Rechentabelle für Kita-plätze
Wie hoch ist der Bedarf in meiner Gemeinde? Ein Werkzeug aus dem Landratsamt hilft den Kommunen
Die Singoldhalle in Bobingen war schon Schauplatz von vielerlei Veranstaltungen. Seit diesem Herbst tummeln sich auch eine Krippen- und eine Kindergartengruppe unter ihrem Dach. Der Einbau einer Zweigstelle des Evangelischen Kindergartens war nötig geworden, weil die Stadt den Bedarf an Kita-plätzen längst nicht mehr stillen kann. Sie sei von der Entwicklung kalt erwischt worden, sagt der Bürgermeister. Die Kommunen bekommen für ihre Planung vielerlei Prognosen zur Hand: Zur Steuerentwicklung ebenso wie zur Entwicklung der Schülerzahlen und demografischen Entwicklung. Nicht immer stimmen die Vorhersagen, beim Kita-bedarf lagen viele Orte ganz daneben. Künftig sollen sie ihn selbst kalkulieren.
Genau zu berechnen, wie viel Betreuungsplätze eine Kommune benötigt, das sei gar nicht so leicht, sagt Günter Katheder-göllner von der Jugendhilfeplanung im Landratsamt. Der Landkreis Augsburg will den Kommunen bei der sicheren Planung dieser Frage helfen und hat dafür ein sogenanntes Prognosetool entwickelt. Es handelt sich um eine programmierte Excel-tabelle. Für jede Gemeinde sind die aktuelle Zahl der Kinder von null bis sieben Jahre hinterlegt, die prognostizierte Zahl der Kinder in dieser Altersgruppe sowie die aktuell betreuten Kinder. Aus diesen Parametern ergibt sich dann die aktuell und zukünftig benötigte Zahl an Betreuungsplätzen, heißt es in einem Leitfaden zu dem Werkzeug.
Diese Zahl kann die Kommune dann nach ihren eigenen Bedürfnissen verändern. So kann ein neues Baugebiet eingeplant werden oder ein steigender Bedarf durch die Ansiedlung eines neuen Arbeitgebers. Noch genauer wird die Prognosekraft, wenn die Zahl von Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf eingegeben wird oder auch der Wunsch der Gemeinde, wie viele freie Plätze vorgehalten werden sollen.
Im Jugendhilfeausschuss hat Katheder-göllner jetzt das Werkzeug vorgestellt und auch das Dilemma der Gemeinden und Städte skizziert: Halten sie Betreuungsplätze vor, kostet das. Haben sie keine freien Plätze, könnte sie das teuer zu stehen kommen, wenn Eltern ihr Recht darauf einklagen. Dabei steht der Landkreis im Vergleich zur Stadt Augsburg recht gut da: Laut Landratsamt kann aktuell ein einziges Kind nicht mit einem Betreuungsplatz versorgt werden. Hinzu kommen wenige Fälle von Wartelisten. Das bedeutet, dass die zuständigen Gemeinden bereits an einer Lösung arbeiten und die betroffenen Kinder noch übergangsweise betreut werden.
Bereits jetzt hätten Landkreise aus ganz Bayern ihr Interesse an dem Prognosetool signalisiert, so Günter Katheder-göllner. Denn derartige Hilfsmittel gebe es schlicht und einfach nicht auf dem Markt. In der kommenden Woche können sich die Gemeinden im Landratsamt informieren, wie mit der neuen Exceltabelle gearbeitet werden kann. Die Nachfrage sei jetzt schon groß, so Katheder-göllner.
Darauf scheint ganz Bayern gewartet zu haben