Bares für Rares in der Siedlung
Handel Der erste Hofflohmarkt in Bobingen-Siedlung stärkt das Quartiers-Bewusstsein. Wie Diddl-Mäuse und Einhörner neue Besitzer finden
Bobingen Ein großer Erfolg für alle Besucher und Teilnehmer war am Wochenende der erste Hof- und Garagenflohmarkt in der Bobinger Siedlung. Die von Quartiersmanagerin Cora Hemming-Haas organisierte Veranstaltung sollte das Gemeinschaftsgefühl unter den Bewohnern stärken und neue Kunden in den Ortsteil locken. Von „Supersache“bis „tolle Idee“reichten die durchweg positiven Kommentare.
Sowohl im Quartiers-Treff am Wertachplatz als auch in der Bäckerei Hornik gab es Ortspläne, auf denen die rund 50 teilnehmenden Haushalte eingezeichnet waren. Es war wie ein spannendes Suchspiel, vom Rosenweg bis zur Zedernstraße die zahlreichen Stände zu entdecken, die mit farbigen Luftballons markiert waren. Bei angenehmem Herbstwetter um die 20 Grad ließ es sich bequem bummeln, um in Ruhe zwischen all den kleinen und großen Schätzen zu stöbern. Manche Teilnehmer sorgten mit CD-Spielern für ein entspanntes Einkaufserlebnis, andere boten Kaffee und Kuchen an, wobei sich viele interessante Gespräche und Kontakte entwickelten.
Kleinigkeiten wie Bleistifte oder Gläser gab es sogar gratis, damit in Schubladen und Küchenschränken wieder Platz wurde. „Ich wüßte gar nicht, wie ich das ganze Zeug im Auto zu einem anderen Flohmarkt transportieren sollte“, freute sich Birgit Scholz über die günstige Gelegenheit, um ihre Wohnung an der Buchenstraße zu entrümpeln. Denn vom Bobbycar bis zum Klapprad hatte sie einen ganzen Fuhrpark im Angebot, während die Tochter Sophia unter anderem ihre Puzzle, Spielzeugpferde und ein Einhorn loswerden wollte. Die 16-Jährige freute sich über die Einnahmen, damit sie bald ihren Führerschein machen kann.
Herbert Jahn war aus Untermeitingen in die Siedlung gekommen, um für den vierjährigen Moritz nach Spielzeugautos zu suchen. „Ich bin Flohmarkt-Fan und von dieser Aktion in Bobingen begeistert“, sagte er. Ähnlich äußerten sich auch viele andere Besucher, die am Wochenende gern Bares für Rares bezahl- ten. Zu den Schnäppchen gehörten unter anderem alte Schreibmaschinen mit Farbband, die heute schon Museumsstücke sind, sowie ein dekorativer Leuchtturm, ein Kinderschlagzeug oder das sogenannte weiße Album der Beatles.
„Zahle so viel du willst“, hieß es auf einem Werbeschild, mit dem Alexandra Schwarz ihre Waren anpries. „Sonst hätte ich alles in ein Sozialkaufhaus gebracht“, sagte sie, „aber das in Augsburg ist ja abgebrannt. Meine Kinder sind ausgezogen und niemand braucht jetzt mehr das Trampolin und all die anderen Sachen.“Den Erlös will sie für die Jugendarbeit spenden. Allerdings zeige die Aktion auch, so Schwarz, wie sehr wir in einer Gesellschaft voller Überfluss leben: „Unzählige Menschen wären froh, wenn sie wenigstens das besitzen würden, was wir heute weggeben.“Franziska Hofer hatte an der Straße ein großes Nest mit Diddl-Mäusen des Grafikers Thomas Goletz aufgebaut: „Ich bin jetzt 30 und brauche die Figuren wirklich nicht mehr, aber ein Sammler freut sich vielleicht noch darüber.“Annabell Lachner freute sich auf jeden Fall, dass sie wenige Wochen vor Weihnachten einen Adventskalender aus Holz, stimmungsvolle CDs und Kinderbücher günstig erstehen konnte. „Über die Preise muss man natürlich verhandeln, das gehört einfach zu einem Flohmarktbummel“, meinte sie.
Dieter Müller aus der Siedlung fuhr früher gern Motorrad, ist heute aber 72 Jahre alt und verkaufte sein ganzes Zubehör, um den Erlös in Spielzeug für seine Enkel zu investieren. „Ich habe auch Bierkrüge gesammelt, aber die stehen im Keller und sind unverkäuflich“, erzählte er.
Er hielt den Flohmarkt für eine tolle Chance, um mit Nachbarn ebenso ins Gespräch zu kommen wie mit Leuten, die noch nie in der Bobinger Siedlung waren: „Endlich rührt sich mal richtig was bei uns.“Das war das erklärte Ziel von Cora Hemming-Haas, die sich über die rege Teilnahme und das passende Wetter sichtlich freute. „Wenn die Bewohner wollen, können wir das Ganze im nächsten Jahr gern wiederholen“, so die Quartiersmanagerin.