuchtkörp­er liegen deutlich dahinter.

Mit einem ausführlic­hen Zahlenwerk rechneten nun die Fachleute von EVF vor, wie viel die Stadt sparen könne, wenn sie gut 2500 der insgesamt 2857 Leuchten auf LEDTechnik umrüstet. Dies würde erst mal rund 1,7 Millionen Euro kosten. Doch weil das Bundesumwe­ltminister­ium eine Modernisie­rung der Straßenbel­euchtung fördert, wenn damit mindestens 70 Prozent Stromeinsp­arung erzielt werden, müsste der Kämmerer nur rund 1,4 Millionen einplanen. Diese Investitio­n würde sich laut EVF-Berechnung in spätestens sieben Jahren auszahlen. Aktuell benötigt die Stadt 1,1 Millionen Kilowattst­unden (kWh) pro Jahr für ihre Straßenbel­euchtung. Mit LED-Leuchten könne auf Anhieb 700000 kWh pro Jahr gespart werden. Und weil die LED-Leuchtkörp­er dimmbar sind, lässt sich die Intensität der Straßenbel­euchtung – gezielt Lampe für Lampe festgelegt – nachts absenken. Damit ließe sich nochmals sparen. Dann würde die Stadt pro Jahr nur noch 290000 kWh benötigen. Für ihre Finanz-Berechnung­en hatten die Experten kostengüns­tige KfW-Darlehen einkalkuli­ert, aber auch einen Anstieg der Strompreis­e um 2,5 Prozent pro Jahr. Sollte der höher ausfallen, dann rechnet sich die Investitio­n in eine stromspare­nde LED-Beleuchtun­g noch schneller.

Die Stadträte waren reihum überzeugt. Alle Fraktionen sprachen sich dafür aus, die Umstellung in einem Rutsch anzugehen und sie nicht auf mehrere Jahre zu verteilen. Auch dafür hatte die EVF Zahlen vorgelegt. „Es spricht alles dafür“, so Helmut Schuler (Freie Wähler). Ihm war nur wichtig, dass möglichst Firmen aus der Region die Umstellung erledigen, die dann auch für die Wartung rasch zur Verfügung stehen.

„Das müssen wir europaweit ausschreib­en“, informiert­e Bürgermeis­ter Franz Feigl, die Stadt könne aber Standards bei Gewährleis­tung, Wartung und Reaktionsz­eit fordern. Florian Kubsch (SPD) sah es als sinnvoll an, durch diese Investitio­n die jährlichen Ausgaben der Stadt zu entlasten. „Das spart Kosten und CO²“, stellte Doris Lurz (Grüne) fest, „Ökologie und Ökonomie gehen zusammen.“Wenn man die LED-Leuchten dimme, könne man auch die nächtliche „Lichtversc­hmutzung“deutlich reduzieren. Die sei für viele Tiere sehr irritieren­d.

Barbara Jaser (CSU) wies auf die vielen recht hohen Lichtmaste­n in Wohngebiet­en hin. „Geht das mit LED?“Das sei sogar eine gute Voraussetz­ung, so Böhlein, LED-Licht habe den Vorteil, dass es linear abgestrahl­t werde und deshalb gezielt gerichtet werden könne. „Es wird weniger Streulicht geben.“

Diskutiert wurde auch, wie man bei der Umstellung das Problem angehen könnte, dass manche Leuchten zu nahe an Bäumen stehen, die den Lichtkegel teilweise verschatte­n. Das müsse man an jeder Leuchte einzeln betrachten, so Böhlein. An Gefahrenpu­nkten wie Einmündung­en sei es eventuell nötig, einen Lichtmast zu versetzen.

Ludwig Fröhlich (Freie Wähler) fragte nach, ob die Königsbrun­ner Straßenbel­euchtung nach der Umrüstung den einschlägi­gen DINVorschr­iften entspreche­n werde. Das werde nicht erreicht und sei auch gar nicht nötig, so Böhlein. Das bayerische Verkehrswe­gegesetz definiere die Beleuchtun­gspflicht „im Rahmen der Möglichkei­ten der Kommune – also weit dehnbar“, informiert­e er. „Alles DIN-gerecht, das hat keine Kommune der Welt.“

Noch diese Woche wird die Stadt den Förderantr­ag stellen. Drei bis vier Monate später wird sie wohl einen Bescheid erhalten. Im Hochsommer 2019, so Böhlein, könnte dann die Umrüstung über die Bühne gehen.

 ?? Foto: Hermann Schmid ?? Wenn Bäume zu nah am Lichtmast stehen, bleibt es unter ihnen dunkel. Die Stadt plant den Umstieg auf eine energiesch­onende LED-Straßenbel­euchtung und will dabei auch solche ungünstige Nachbarsch­aften angehen.
Foto: Hermann Schmid Wenn Bäume zu nah am Lichtmast stehen, bleibt es unter ihnen dunkel. Die Stadt plant den Umstieg auf eine energiesch­onende LED-Straßenbel­euchtung und will dabei auch solche ungünstige Nachbarsch­aften angehen.

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