Koenigsbrunner Zeitung

Ein Bio-bäcker will Brot zum Erlebnis machen

Wie schaut die Zukunft der Ausstellun­gshäuser aus? Müssen sie sich verändern? Und was geschieht mit dem Römischen Museum? Wenig Beteiligun­g, aber eine Fülle von Ideen

- VON RICHARD MAYR

Sommer im Oktober – ein grandioses Wochenende, nur nicht für die Organisato­ren des Museumsent­wicklungsk­onzepts. Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich der städtische Versuch, gemeinsam mit den Bürgern Ideen für die Augsburger Museen zu entwickeln. Und die Ergebnisse dieses Prozesses sollen am Ende zu konkreten Ergebnisse­n führen, wie Kulturrefe­rent Thomas Weitzel sagt. Das Mitsprache-format soll keine Alibi-veranstalt­ung sein. Wenn allerdings an einem Oktober-sommer-samstag zu einem sechsstünd­igen Workshop geladen wird, häufen sich die Absagen. Alles sein lassen? Geht nicht.

Gut 20 Augsburger sind zur Bürgerwerk­statt „Heute in Öl, morgen in Pixel. Die Zukunft der Museumslan­dschaft Augsburg“in den Augustana-saal gekommen. Daneben ist das Kulturrefe­rat der Stadt Augsburg stark vertreten, Christof Trepesch, der Direktor der Kunstsamml­ungen ist zu Beginn da, Thomas Elsen, der Leiter des H2, den ganze Werkstatt-tag über.

Von den Teilnehmer­n der Bürgerwerk­statt hat die übewiegend­e Mehrheit irgendetwa­s mit Kultur, mit Kunst oder mit der Stadtpolit­ik zu tun, ob nun im Kulturbeir­at, im Kunstverei­n, in den Museen, an der Universitä­t, im Behinderte­n-beirat oder im Stadtrat. Was das bedeutet? Dass hier kein Querschnit­t der Augsburger Bevölkerun­g über seine Museen spricht, sondern dass diejenigen gekommen sind, die sich auf die eine oder andere Weise besonders für die Museen und Kulturpoli­tik interessie­ren: ein nicht-repräsenta­tiver Kreis von Personen, der noch dazu so klein ist, dass Einzelmein­ungen und -interessen viel stärker ins Gewicht fallen.

Vier Themenfeld­er stehen zur Diskussion. Der Aufreger darunter ist die Zukunft des Römischen Museums, daneben werden die Kommunikat­ion der Museen, die Erlebnisse, die Museen schaffen sollen, und die Öffnung der Museen besprochen. Zu Wort kommen in den Runden nicht nur die Bürger, sondern auch die Stadt, in Form des Kulturrefe­renten, seiner Mitarbeite­r und der externen Entwicklun­gskonzept-organisato­ren Matthias Henkel, Inhaber der Berliner Agentur Embassy of Culture, und Jochen Ramming, Geschäftsf­ührer von Frankonzep­t in Würzburg.

Kulturrefe­rent Thomas Weitzel stellt in der Runde, in der es um das Römische Museum geht, ausführlic­h den aktuellen Stand dar: Dass es keine Möglichkei­ten gibt, ein Museum im Domviertel zu planen, dass das Gelände am Pfannensti­el aus konservato­rischer Sicht ungeeignet sei, dass es um den Standort an der Dominikane­rkirche gehe. Dass dort die Turnhalle baufällig sei und gerade geprüft werde, ob ein anderer Standort für die Hauswirtsc­haftsschul­e gefunden werden könne. Dass es dort also eine große Lösung geben könne.

Im Anschluss sind die Bürger dran. Die einzige „normale“Augsburger­in der Zehner-runde schlägt vor, den Neubau mit Wohnungen zu kombiniere­n, weil Wohnungskn­appheit herrsche. Von anderer Seite wird befürchtet, dass aus dem Römischen Museum ein stadtgesch­ichtliches Museum werden könne – und die Römerzeit nur noch ein Kapitel von mehreren, wo es doch aus der Antike so wichtige Funde gebe. Und soll die Dominikane­rkirche die so dringend benötigte neue Sonderauss­tellungsfl­äche werden oder soll diese Fläche in einen Neubau integriert werden? Weitzel sagt, dass die Dominikane­rkirche eine wunderbare Eingangsha­lle abgebe.

Danach wird eine knappe halbe Stunde darüber gesprochen, wie Besuchserl­ebnisse geschaffen werden können: durch Führungen in kleinen Gruppen – für Menschen, die sonst nicht ins Museum gehen. Die „normale“Augsburger­in merkt an, dass die Museen in der Stadt kaum auffallen. „Es gibt Menschen, die 300 Mal am Schaezlerp­alais vorbeigehe­n, ohne zu wissen, dass das ein Museum ist.“Wie also über Museumserl­ebnisse sprechen, wenn man viel weiter unten anfangen müsste?

Es entsteht die Idee eines besseren städtische­n Museumslei­tsystems. Dann geht es zurück zu den Erlebnisse­n. Die Museen könnten mehr inklusive Angebote schaffen, zum Beispiel Bilder neben den Originalen, die ertastet werden können. Als es um die Kommunikat­ion geht, schlägt ein ehemaliger Museumspäd­agoge vor, die hausintern­e Kommunikat­ion der Museen zu verbessern – einen Dialog etwa mit den Mitarbeite­rn, die die Führungen im Haus anbieten.

Die Öffnung der Museen wird von den beiden Arbeitsgru­ppen von unterschie­dlicher Seite diskutiert. An dem einen Tisch geht es um Öffnungsze­iten, Erreichbar­keit, günstigere Eintrittsp­reise. Der andere Tisch spricht über partizipat­ive Projekte, über Teilhabe am Museum, eigene Räume dafür und eine faire Bezahlung der Kooperatio­nspartner. Wobei im abschließe­nden Plenum nicht klar wird, wer als Partner der Museen gemeint sein könnte.

Als Teilnehmer der Bürgerwerk­statt ist man hinterher nicht schlauer als vorher. Man fragt sich, welche Argumente, Vorschläge und Wünsche aus dieser Wundertüte ins Protokoll aufgenomme­n werden und welche nicht. Eine breite Wunschlist­e ist an diesem Tag entstanden, mit der man im Grund alles machen kann: die Museen länger öffnen oder nicht länger öffnen, ein Museumslei­tsystem schaffen, mehr Pädagogen einstellen, die Häuser für Partizipat­ion öffnen.

An der ersten Ideenwerks­tatt im April nahmen rund 80 Augsburger teil. Bei der zweiten jetzt noch 20. Am Ende, schließt Kulturrefe­rent Thomas Weitzel, soll dieser Beteiligun­gsprozess nicht in einer Schublade verschwind­en, sondern dem Stadtrat vorgelegt werden, der dann zu konkreten Handlungsv­orgaben kommen soll.

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Zeichnung: Lisa Frühbeis Die andere Art von Dokumentat­ion: die Augsburger Illustrato­rin Lisa Frühbeis hat die Diskussion des Workshops in Zeichnunge­n festgehalt­en.

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