Blick in eine andere Welt
Technologie Virtuelle Realitäten sind keine Zukunftsmusik mehr. Auch Augsburger Firmen beschäftigen sich mit der Technik. Sie lassen Leute Graffiti sprühen, helfen beim Kampf gegen Phobien oder führen durch Gebäude der Zukunft
Immer wieder fallen einem im Elektromarkt Menschen auf, die bekleidet mit einer seltsamen Brille in einer Ecke stehen und offenbar völlig unsinnige Bewegungen machen. Doch was für Außenstehende seltsam wirkt, ist für die Brillenträger eine logische Konsequenz ihres Handelns. Sie sind mit einer sogenannten VR-Brille in eine virtuelle Welt eingetaucht und lenken dort beispielsweise gerade einen Formel1-Wagen oder trinken einen Cocktail am Südsee-Strand.
Sie erleben Virtual Reality (VR). Zu deutsch virtuelle, also unwirkliche Realität. Jens Müller, Professor für 3-D-Gestaltung und Forschung im Bereich VR an der Hochschule Augsburg bringt es noch exakter auf den Punkt: „Ich beschreibe Virtual Reality als computergenerierte Erlebnisräume“, sagt er.
Diese Technologie ist längst keine Zukunftsmusik mehr und wird weltweit auf verschiedenste Einsatzmöglichkeiten im Alltag getestet. Unter anderem sollen Alzheimerpatienten die Möglichkeit haben, durch alte Straßenzüge zu laufen und so in ihre Vergangenheit reisen können. Doch es gibt noch weit mehr als das.
In Augsburg wird an verschiedenen Stellen an diesem Thema gearbeitet. rem der Deutsche Fußballbund sowie der Deutsche Olympische Sportbund.
Eigene Ängste in der virtuellen Welt besiegen lernen
Die 3-D-Designer von Meilenstein Digital haben sich im Bereich der VR mit Anwendungen für Architektur oder Stadtentwicklung einen Namen gemacht. Aber nun hat das Team um Andy Probst in Zusammenarbeit mit Verhaltenspsychologen eine Anwendung entwickelt, mit der Phobien – wie Angst vor Spinnen, Höhe oder engen Räumen – behandelt werden können. Man sieht einen Tisch vor sich, eine Spinne nach der anderen taucht auf – erst ganz klein, dann sehr groß und behaart. Mit einem Joystick kann man der Angstobjekte Herr werden: Man greift ein Glas und stülpt es über die haarigen Tiere. Schon ist das Erfolgserlebnis geglückt. Aber man stehe bei der Entwicklung der Anwendung und der therapeutischen Maßnahmen noch am Anfang, sagt Probst.
Graffiti-Kunst ganz legal auf Wände sprühen
Der Verein Die Bunten ist in Augsburg auf dem Graffiti-Gebiet ein bekannter Akteur. Eine Säule der Vereinsarbeit sind Workshops, um Interessierten erste Eindrücke der Sprühdosenkunst zu vermitteln. Nun gehen sie einen Schritt weiter und simulieren Graffiti im virtuellen Raum. Die unechte Welt unterscheidet sich nicht unmerklich von der echten: Man setzt die Brille auf und befindet sich beispielsweise auf einem Hausdach.
Vor einem steht eine Wand, auf der man die Sprühflasche in verschiedenen Farben und Formen ansetzen kann. Die Betreiber sehen darin große Vorteile: Es ist nachhaltig, man kann auch bei schlechtem Wetter sprühen, es ist legal und übersprühbar.
Rundgang durch Gebäude noch ehe sie gebaut sind
Einer der Hauptzweige der Virtual Reality liegt in der Visualisierung von Objekten in der Industrie. Will man ein Bauobjekt vor dem Baubeginn anschauen, war es früher nur über Pläne und hohe Vorstellungskraft möglich.
Mittels VR kann man nun in echt ein noch unwirkliches Gebäude oder ein Areal begehen und von allen Seiten inspizieren. Das ist das Steckenpferd von Non Yet Visible. So wird es unter anderem möglich sein, das neue Gaswerk-Gelände in Augsburg schon vor seiner Fertigstellung zu „besichtigen“.