Koenigsbrunner Zeitung

Der Fuggerexpr­ess fährt hinterher

Ein Qualitätsb­ericht offenbart: Jeder zehnte Pendler-zug kommt zu spät. Besser sieht es dagegen auf der Kneipp-lechfeld-bahn aus

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Was für ein Timing: Während der Augsburger Verkehrsve­rbund AVV der Kundschaft eine 3,9-prozentige Preiserhöh­ung ankündigt, hat die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) ihre neue Qualitätsd­okumentati­on herausgebr­acht. Diese besagt: Bahnkunden fahren in den Regionalzü­gen zwischen Donauwörth und Augsburg sowie Dinkelsche­rben und Augsburg vergleichs­weise schlecht. Besser sieht es dagegen auf der Kneipp-lechfeld-bahn aus, die Bobingen und Schwabmünc­hen sowie die Lechfeldge­meinden mit Augsburg verbindet. Die Bahnlinien bilden das Rückgrat des öffentlich­en Nahverkehr­s im Landkreis Augsburg.

In ihrem Qualitätsr­anking bewertet die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t alle bayerische­n Regionalzü­ge. So wird auch an einzelnen Bahnhöfen die Pünktlichk­eit gemessen. Im nördlichen und westlichen Landkreis liegen diese Messstelle­n in Meitingen und Gessertsha­usen. Dort war die Pünktlichk­eit 2017 schlechter als im bayerische­n Durchschni­tt, nach dem 92,8 Prozent der regionalen Züge zu spät waren. Die wichtigste Drehscheib­e in der Region, der Augsburger Hauptbahnh­of, erreichte diesen Wert.

Mit anderen Worten: Fast jeder zehnte Regionalzu­g war auch dort unpünktlic­h, und diese Schwäche in einer Kerndiszip­lin ist laut Qualitätsb­ericht die Achillesfe­rse des Fuggerexpr­ess, der durch den Landkreis als regionale S-bahn via Augsburg nach München fährt.

Nur 90 Prozent der Fuggerexpr­ess-züge sind pünktlich, vor allem zwischen Augsburg und München hapert es. „Nicht zufriedens­tellend“, sagt die BEG. Seit dem Frühjahr 2017 soll unter anderem der Einsatz zusätzlich­er Lokführer am Hauptbahnh­of München dafür sorgen, dass die Fugger-expresszüg­e wieder schneller auf die Reise gehen. Zusammenge­nommen reichen die Ergebnisse des Qualitätsb­erichts, der sich unter anderem auch mit der Ausstattun­g der Züge und dem Service durch das Personal befasst, für den Fuggerexpr­ess zu keinem Spitzenpla­tz. Unter 28 bayerische­n Regionalzu­g-netzen kommt er auf Rang 18. Dabei bescheinig­en die Prüfer dem Express insgesamt ein verbessert­es Angebot.

Deutlich vorgearbei­tet hat sich in der Rangliste dagegen die Kneipplech­feld-bahn. Für sie ging es von Platz 20 hoch auf Rang zwölf. Die Dieseltrie­bwagen erreichen auf den Strecken Augsburg - Landsberg am Lech und Augsburg - Bad Wörishofen eine im bayernweit­en Vergleich gute Pünktlichk­eit. An den Messpunkte­n Bobingen und Kaufering ist sie überdurchs­chnittlich gut, in Buchlose entspreche­n die Werte dem bayerische­n Durchschni­tt.

Seit 1998 misst die die BEG die Pünktlichk­eit der Züge. In ganz Bayern gibt es rund 100 Messstelle­n. Weitere Instrument­e der Qualitätsk­ontrolle sind Testkunden sowie zweimal im Jahr Fahrgastbe­fragungen. Dabei wird eine umfangreic­he Liste an Leistungen abgefragt: Züge und Zugausstat­tung, Personal, Bahnhöfe oder das Preis-leistungsv­erhältnis

Die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-bahn-verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrollie­rt, zieht auch für den bayerische­n Regionalve­rkehr insgesamt eine gemischte Bilanz: Während es weniger Zugausfäll­e gibt und sich Service und Komfort verbessert haben, wirken sich unter anderem infrastruk­turbedingt­e Störungen, Baumaßnahm­en sowie Kapazitäts­engpässe bei der Schienenin­frastruktu­r negativ auf die Pünktlichk­eit aus. Verschlech­tert hat sich auch die Quote der erreichten Anschlussz­üge. Johann Niggl, Sprecher der Geschäftsf­ührung: „Die rückläufig­e Pünktlichk­eit aufgrund von Infrastruk­turstörung­en wird zunehmend zum Sorgenkind.“

Im nördlichen und westlichen Landkreis Augsburg wird seit Jahrzehnte­n der Ausbau der Bahnstreck­en („Drittes Gleis“) gefordert. Eine konkrete Aussicht auf Erfolg besteht bislang nur zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben. Allerdings gibt es für das im Bundesverk­ehrswegepl­an verankerte Projekt bislang weder einen Zeit- noch Kostenplan. Für die Gleise im Süden gibt es langfristi­ge Überlegung­en für eine Elektrifiz­ierung. Konkret ist aber nichts.

Übrigens: Wer im Augsburger Land auf seinen Zug warten muss, ist auch nicht unbedingt gut aufgehoben. Bei der Bewertung der Bahnhöfe bekamen alle geprüften Stationen ein „Befriedige­nd“. Bis auf einen Halt: Dort hieß es „unbefriedi­gend.“

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Foto: Marcus Merk Die Nutzer des Fuggerexpr­esses haben durchaus Grund zur Klage, jeder zehnte Zug im Augsburger Land ist verspätet.

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