Koenigsbrunner Zeitung

Bares für Rares in der Siedlung

Handel Der erste Hofflohmar­kt in Bobingen-Siedlung stärkt das Quartiers-Bewusstsei­n. Wie Diddl-Mäuse und Einhörner neue Besitzer finden

- VON PETER STÖBICH

Bobingen Ein großer Erfolg für alle Besucher und Teilnehmer war am Wochenende der erste Hof- und Garagenflo­hmarkt in der Bobinger Siedlung. Die von Quartiersm­anagerin Cora Hemming-Haas organisier­te Veranstalt­ung sollte das Gemeinscha­ftsgefühl unter den Bewohnern stärken und neue Kunden in den Ortsteil locken. Von „Supersache“bis „tolle Idee“reichten die durchweg positiven Kommentare.

Sowohl im Quartiers-Treff am Wertachpla­tz als auch in der Bäckerei Hornik gab es Ortspläne, auf denen die rund 50 teilnehmen­den Haushalte eingezeich­net waren. Es war wie ein spannendes Suchspiel, vom Rosenweg bis zur Zedernstra­ße die zahlreiche­n Stände zu entdecken, die mit farbigen Luftballon­s markiert waren. Bei angenehmem Herbstwett­er um die 20 Grad ließ es sich bequem bummeln, um in Ruhe zwischen all den kleinen und großen Schätzen zu stöbern. Manche Teilnehmer sorgten mit CD-Spielern für ein entspannte­s Einkaufser­lebnis, andere boten Kaffee und Kuchen an, wobei sich viele interessan­te Gespräche und Kontakte entwickelt­en.

Kleinigkei­ten wie Bleistifte oder Gläser gab es sogar gratis, damit in Schubladen und Küchenschr­änken wieder Platz wurde. „Ich wüßte gar nicht, wie ich das ganze Zeug im Auto zu einem anderen Flohmarkt transporti­eren sollte“, freute sich Birgit Scholz über die günstige Gelegenhei­t, um ihre Wohnung an der Buchenstra­ße zu entrümpeln. Denn vom Bobbycar bis zum Klapprad hatte sie einen ganzen Fuhrpark im Angebot, während die Tochter Sophia unter anderem ihre Puzzle, Spielzeugp­ferde und ein Einhorn loswerden wollte. Die 16-Jährige freute sich über die Einnahmen, damit sie bald ihren Führersche­in machen kann.

Herbert Jahn war aus Untermeiti­ngen in die Siedlung gekommen, um für den vierjährig­en Moritz nach Spielzeuga­utos zu suchen. „Ich bin Flohmarkt-Fan und von dieser Aktion in Bobingen begeistert“, sagte er. Ähnlich äußerten sich auch viele andere Besucher, die am Wochenende gern Bares für Rares bezahl- ten. Zu den Schnäppche­n gehörten unter anderem alte Schreibmas­chinen mit Farbband, die heute schon Museumsstü­cke sind, sowie ein dekorative­r Leuchtturm, ein Kinderschl­agzeug oder das sogenannte weiße Album der Beatles.

„Zahle so viel du willst“, hieß es auf einem Werbeschil­d, mit dem Alexandra Schwarz ihre Waren anpries. „Sonst hätte ich alles in ein Sozialkauf­haus gebracht“, sagte sie, „aber das in Augsburg ist ja abgebrannt. Meine Kinder sind ausgezogen und niemand braucht jetzt mehr das Trampolin und all die anderen Sachen.“Den Erlös will sie für die Jugendarbe­it spenden. Allerdings zeige die Aktion auch, so Schwarz, wie sehr wir in einer Gesellscha­ft voller Überfluss leben: „Unzählige Menschen wären froh, wenn sie wenigstens das besitzen würden, was wir heute weggeben.“Franziska Hofer hatte an der Straße ein großes Nest mit Diddl-Mäusen des Grafikers Thomas Goletz aufgebaut: „Ich bin jetzt 30 und brauche die Figuren wirklich nicht mehr, aber ein Sammler freut sich vielleicht noch darüber.“Annabell Lachner freute sich auf jeden Fall, dass sie wenige Wochen vor Weihnachte­n einen Adventskal­ender aus Holz, stimmungsv­olle CDs und Kinderbüch­er günstig erstehen konnte. „Über die Preise muss man natürlich verhandeln, das gehört einfach zu einem Flohmarktb­ummel“, meinte sie.

Dieter Müller aus der Siedlung fuhr früher gern Motorrad, ist heute aber 72 Jahre alt und verkaufte sein ganzes Zubehör, um den Erlös in Spielzeug für seine Enkel zu investiere­n. „Ich habe auch Bierkrüge gesammelt, aber die stehen im Keller und sind unverkäufl­ich“, erzählte er.

Er hielt den Flohmarkt für eine tolle Chance, um mit Nachbarn ebenso ins Gespräch zu kommen wie mit Leuten, die noch nie in der Bobinger Siedlung waren: „Endlich rührt sich mal richtig was bei uns.“Das war das erklärte Ziel von Cora Hemming-Haas, die sich über die rege Teilnahme und das passende Wetter sichtlich freute. „Wenn die Bewohner wollen, können wir das Ganze im nächsten Jahr gern wiederhole­n“, so die Quartiersm­anagerin.

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Fotos: Peter Stöbich Einen ganzen Fuhrpark sowie zwei Einhörner hatten Sophia und Birgit Scholz im Angebot.
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Auch die Diddl-Maus wartete auf einen neuen Besitzer.
 ??  ?? Für mehr Platz im Haus sorgte auch Alexandra Schwarz.
Für mehr Platz im Haus sorgte auch Alexandra Schwarz.

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