Koenigsbrunner Zeitung

Er leitet das neue Seniorenze­ntrum Servatius

Alexander Menzel hat einst als Pfleger seine berufliche Karriere begonnen. Mit 39 Jahren ist er nun jüngste Führungskr­aft der städtische­n Altenhilfe. Warum das Thema Pflege ihn schon ganz persönlich betroffen hat

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Herr Menzel, das neue Seniorenze­ntrum Servatius nimmt nach eineinhalb Jahren Bauzeit Ende Oktober den Betrieb auf. Was ist für Sie als neuer Einrichtun­gsleiter die größte Herausford­erung?

Alexander Menzel: Das Komplettpa­ket. Es geht darum, welcher der Bewohner in welches der neuen Zimmer zieht. Da sprechen wir uns natürlich auch mit den Betroffene­n selbst und den Angehörige­n ab. Es wird geklärt, wer beim Packen und beim Umzug hilft. Und natürlich berücksich­tigen wir auch die Belange unserer Mitarbeite­r. Es scharrt jeder mit den Hufen.

Sie haben erst im August als Leiter des Seniorenze­ntrums Servatius begonnen. Kennen Sie denn schon jeden im Haus?

Menzel: Ich habe noch nicht alle Bewohner kennengele­rnt, dafür waren die Umzugsvorb­ereitungen zu umfangreic­h. Das werde ich nach dem Umzug nachholen. Mit der Bewohnerve­rtretung stehe ich regelmäßig im Kontakt. Sie hat den Blick auf die Bewohner und weiß, wenn etwas verbesseru­ngswürdig ist.

Mit 39 Jahren sind Sie derzeit die jüngste Führungskr­aft in der städtische­n Altenhilfe. Dabei haben Sie aber schon viele Jahre Erfahrung in der Pflege ...

Menzel: Das stimmt. Vor 16 Jahren habe ich als Pflegehelf­er im Hospitalst­ift begonnen. Ich merkte aber recht schnell, dass ich mehr mitgestalt­en kann, wenn ich mich weiterbild­e. Also besuchte ich Fortbildun­gen und machte Qualifizie­rungsmaßna­hmen. 2012 übernahm ich dann die Leitung des Ambulanten Pflegedien­stes. Ich versuchte immer, mich in meine berufliche Laufbahn einzubring­en.

Warum wählten des Pflegers?

Sie

einst den Beruf

Menzel: Ich wollte beruflich mit Menschen zusammenar­beiten. Ich schnuppert­e auch in einen Vertrieb rein, aber die Pflege fand ich ansprechen­der.

Warum?

Menzel: Ich redete schon immer gerne mit älteren Menschen, weil sie einem gelebte Erfahrung mitgeben. Aus solchen Gesprächen kann ich für mich selbst viel rausziehen. Die Freude, die man hier in der täglichen Arbeit hat, finde ich sehr ansprechen­d.

An welche Erfahrung erinnern Sie sich gerne zurück?

Menzel: Tatsächlic­h gibt es viele liebevolle Rückmeldun­gen von alten Menschen. Ich pflegte einmal eine alte Dame. Sie hatte anfangs Schwierigk­eiten, sich von einem jungen Mann versorgen zu lassen. Wir haben uns geeinigt, dass ich es versuchen darf. Als ich dann mal Urlaub hatte, fragte sie ständig nach mir. Sie freute sich sehr über meine Rückkehr. So etwas ist einfach schön.

Nimmt man denn manche nicht mit nach Hause?

„Fälle“ Menzel: Natürlich hing ich an den Kunden. Aber mit einer gewissen emotionale­n Distanz. Diese haben Angehörige natürlich nicht. Unter welcher Belastung Familien stehen, hätte ich mir in dieser drastische­n Auswirkung nie vorstellen können. Als Pfleger habe ich meine Arbeit immer so gut gemacht, dass ich mit gutem Gewissen Feierabend machen konnte. Als betroffene­r Angehörige­r ist man ganz anders

Sie hatten einen Pflegefall in der Familie?

Ja, mein Vater fiel eines Tages in Unterzucke­r. Eine Hirnhälfte wurde dabei so schwer geschädigt, dass er zum Pflegefall wurde. Noch vier Monate zuvor hatten meine Schwester und ich mit ihm über eine Patientenv­erfügung gesprochen. Gemacht hat er sie allerdings nicht.

Was bedeutete das für Sie?

Mein Vater war bettlägeri­g. Er konnte sich nicht äußern, musste künstlich ernährt werden. Allein die Auseinande­rsetzungen mit den Ärzten waren zum Teil grausame Erfahrunge­n. Darum habe ich einen Appell an Familien: Sich einmal zusammen hinsetzen und gemeinsam Dinge wie Patientenv­erfügung und Vorsorgevo­llmacht klären. Das Thema ist zwar nicht angenehm, aber wenn was passiert, haben die Angehörige­n zumindest etwas in der Hand.

Inwieweit helfen Ihnen Ihre persönlich­en Erfahrunge­n als Einrichtun­gsleiter eines Seniorenhe­ims?

Mein Blickwinke­l auf pflegende Angehörige ist seitdem sicherlich ein anderer geworden. Ich habe hohes Verständni­s für sie und kann mich besser in sie hineinvers­etzen. Darum ist es mir auch wichtig, dass sie bei dem Umzug ihrer Liebsten in den Neubau des Seniorenze­ntrums Servatius mit eingebunde­n werden.

Stammen Sie eigentlich aus Augsburg?

Ich bin in Aindling als letztes Kind geboren. Danach hat das Krankenhau­s die Geburtshil­fe eingestell­t Das ist eine nette Anekdote. Augsburg war aber schon immer Mittelpunk­t, um einzukaufe­n oder auszugehen. Im Alter von 18 Jahren zog ich dann in die Stadt und machte den Zivildiens­t beim Malteser Hilfsdiens­t. Von einem älteren Herren, den ich pflegte, wurde ich mal belehrt. Er sagte mir, dass man erst ein richtiger Augsburger ist, wenn man dort 50 Jahre gelebt hat. Vorher gilt man nur als Zuagroaste­r.“

(lacht).

involviert.

Er arbeitete lieber in der Pflege als im Vertrieb

Sein Vater war von heute auf morgen Pflegefall

Das Gespräch führte Ina Marks

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Foto: Bernd Hohlen Im August hat Alexander Menzel seinen Posten als Leiter des Seniorenze­ntrums Servatius angetreten. Nun steht der Umzug in den Neubau an.Menzel:Menzel:Menzel:Menzel:

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