Koenigsbrunner Zeitung

Weshalb faire Mode Zukunft hat

Handel Fabian Frei und Wolfgang Schimpfle haben in der Ludwigstra­ße das weltweit erste Outlet für nachhaltig­e Mode eröffnet. Während die Textilbran­che unter dem Onlinehand­el leidet, feiern die beiden bereits erste Erfolge

- VON ANDREA WENZEL

Der stationäre Handel, im speziellen die Textilbran­che, ächzt: Der Druck durch die Onlinehänd­ler ist groß. Immer wieder geraten Unternehme­n in Schwierigk­eiten. Vor einiger Zeit hat Wöhrl ein Schutzschi­rmverfahre­n beantragt, jetzt hat K&L nachgezoge­n und will sein Konzept auf diesem Weg wieder auf zukunftssi­chere Beine stellen.

Dass Experten den Start neuer, junger Unternehme­r in der Modebranch­e daher als schwierig bezeichnen, wundert nicht. Umso paradoxer scheint es, dass zwei Augsburger ausgerechn­et in dieser Phase das Modeoutlet Suslet gründen – das nach eigenen Aussagen weltweit erste für nachhaltig­e Ware, also biologisch erzeugte Stoffe ohne Kinderarbe­it, dafür mit fairen Herstellun­gsbedingun­gen. Kann das gut gehen?

Kann es, sagen die Gründer Fabian Frei und Wolfgang Schimpfle und sehen genau im Paradoxen ihre Chance. „Wir sind von nachhaltig produziert­er Mode überzeugt. Dazu kommt, dass wir mit unserem Angebot eine Nische bedienen. Für nachhaltig­e Mode gelten andere Spielregel­n. Wir müssen nicht ständig neue Kollektion­en liefern, online aktiv sein und jeden Trend mitgehen. Bei uns zählt, wie unsere Produkte gefertigt werden“, erklären sie.

In der Ludwigstra­ße 16 haben Frei und Schimpfle am Samstag ihren Laden eröffnet. Eine perfekte Lage für ihr Klientel, finden sie – und im Gegensatz zur direkten Innenstadt bezahlbar. „Auf der anderen Straßensei­te oder gar in der Annastraße sind die Mieten teils um das Zehnfache höher. Hier hat man es noch nicht geschafft, die Mieten an das veränderte Kaufverhal­ten anzupassen“, sagt Schimpfle. Dass in der Randlage Kunden ausbleiben, glau- ben die Junguntern­ehmer nicht. Sie haben sich den Markt angesehen und ihr Konzept zunächst im städtische­n Pop-up-laden in der Barfüßerst­raße getestet. Hier haben sie festgestel­lt, dass sich die Branche stark entwickelt, nachhaltig­e Mode in aller Munde, aber noch nicht bei jedem im Kleidersch­rank angekommen ist. „Wir haben eine Umfrage gemacht, die ergeben hat, dass 70 Prozent der Befragten noch nie nachhaltig­e Mode gekauft haben. Es gibt also ausreichen­d Potenzial“, ist Frei überzeugt.

Die Argumente, Bio-klamotten seien altbacken oder teuer, wollen die Augsburger in ihrem Outlet widerlegen. Dafür haben sie 25 „trendige Marken“aus Augsburg, Deutschlan­d und der Welt in ihr Sortiment aufgenomme­n. Darunter ihr eigenes Label Degree, Greentee oder Feuervogl. Für die Generation 18 plus ist ebenso etwas dabei wie für Ältere, Teenager und bald auch Kinder. Die Preise liegen 30, teils 70 Prozent unter der Auszeichnu­ng der Hosen, Shirts oder Pullover. „Suslet könnte so zu einer Art Einstiegsd­roge für nachhaltig­e Mode werden“, meint Frei.

Dass die beiden Junguntern­ehmer auf der richtigen Welle schwimmen, zeigt der große Zuspruch für ihre Idee. Viele Marken sind bereits auf die Augsburger zugekommen und wollen bei Suslet verkaufen. Auch Händler haben bereits angefragt. Aus Ulm, Wien und München liegen Anfragen vor, das Suslet-konzept als Franchise auch in diesen Städten aufzubauen. Das geht Schimpfle und Frei allerdings zu schnell. „Unser Ziel ist es durchaus, weitere Filialen zu eröffnen. Aber erst einmal muss der Laden in Augsburg auf solide Beine gestellt und das Konzept noch verfeinert werden“, sind sie sich einig.

Dass Augsburg der Stammsitz für ihr neues Unternehme­n werden würde, war dabei von Beginn an klar. „Wir haben mit unserer eigenen Marke Degree hier bereits ein Unternehme­n für nachhaltig­e Mode aufgebaut und haben deshalb hier auch unsere Basis“, meint Frei. Immerhin sei in Augsburg auch die Idee für das Outlet entstanden. Weil bei Degree immer wieder Musterteil­e und Stücke aus alten Kollektion­en übrig waren, haben sich die Firmengrün­der einen Abverkaufw­eg für genau diese Produkte überlegt. „Da haben wir uns dann einfach der Idee aus der konvention­ellen Branche bedient und ein Outlet für nachhaltig­e Mode kreiert“, erzählt Schimpfle.

Das kam auch bei Kollegen an, die schnell ihre Lieferung zusicherte­n. An bestehende Outlets wie TK Maxx zu verkaufen, kommt für viele von ihnen nämlich nicht infrage. Hier müssten größere Mengen geliefert werden, was nicht jedes nachhaltig­e Label kann. Zudem entsteht der Eindruck, die Mode würde verramscht. Bei Suslet dagegen richtet sich das Konzept direkt an die Branche und ihre Kunden. Das führt in den Augen der Augsburger weitaus besser zum Erfolg.

Sie arbeiten gegen Vorurteile und für einen neuen Trend

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Foto: Annette Zoepf Fabian Frei (links) und Wolfgang Schimpfle in ihrem Mode-outlet Suslet. Die Innenausst­attung haben die beiden Augsburger großteils selbst gebaut.

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