„Parteipolitische Dinge haben hier nichts verloren“
Wahl Der Königsbrunner Manfred Buhl ist seit zehn Jahren für die FDP im Bezirkstag. Welche Schwierigkeiten er in den ersten Monaten hatte und was seine Ziele bei einem weiteren Wahlerfolg sind
Königsbrunn Manfred Buhl ist mit 71 Jahren der älteste Bezirksrat, doch zum „alten Eisen“gehört er deswegen noch lange nicht. Schließlich ist Konrad Adenauer erst mit 73 Bundeskanzler geworden, sagt Buhl und lacht. Er bezeichnet sich gerne als Vollblutpolitiker, der nicht einfach zu Hause sitzen und die Beine hochlegen könne. Nicht nur deswegen möchte er für fünf weitere Jahre im Bezirkstag vertreten sein.
Buhl ist ein Kommunalpolitiker durch und durch. Er war Königsbrunner Stadtrat, war 25 Jahre lang Ortsvorsitzender der FDP, er ist im Kreistag und seit zehn Jahren im Bezirkstag. Alle Aufgaben erledigte er gerne, aber der Landtag beispielsweise wäre nichts für ihn gewesen, sagt Buhl: „Ich wollte nie Berufspolitiker werden. Außerdem hatte ich einen Beruf, der mir viel Spaß gemacht hat.“27 Jahre lang war er Leiter des Bildungs- und Begegnungszentrums in Augsburg, dort habe er viele Probleme im sozialen Bereich mitbekommen. Zudem ist er seit langem Mitglied bei der AWO und spürte dort, „wo den Menschen der Schuh drückt.“
Die Arbeit im „Schwäbischen Sozialparlament“, wie der Bezirkstag häufig bezeichnet wird, ist Buhl ans Herz gewachsen – auch wenn viele nicht wissen, wozu er eigentlich da ist. Der Bezirk ist Träger der überörtlichen Sozialhilfe; dies umfasst vor allem Hilfen für Menschen mit Behinderung und die Pflegehilfe. Das andere große Tätigkeitsfeld ist die Gesundheitspflege – vor allem im psychosozialen Bereich. Doch man nimmt den Bezirk nur wahr, wenn man in braucht, sagt Buhl. Er war in allen Ausschüssen des Bezirkstags vertreten. Im Wichtigsten – dem Bezirksausschuss – ist er seit zehn Jahren. „Hinterbänkler bin ich auf keinen Fall“, sagt er über sich. Der komplette Bezirkstag hat zwar nur vier Sitzungen pro Jahr, die eigentliche Arbeit finde aber in den Ausschüssen statt: „Ich habe ein bis zwei fixe Termine pro Woche. Mit den Vorbereitungen sind das zwischen zwölf und 15 Stunden pro Woche.“
Die Chance, wieder in den Bezirkstag einzuziehen bezeichnet er als 50:50. Dass er momentan der einzige FDP-Bezirksrat ist, sei für den 71-Jährigen nicht weiter schlimm: „Parteipolitische Dinge haben hier eh nichts verloren.“Man könne sich um die Sache streiten, aber muss sich im Sinne der Bürger, die Hilfe benötigen, verständigen. Ein Lob spricht er dem scheidenden Bezirkstagspräsidenten Jürgen Reichert (CSU) aus, der umsichtige Entscheidungen getroffen und mit Ausgeglichenheit überzeugt habe.
Negativ im Bezirkstag seien die ziemlich langwierigen Entscheidungen. Er erinnert sich an einen Antrag aus dem Jahr 2008 für die Erweiterung des überlasteten Bezirkskrankenhauses Augsburgs. Diese Erweiterung wurde erst im vergangenen Jahr eröffnet. Da aber oft schnelle Hilfe nötig sei, wurden in dem fast 850 Millionen Euro großen Haushalt des Bezirks sogenannte innovative Mittel in Höhe von 500 000 Euro pro Jahr eingestellt. „Mit diesen namentlich nicht bekannten Leistungen können wir viel schneller helfen“, sagt Buhl. Als Erfolg bezeichnet der 71-Jährige das Motto „Ambulant vor stationär“, das er weiter stärken möchte: „Jeder Mensch sollte so lange es geht in den heimischen vier Wänden wohnen. Es fehlt aber an Kurzzeitpflegeplätzen. Viele Familien opfern sich das ganze Jahr über auf und wenn sie dann für eine gewisse Zeit Unterstützung bei der Pflege der Angehörigen benötigen, heißt es oft, dass alle Plätze belegt sind. Das darf nicht sein.“Deshalb müssten mehr finanzielle Anreize für Kurzzeitpflegeplätze geschaffen werden.
Neben den vielfältigen politischen Aufgaben organisierte Buhl 20 Jahre lang Jazzkonzerte, baute als Vorsitzender die AWO-Begegnungsstätte mit auf, engagierte sich im Kirchenbauverein und war maßgeblich an der Gründung des Vereins Kultur lebt in Königsbrunn (KliK) beteiligt. Seine große Leidenschaft ist das Camping: Mit seiner Frau besucht er seit 23 Jahren mit dem Wohnmobil verschiedene Orte in Deutschland. „Wir leben in so einem schönen Land, wo es so viel zu sehen gibt“, sagt Buhl.