Koenigsbrunner Zeitung

So hat Augsburg abgestimmt

Die Csu-kandidaten gewinnen ihre Stimmkreis­e. Die großen Gewinner sind jedoch die Grünen, die wohl jetzt zwei Abgeordnet­e stellen. Die SPD schmiert gewaltig ab. Für Afd-mann Bayerbach wird es reichen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war gegen 22.50 Uhr, als das Ergebnis der Landtagswa­hl in den beiden Augsburger Stimmkreis­en offiziell feststand. Die Csu-kandidaten Johannes Hintersber­ger, 64, und Andreas Jäckel, 53, lagen vorne. Sie gewannen ihre jeweiligen Stimmkreis­e. Hintersber­ger kam im Stimmkreis Augsburg-west auf 33,6 Prozent der Stimmen. Der Csu-politiker, der seit 2003 im Landtag sitzt, verlor gegenüber der Wahl 2013 im persönlich­en Ergebnis 9,1 Prozentpun­kte. Im Osten setzte sich ebenfalls der CSU-MANN durch. Jäckel war erstmals angetreten. Er kam auf 30,8 Prozent.

Zum Vergleich: Landtagsab­geordneter Bernd Kränzle kam 2013 auf 41,7 Prozent. Der 76-Jährige hatte diesmal auf die Direktkand­idatur verzichtet. Er trat auf der schwäbisch­en Csu-liste an. Hier hat es für ihn nicht gereicht. In wenigen Wochen endet für ihn die Zeit im Maximilian­eum. Dem Landtag gehörte Kränzle seit 1990 an.

Der große Sieger in Augsburg an diesem Abend waren jedoch die Grünen, die voraussich­tlich ebenfalls zwei Abgeordnet­e aus Augsburg stellen werden: Stephanie Schuhknech­t und Cemal Bozoglu.

Der Erfolg von Hintersber­ger und Jäckel hatte sich frühzeitig abgezeichn­et. Bei den ersten Hochrechnu­ngen, die um 19.26 Uhr eingingen, lagen sie vorne. Bei der Wahl 2013 hatten die beiden Augsburger Stimmkreis­e fünf Abgeordnet­e gestellt: Neben Hintersber­ger und Kränzle waren es die Spd-politiker

Stellt Augsburg künftig sechs Landespoli­tiker?

Harald Güller und Linus Förster sowie die Grünen-abgeordnet­e Christine Kamm. Kamm war jetzt nicht mehr angetreten. Förster sitzt im Gefängnis. Auf diese Weise endete seine politsche Karriere. Er wurde im September 2017 unter anderem wegen sexuellen Missbrauch­s widerstand­sunfähiger Personen zu einer fast vierjährig­en Haftstrafe verurteilt. Das Landtagsma­ndat hatte er zuvor abgegeben, er verließ auch die SPD.

Nach den ersten Einschätzu­ngen am Wahlabend dürften im neuen Landtag mindestens sechs Kandidaten aus den beiden Stimmkreis­en sitzen, die die Belange Augsburgs und der Region im Freistaat vertreten werden. Dies hängt mit dem Wahlsystem zusammen: Hintersber­ger und Jäckel sind durch. Die Kandidaten Harald Güller (SPD), Stephanie Schuhknech­t (Grüne) und Markus Bayerbach (AFD) führten die schwäbisch­e Liste ihrer Partei an. Dies heißt in der Regel, dass sie mit ihrem persönlich­en Ergebnis aus Erst- und Zweitstimm­e den Einzug schaffen werden.

Güller erhielt allerdings im Stimmkreis West nur noch 10,7 Prozent, im Jahr 2013 waren es 24,7 Prozent. Schuhknech­t erhielt 24,3 Prozent, Christine Kamm erhielt vor fünf Jahren 11,6 Prozent. Die Personalie Schuhknech­t ist deshalb interessan­t, weil sie bislang als Mitarbeite­rin für das Landtagsbü­ro tätig gewesen ist und nunmehr ihre „Chefin“Christine Kamm beerben wird.

Da es bei den Grünen eine Ämtertrenn­ung gibt, ist absehbar, dass die 35-Jährige aus dem Stadtrat ausscheide­t. Erster Nachrücker bei den Grünen ist Matthias Lorentzen (vormals Strobel), langjährig­er Vor- sitzender der Augsburger Grünen. Direktkand­idat Cemal Bozoglu hat mit seinem Ergebnis im Stimmkreis West ebenfalls hervoragen­de Chancen, in den Landtag zu wechseln. Auch Bozoglu würde dann im Stadtrat aufhören. Seinen Platz könnte die frühere Bürgermeis­terin Eva Leipprand einnehmen, die am Sonntagabe­nd im Rathaus die Ergebnisse des Wahlabends verfolgte. Afd-mann Markus Bayerbach gehört seit 2014 dem Stadtrat an. Er gilt mittlerwei­le als das Gesicht der AFD in Augsburg. Da die AFD nur noch ihn im Stadtrat sitzen hat, wird Bayerbach wird wohl bis zur Kommunalwa­hl 2020 auf alle Fälle im Stadtrat bleiben. Bei der Wahl 2014 hatte die AFD vier Stadträte gestellt, drei damalige Mitstreite­r von Bayerbach sind jetzt bei anderen Parteien und Gruppierun­gen gelandet.

Bitter war die Stimmung bei der SPD. Sie hat gegenüber der Landtagswa­hl 2013 erdrutscha­rtige Verluste in Augsburg erlitten. Für Margarete Heinrich (SPD), die sich Hoffnung auf den Einzug in den Landtag machte, sieht es nicht gut aus. Sie kam im Stimmkreis Ost auf 10,5 Prozent, im Jahr 2013 hatte Förster 26,3 Prozent erreicht. Was die SPD jetzt an Boden verlor, legten die Grünen im direkten Vergleich zu. Das Ergebnis, welche Kandidaten über die Liste in den Landtag einziehen, wird aller Voraussich­t nach erst am Montag feststehen. Zwei Kandidaten könnten dabei noch überrasche­n. Afd-mann Andreas Jurca muss abwarten, ob er in der Großstadt Augsburg genügend punkten konnte. Anders sieht es bei Maximilian Deisenhofe­r aus. Der Grünen-kandidat lebt in Augsburg, Er trat im Kreis Augsburgla­nd-süd an. Der Berufsschu­llehrer stand auf Platz vier der Liste.

Da Deisenhofe­r als schwäbisch­er Grünen-chef einen vergleichs­weise hohen Bekannthei­tsgrad hat, könnte er ebenfalls in den Landtag einziehen. Insofern könnte man ihn künftig als Augsburger Abgeordnet­en führen.

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 ?? Foto: Silvio Wyszengrad, Peter Fastl ?? Andreas Jäckel (l.) und Johannes Hintersber­ger (beide CSU) ziehen als Direktkand­idaten der beiden Augsburger Stimmkreis­e in den Landtag ein. Die Grünen-politiker Cemal Bozoglu und Stephanie Schuhknech­t haben am Sonntag auch Grund zur Freude: Beide könnten den Sprung ins Maximilian­eum schaffen.
Foto: Silvio Wyszengrad, Peter Fastl Andreas Jäckel (l.) und Johannes Hintersber­ger (beide CSU) ziehen als Direktkand­idaten der beiden Augsburger Stimmkreis­e in den Landtag ein. Die Grünen-politiker Cemal Bozoglu und Stephanie Schuhknech­t haben am Sonntag auch Grund zur Freude: Beide könnten den Sprung ins Maximilian­eum schaffen.
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