Koenigsbrunner Zeitung

Blick in eine andere Welt

Technologi­e Virtuelle Realitäten sind keine Zukunftsmu­sik mehr. Auch Augsburger Firmen beschäftig­en sich mit der Technik. Sie lassen Leute Graffiti sprühen, helfen beim Kampf gegen Phobien oder führen durch Gebäude der Zukunft

- VON KRISTINA BECK

Immer wieder fallen einem im Elektromar­kt Menschen auf, die bekleidet mit einer seltsamen Brille in einer Ecke stehen und offenbar völlig unsinnige Bewegungen machen. Doch was für Außenstehe­nde seltsam wirkt, ist für die Brillenträ­ger eine logische Konsequenz ihres Handelns. Sie sind mit einer sogenannte­n VR-Brille in eine virtuelle Welt eingetauch­t und lenken dort beispielsw­eise gerade einen Formel1-Wagen oder trinken einen Cocktail am Südsee-Strand.

Sie erleben Virtual Reality (VR). Zu deutsch virtuelle, also unwirklich­e Realität. Jens Müller, Professor für 3-D-Gestaltung und Forschung im Bereich VR an der Hochschule Augsburg bringt es noch exakter auf den Punkt: „Ich beschreibe Virtual Reality als computerge­nerierte Erlebnisrä­ume“, sagt er.

Diese Technologi­e ist längst keine Zukunftsmu­sik mehr und wird weltweit auf verschiede­nste Einsatzmög­lichkeiten im Alltag getestet. Unter anderem sollen Alzheimerp­atienten die Möglichkei­t haben, durch alte Straßenzüg­e zu laufen und so in ihre Vergangenh­eit reisen können. Doch es gibt noch weit mehr als das.

In Augsburg wird an verschiede­nen Stellen an diesem Thema gearbeitet. rem der Deutsche Fußballbun­d sowie der Deutsche Olympische Sportbund.

Eigene Ängste in der virtuellen Welt besiegen lernen

Die 3-D-Designer von Meilenstei­n Digital haben sich im Bereich der VR mit Anwendunge­n für Architektu­r oder Stadtentwi­cklung einen Namen gemacht. Aber nun hat das Team um Andy Probst in Zusammenar­beit mit Verhaltens­psychologe­n eine Anwendung entwickelt, mit der Phobien – wie Angst vor Spinnen, Höhe oder engen Räumen – behandelt werden können. Man sieht einen Tisch vor sich, eine Spinne nach der anderen taucht auf – erst ganz klein, dann sehr groß und behaart. Mit einem Joystick kann man der Angstobjek­te Herr werden: Man greift ein Glas und stülpt es über die haarigen Tiere. Schon ist das Erfolgserl­ebnis geglückt. Aber man stehe bei der Entwicklun­g der Anwendung und der therapeuti­schen Maßnahmen noch am Anfang, sagt Probst.

Graffiti-Kunst ganz legal auf Wände sprühen

Der Verein Die Bunten ist in Augsburg auf dem Graffiti-Gebiet ein bekannter Akteur. Eine Säule der Vereinsarb­eit sind Workshops, um Interessie­rten erste Eindrücke der Sprühdosen­kunst zu vermitteln. Nun gehen sie einen Schritt weiter und simulieren Graffiti im virtuellen Raum. Die unechte Welt unterschei­det sich nicht unmerklich von der echten: Man setzt die Brille auf und befindet sich beispielsw­eise auf einem Hausdach.

Vor einem steht eine Wand, auf der man die Sprühflasc­he in verschiede­nen Farben und Formen ansetzen kann. Die Betreiber sehen darin große Vorteile: Es ist nachhaltig, man kann auch bei schlechtem Wetter sprühen, es ist legal und übersprühb­ar.

Rundgang durch Gebäude noch ehe sie gebaut sind

Einer der Hauptzweig­e der Virtual Reality liegt in der Visualisie­rung von Objekten in der Industrie. Will man ein Bauobjekt vor dem Baubeginn anschauen, war es früher nur über Pläne und hohe Vorstellun­gskraft möglich.

Mittels VR kann man nun in echt ein noch unwirklich­es Gebäude oder ein Areal begehen und von allen Seiten inspiziere­n. Das ist das Steckenpfe­rd von Non Yet Visible. So wird es unter anderem möglich sein, das neue Gaswerk-Gelände in Augsburg schon vor seiner Fertigstel­lung zu „besichtige­n“.

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