Die Stadt investiert und spart dabei
Bauausschuss Wie sich die Umstellung auf LED-Leuchtkörper auf Finanzen, Umwelt und die Sichtverhältnisse in der Nacht auswirkt. Fachleute untersuchen die Königsbrunner Straßenbeleuchtung und präsentieren das Ergebnis
Königsbrunn Die Berater der Stadt haben sich richtig viel Arbeit gemacht. Sie sind alle Straßen in Königsbrunn abgefahren, haben jede Straßenbeleuchtung einzeln bewertet, ihre Standorte in das Geo-Informationssystem der Stadt übertragen und die Daten in Leuchtenliste und Leuchtmittelplan abgeglichen. Dann haben sie viel gerechnet. In der Bauausschusssitzung präsentierte das Büro „Energievision Franken“(EVF) jetzt einen Vorschlag zur Modernisierung der Straßenbeleuchtung, der die Stadt etwa 1,4 Millionen Euro kosten würde, aber langfristig deutliche Einsparungen bringt – nicht nur für den Kämmerer. Der Ausschuss stimmte einstimmig dafür.
Das Zauberwort hinter dem ganzen Konzept lautet „LED“. Diese Lichtquelle habe seit ihrer Einführung vor gut 20 Jahren eine „wahnsinnige Effizienzsteigerung“hingelegt, so EVF-Geschäftsführer Dominik Böhlein. Er präsentierte den Stadträten eine Grafik, aus der sie die Entwicklung der Effizienz verschiedener Lichtquellen, gemessen in Lumen pro Watt, ersehen konnten. Die Werte fast aller Leuchtmittel zeigten mit jeder Neuentwicklung Verbesserungen, aber dann wenig Steigerung – nur der Wirkungsgrad der LED-Lampe geht seit der Jahrtausendwende steil nach oben. Zudem ist ihre Lebensdauer mindestens dreimal so hoch wie die der Leuchtstofflampen. Alle anderen Leuchtkörper liegen deutlich dahinter.
Mit einem ausführlichen Zahlenwerk rechneten nun die Fachleute von EVF vor, wie viel die Stadt sparen könne, wenn sie gut 2500 der insgesamt 2857 Leuchten auf LEDTechnik umrüstet. Dies würde erst mal rund 1,7 Millionen Euro kosten. Doch weil das Bundesumweltministerium eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung fördert, wenn damit mindestens 70 Prozent Stromeinsparung erzielt werden, müsste der Kämmerer nur rund 1,4 Millionen einplanen. Diese Investition würde sich laut EVF-Berechnung in spätestens sieben Jahren auszahlen. Aktuell benötigt die Stadt 1,1 Millionen Kilowattstunden (kWh) pro Jahr für ihre Straßenbeleuchtung. Mit LED-Leuchten könne auf Anhieb 700000 kWh pro Jahr gespart werden. Und weil die LED-Leuchtkörper dimmbar sind, lässt sich die Intensität der Straßenbeleuchtung – gezielt Lampe für Lampe festgelegt – nachts absenken. Damit ließe sich nochmals sparen. Dann würde die Stadt pro Jahr nur noch 290000 kWh benötigen. Für ihre Finanz-Berechnungen hatten die Experten kostengünstige KfW-Darlehen einkalkuliert, aber auch einen Anstieg der Strompreise um 2,5 Prozent pro Jahr. Sollte der höher ausfallen, dann rechnet sich die Investition in eine stromsparende LED-Beleuchtung noch schneller.
Die Stadträte waren reihum überzeugt. Alle Fraktionen sprachen sich dafür aus, die Umstellung in einem Rutsch anzugehen und sie nicht auf mehrere Jahre zu verteilen. Auch dafür hatte die EVF Zahlen vorgelegt. „Es spricht alles dafür“, so Helmut Schuler (Freie Wähler). Ihm war nur wichtig, dass möglichst Firmen aus der Region die Umstellung erledigen, die dann auch für die Wartung rasch zur Verfügung stehen.
„Das müssen wir europaweit ausschreiben“, informierte Bürgermeister Franz Feigl, die Stadt könne aber Standards bei Gewährleistung, Wartung und Reaktionszeit fordern. Florian Kubsch (SPD) sah es als sinnvoll an, durch diese Investition die jährlichen Ausgaben der Stadt zu entlasten. „Das spart Kosten und CO²“, stellte Doris Lurz (Grüne) fest, „Ökologie und Ökonomie gehen zusammen.“Wenn man die LED-Leuchten dimme, könne man auch die nächtliche „Lichtverschmutzung“deutlich reduzieren. Die sei für viele Tiere sehr irritierend.
Barbara Jaser (CSU) wies auf die vielen recht hohen Lichtmasten in Wohngebieten hin. „Geht das mit LED?“Das sei sogar eine gute Voraussetzung, so Böhlein, LED-Licht habe den Vorteil, dass es linear abgestrahlt werde und deshalb gezielt gerichtet werden könne. „Es wird weniger Streulicht geben.“
Diskutiert wurde auch, wie man bei der Umstellung das Problem angehen könnte, dass manche Leuchten zu nahe an Bäumen stehen, die den Lichtkegel teilweise verschatten. Das müsse man an jeder Leuchte einzeln betrachten, so Böhlein. An Gefahrenpunkten wie Einmündungen sei es eventuell nötig, einen Lichtmast zu versetzen.
Ludwig Fröhlich (Freie Wähler) fragte nach, ob die Königsbrunner Straßenbeleuchtung nach der Umrüstung den einschlägigen DINVorschriften entsprechen werde. Das werde nicht erreicht und sei auch gar nicht nötig, so Böhlein. Das bayerische Verkehrswegegesetz definiere die Beleuchtungspflicht „im Rahmen der Möglichkeiten der Kommune – also weit dehnbar“, informierte er. „Alles DIN-gerecht, das hat keine Kommune der Welt.“
Noch diese Woche wird die Stadt den Förderantrag stellen. Drei bis vier Monate später wird sie wohl einen Bescheid erhalten. Im Hochsommer 2019, so Böhlein, könnte dann die Umrüstung über die Bühne gehen.