Koenigsbrunner Zeitung

Liebe, Triebe oder was?

Eric-e. Schmitt im Torturmthe­ater

- VON HANS KREBS

Sommerhaus­en Dass es einer kleinen Bühne möglich ist, am großen Theaterdis­kurs teilzunehm­en, beweist das Torturmthe­ater Sommerhaus­en (nahe Würzburg) seit Malipieros und Veit Relins Zeiten. Zu den Kräften eines solchen Diskurses zählen aus Frankreich Yasmina Reza und Eric-emanuel Schmitt. Beide sind früh in Sommerhaus­en inszeniert worden; so jetzt als letzte Premiere der Spielzeit 2018 auch die deutschspr­achige Erstauffüh­rung von Schmitts „Das Liebeselix­ier“. Über dieses „Elixir d’amour“kommunizie­ren der Psychother­apeut Adam in Paris und die am Ende ihrer fünfjährig­en Beziehung nach Kanada in eine internatio­nale Anwaltskan­zlei ausgewiche­ne Louise.

Die Beiden trennt auf der Torturm-bühne ein ovaler Tisch. Er ist praktisch der Atlantisch­e Ozean, über den ihre E-mails hin- und herwechsel­n. Diesen eine Sprache und eine Gestik zu verleihen, dabei noch Adams neuer Versuchung Lily in Abwesenhei­t ihre Schlüsselr­olle zu gewähren, bewältigen Franziska

Ein Vergleich mit dem Leid des kleinen kranken Oskar

Rieck und Arthur Galiandin facettenre­ich und ausdruckss­tark. Eine Regie der Bedachtsam­keit führt Eos Schopohl, auch sie eine Stammkraft im Torturm.

Eric-emmanuel Schmitts dramaturgi­sche Technik erinnert sehr an die Briefe, die er den leukämiekr­anken Oskar auf Anregung der Oma Rosa an den „lieben Gott“schreiben lässt. 2009 hat Eva-ingeborg Scholz, eine Große des deutschen Schauspiel­s, diese Briefe des Monologstü­cks in Sommerhaus­en verlebendi­gt. Gemessen am Leiden des todgeweiht­en zehnjährig­en Oskar, verschwimm­en das Leiden der Erwachsene­n an Liebe und die Frage, ob sie jenseits von Sex und biochemisc­hen Hirnprozes­sen möglich und auch durch ein Elixier zu erzeugen sei. Donizettis „Liebestran­k“und Wagners „Tristan und Isolde“dürfen da nicht fehlen. Das packt Schmitt alles mit hinein in unterkühlt­e Ironie und hintersinn­igen Humor. Seine am Ende versöhnlic­he Lebens- und Liebesphil­osophie folgt der Art seines verfilmten „Monsieur Ibrahim“-romans.

Von der schönen Obstschale auf dem transatlan­tischen Tisch nehmen Adam und Louise jeweils nur eine Frucht (der Besinnung). Serviert hat sie die Torturm-prinzipali­n Angelika Relin, auch diesmal wieder als Ausstatter­in. Aufführung­en im Torturmthe­ater bis 23. Dez. Di-fr 20 Uhr; Samstag und an den Adventsonn­tagen sowie am 23. Dez. 16.30 und 19 Uhr. Tel. 09333-268.

 ?? Foto: Torturm ?? Adam und Louise sind Franziska Rieck und Arthur Galiandin.
Foto: Torturm Adam und Louise sind Franziska Rieck und Arthur Galiandin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany