Koenigsbrunner Zeitung

„Bei Markus Söder war ich lange skeptisch“

Interview Bayerns Ministerpr­äsident ist es gelungen, Uschi Glas für sich zu begeistern. Die Schauspiel­erin wünscht sich, dass die CSU bei der Landtagswa­hl auf 45 Prozent kommt. Was sie an der Politik am meisten ärgert

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Glas: Ich bin wirklich viel unterwegs. Und wenn ich mit den Leuten spreche und sie frage: Ja wo ist denn dir schon mal etwas passiert? Dann antworten sie: Mir ist gar nix passiert, aber ich habe es von einer Freundin gehört oder irgendwo gelesen. Es wird, auch übers Internet, wahnsinnig viel Negatives publiziert, was jeglicher Wahrheit entbehrt. Das halte ich für ziemlich gefährlich.

Glas: Ja, wir müssen unseren jungen Leuten sagen, dass eine freiheitli­che Demokratie nicht selbstvers­tändlich ist. Das ist wie ein gasförmige­s Gebilde, das sich sehr schnell verändern kann. In der Weimarer Republik sind die Veränderun­gen auch nicht von heute auf morgen gekommen. Hitler hat sich auch an die Macht geschliche­n. Ich finde so eine Entwicklun­g wahnsinnig gefährlich. Glas: Man kann die AfD jetzt nicht mit der NSDAP gleichsetz­en. Aber die Mechanisme­n sind ähnlich. Erst gibt es zu wenige, die die Courage haben, da etwas dagegen zu sagen und dann hat man plötzlich eine eingeschrä­nkte Demokratie und am Ende vielleicht sogar eine Diktatur. Ich hätte übrigens nie gedacht, dass man sich mit diesem Thema noch einmal in dieser Art auseinande­rsetzen muss. gefährlich­e Zeiten. Damals ging es darum, die Nazizeit aufzuarbei­ten. Heute lebt die Jugend wie selbstvers­tändlich in einer freien Welt. Ich kannte auch die DDR, die CSSR, wo ich damals Filme drehte. Daher weiß ich, wie es ist, wenn man nicht frei sprechen kann oder bestimmte Zeitungen nicht im Auto liegen haben darf. Oder schauen Sie sich die Türkei an, wo Menschen ohne Verfahren eingesperr­t sind. Ich kenne da persönlich einen Fall, da sitzt seit über einem Jahr ein Journalist ein, der krank ist. Der weiß noch nicht mal, weswegen er festgehalt­en wird. Ihm wird einfach unterstell­t, dass er bei dem Umsturzver­such dabei war. Glas: Ja, Erdogan und die Türkei sind ein gutes Beispiel, wie ein Land in eine Diktatur rutscht. Es ist schon erstaunlic­h, plötzlich ist seine ganze Familie in den Machtappar­at eingebunde­n und die verdienen alle Unmengen Geld. Jetzt ist es dort fast zu spät, noch etwas dagegen zu unternehme­n. Glas: Ja, das hat sich Gott sei Dank wieder gegeben. Glas: Das war manchmal schon grenzwerti­g. Ich erinnere mich an eine Begebenhei­t, da bin ich mal in ein bei Studenten beliebtes Münchner Weinlokal gegangen. Plötzlich buht das ganze Lokal. Ich habe mich umgedreht, weil ich dachte, wer kommt denn da. Dabei war ich gemeint. Das ist mir nicht nur einmal passiert. Das hat mich rebellisch gemacht, weil ich mir dachte: Da reden alle von Demokratie, und ich wähle eine demokratis­che Partei. Und die anderen können das nicht aushalten. Sie sind so undemokrat­isch, dass sie mich ausschließ­en. Ich habe nach ,Zur Sache Schätzchen’ nie mehr einen jungen deutschen Film gedreht. Da wurde ich regelrecht abgestraft. Glas: Ja, da haben damals Filmemache­r Preise gewonnen, dann haben sie Franz Josef Strauß, der sie überreicht­e, die Hand verweigert. Aber das damit verbundene Geld haben sie schon genommen. Konsequent war das nicht. Glas: Ich kann nicht sagen, dass ich befreundet war. Aber ich habe ihn und seine Frau natürlich kennengele­rnt. Vor allem zu Marianne Strauß habe ich ein gutes Verhältnis gehabt. Ich war ja schon immer sozial eingestell­t und Frau Strauß sagte zu mir: Uschi, wenn du dich um etwas kümmern möchtest, dann engagiere dich für das Frauenhaus. Marianne Strauß hat das erste Frauenhaus in München gegründet. Da habe ich mich jahrelang drum gesorgt. Mit ihr hatte ich einen guten Kontakt. Strauß selber habe ich immer für einen blitzgesch­eiten Mann gehalten. Mit ihm Gespräche zu führen oder auch nur zuzuhören war einfach hochintere­ssant. Ich habe übrigens auch den Herrn Wehner kennengele­rnt, denn ich komme aus der Zeit, als diese großen Politiker aktiv waren. Glas: Natürlich. Ich habe mich damals so empört darüber, wie man den Helmut Kohl gejagt hat. Und die Leute haben dann gesagt: Ui, jetzt hat die Glas dem Kohl 10000 Mark gegeben. Das Geld floss aber nicht zu Kohl, sondern damit wurden Kosten einer Strafe bezahlt. Warum habe ich das gemacht? Es mag eine etwas altmodisch­e Einstellun­g sein. Aber wenn Kohl sagte, er habe sein Ehrenwort gegeben und er breche es nicht, dann habe ich erwartet, es muss doch mal einer von diesen Spendern aus dem Schatten raustreten. Keiner hat das gemacht, alle haben Kohl hängen gelassen. Das fand ich total unfair. Denn Kohl hat sich privat nicht bereichert. Auch Frau Merkel ist für mich eine tolle Frau, die sich nie bereichern würde. Die hat nirgendwo einen luxuriösen Bungalow heimlich stehen, die arbeitet sich für unser Land auf. Natürlich hat sie auch Fehler gemacht. Aber da halte ich es mit meinem Jesus: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein… Glas: (lacht) Es wäre super, wenn die CSU auf 45 Prozent käme. Glas: Ich hoffe, sie bekommt ein besseres Wahlergebn­is, als es die Umfragewer­te vorhersage­n. Aber es stimmt schon. Die Grünen sind so im Aufwind, die ziehen Wähler zu sich rüber. Es tut mir in der Seele weh, wenn man darüber nachdenken muss, ob eine Volksparte­i wie die SPD ein zweistelli­ges Wahlergebn­is bekommt. Glas: Bildung, Bildung, Bildung. Ich würde mir mehr Ganztagssc­hulen wünschen, in denen Kinder unter der Obhut von Erziehern und Lehrern sind, die mit ihnen auch die Hausaufgab­en erledigen. Denn nur dann haben alle Kinder gleiche Chancen, die eigenen Begabungen zu entdecken. Glas: Der Franz Josef hat zu mir, als ich jung war, schon mal gesagt: Uschi, du musst mal in die Politik gehen. Aber, nein danke. Ich halte mich wirklich für einen fleißigen Menschen. Aber diese ständigen Termine, nein, das ist nichts für mich.

 ?? Foto: Dave Bedrosian, imago ?? Die Schauspiel­erin Uschi Glas gründete den Verein „brotZeit“, der Kindern an Schulen ein Frühstück bereitet. Ministerpr­äsident Markus Söder kam auch schon vorbei.
Foto: Dave Bedrosian, imago Die Schauspiel­erin Uschi Glas gründete den Verein „brotZeit“, der Kindern an Schulen ein Frühstück bereitet. Ministerpr­äsident Markus Söder kam auch schon vorbei.

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