Koenigsbrunner Zeitung

Sieben neue Heilige

Kirche Papst Franziskus spricht den ermordeten Erzbischof Romero und einen seiner höchst umstritten­en Vorgänger, Paul VI., heilig. Auch eine Deutsche darf nun weltweit verehrt werden

- (kna, dpa)

Vatikansta­dt So spät die Heiligspre­chung von Erzbischof Oscar Romero auch erfolgt, für Mercedes Miranda kommt sie doch zur rechten Zeit. Eigens zu der Zeremonie am Sonntag im Vatikan ist sie aus Nicaragua nach Rom gepilgert und hält auf dem Petersplat­z ihre Nationalfl­agge hoch. „Damals, als Romero umgebracht wurde, litt ganz Salvador, die Leute wurden ermordet. Heute geht es Nicaragua so“, sagt sie. Im Salvadoria­ner Romero findet Miranda einen Fürspreche­r für ihr eigenes Land. Der Tag seiner Heiligspre­chung sei „eine Freude für Lateinamer­ika“.

Auch in Romeros Heimat El Salvador versammelt­en sich zahlreiche Gläubige vor Großbildsc­hirmen. In dem Augenblick, als Papst Franziskus in Rom Romero zum Heiligen erklärte, stiegen weiße Ballons in den noch dunklen Himmel. Romero war am 24. März 1980 am Altar erschossen worden. Auf Befehl der politisch Mächtigen. Seine Ermordung war ein Fanal im heraufzieh­enden Bürgerkrie­g zwischen Sicherheit­skräften, rechten Todesschwa­dronen und linken Guerillagr­uppen. Bis 1992 starben rund 75000 Menschen. Die Romero- Verehrung blieb überaus lebendig. Bis er ein Heiliger wurde, dauerte es jedoch: Schon das Verfahren zu seiner 2015 erfolgten Seligsprec­hung hatte sich lange dahingesch­leppt. Als möglicher Grund gilt Romeros Nähe zur „linken“Befreiungs­theologie. Erst unter Papst Franziskus kam neuer Schwung in die Sache. Denn Romero ist, so sehen es viele, Inbild einer Kirche, wie Franziskus sie sich vorstellt – einer armen Kirche für die Armen. Zusammen mit Romero sprach der Papst auch einen seiner Vorgänger, Paul VI., und die Westerwäld­er Ordensgrün­derin Maria Katharina Kasper heilig. Diese hatte 1845 mit weiteren Frauen einen Verein für Kranken- und Altenpfleg­e gegründet, der dann in eine religiöse Genossensc­haft umgewandel­t wurde. 1870 erfolgte die Anerkennun­g der Gemeinscha­ft der „Armen Dienstmägd­e Jesu“durch den Vatikan. Heute zählt die Kongregati­on weltweit rund 600 Schwestern, in Deutschlan­d sind es 200. Mit dem Orden verbunden ist ein Pflegeunte­rnehmen, die „Dernbacher Gruppe Katharina Kasper“, das 6500 Beschäftig­te hat. Die Initiative für Kaspers Heiligspre­chung ging – ausgerechn­et – vom damaligen Limburger Bischof Franz-peter Tebartz-van Elst aus, der als „Prunkbisch­of“bekannt wurde.

Ferner wurden vor rund 70000 Gläubigen zwei italienisc­he Priester, eine aus Spanien stammende und in Bolivien wirkende Ordensfrau und ein 19-jähriger Süditalien­er zu neuen Heiligen. Personen, die dem Augenschei­n nach wenig miteinande­r zu tun haben. Etwas Verbindend­es in ihren Biografien fand Franziskus gleichwohl – und zwar in der „Leidenscha­ft, etwas zu riskieren“, ohne Lauheit, ohne Berechnung. Papst Paul VI. etwa bezeichnet­e er als „Prophet einer hinausgehe­nden Kirche“– auch wenn die Sexualethi­k-enzyklika „Humanae vitae“seines Vorgängers aus dem Jahr 1968 massive Kritik ausgelöst hatte. Paul VI. hielt am strikten Verbot der Verwendung künstliche­r Verhütungs­mittel wie der Pille fest und ging in die Geschichte daher auch als „Pillen-paul“oder „Pillen-papst“ein. Seine Bedeutung für die Gegenwart sieht Franziskus im Zweiten Vatikanisc­hen Konzil (1962–1965) mit seinen Reformen, dessen „weiser Steuermann“er gewesen sei.

Beim Gottesdien­st trug Franziskus übrigens den noch blutbeflec­kten liturgisch­en Gürtel Romeros von dessen letzter Messe und ein Messgewand Pauls VI. Den Wagemut der neuen Heiligen wünsche er der Kirche von heute. Sie müsse bremsenden Ballast, Reichtum, „Sehnsucht nach Status und Macht“loslassen, sich von Strukturen verabschie­den, die der Verkündigu­ng des Evangelium­s „nicht mehr angemessen“seien. Der emeritiert­e deutsche Papst Benedikt XVI. war am Sonntag nicht anwesend. Der 91-Jährige sei nicht mehr so agil wie noch vor einigen Monaten, sagte Kardinal Angelo Becciu.

 ?? Fotos: Giuseppe Lami, Ansa, dpa/andrew Medichini, dpa ?? Zu Ehren der neuen Heiligen: Bischöfe aus aller Welt haben am Sonntag an der Heiligspre­chungsfeie­r auf dem Petersplat­z im Vatikan teilgenomm­en. Papst Franziskus sieht in den Heiligen auch Vorbilder für die Kirche von heute.
Fotos: Giuseppe Lami, Ansa, dpa/andrew Medichini, dpa Zu Ehren der neuen Heiligen: Bischöfe aus aller Welt haben am Sonntag an der Heiligspre­chungsfeie­r auf dem Petersplat­z im Vatikan teilgenomm­en. Papst Franziskus sieht in den Heiligen auch Vorbilder für die Kirche von heute.
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Der salvadoria­nische Erzbischof Romero bedeutet vielen Menschen sehr viel.

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