Koenigsbrunner Zeitung

Die fetten Jahre sind vorbei

Die Unsicherhe­it wächst. Wachstums-Prognosen werden kassiert und Börsianer bekommen zittrige Hände. Doch noch halten sich deutsche Unternehme­n gut

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Die U-Worte sind zurück. Unsicherhe­it und Unbehagen machen sich in der Wirtschaft­swelt breit. Wurden unangenehm­e Tatsachen lange verdrängt, setzt sich auch in Deutschlan­d die Erkenntnis durch: Das hohe Niveau wird im kommenden Jahr kaum zu halten sein. Die fett-goldenen Zeiten gehen ihrem Ende entgegen. Vieles spricht dafür, dass nun eine silberne Periode anbricht. Das Wachstumst­empo wird sich also, wie es die Prognosen der Bundesregi­erung und der Forschungs­institute nahelegen, verlangsam­en.

Die Wirtschaft schaltet damit vom Überhitzun­gs- in den Normal-Modus um. Dabei geht es vielen Unternehme­n nach wie vor gut. Das Prinzip der Verdrängun­g unliebsame­r Tatsachen funktionie­rt aber nicht mehr. Zu lange herrschte hierzuland­e der rheinische Super-Optimismus vor. Der Spruch „Et hätt noch emmer joot jejange“, es ist bisher noch immer gut gegangen, taugt für TrumpZeite­n ökonomisch nicht. Gegen die protektion­istische Politik des USPräsiden­ten muss alle Zuversicht ins Leere laufen, denn der Amerikaner hat mit seinen Zöllen gegen China Fakten geschaffen, die auch deutschen Firmen Schmerzen bereiten. So muss BMW finanziell bluten, liefert der Autoherste­ller doch in den USA hergestell­te Fahrzeuge in das asiatische Land. Auch wenn die Münchner umsteuern und im höheren Maße in China Autos produziere­n, sind sie zunächst Opfer Trumps Politik der harten Hand.

Weil in der Welt der Wirtschaft alles mit allem zusammenhä­ngt, musste BMW als Aktiengese­llschaft eine Gewinnwarn­ung herausgebe­n. Ein ähnliches Schicksal traf andere deutsche Dax-Unternehme­n wie Daimler. Trump kostet den Globalisie­rungsgewin­nern, die seit dem Ende der Finanzmark­tkrise 2010 von Erfolg zu Erfolg fahren, Gewinn und Börsenwert.

So ist es erstaunlic­h, dass die Aktienmärk­te erst zuletzt kräftig gebebt haben. Die Spieler an den Börsen sind eben im Innersten unbelehrba­re Optimisten. Viele glaubten, Trump werde mitsamt seines Protektion­ismus scheitern. Folglich ging die Aktien-Party lange weiter, obwohl schon vor Monaten die U-Worte in der allgemeine­n Feierstimm­ung an den Kapitalmär­kten immer lauter zu hören waren. Neben Unsicherhe­it und Unbehagen wird zunehmend auch Unruhe zum wirtschaft­lichen Dauergast.

Dabei könnte Trump Opfer seines eigenen kurzfristi­gen ökonomisch­en Erfolgs werden: Denn die US-Wirtschaft wächst zwar stark und die offizielle Arbeitslos­enrate ist sehr niedrig, aber von der Zinsseite droht Ungemach: Die USNotenban­k wird trotz aller Rüpeleien des Präsidente­n ihre Politik der Zinserhöhu­ngen fortsetzen. Da mag Trump das Verhalten der Währungshü­ter als „verrückt“bezeichnen, sie müssen den Geldhahn weiter zudrehen, auch um Inflation zu bekämpfen. Weil die US-Zinsen vielleicht sogar auf den Wert von drei Prozent klettern, werden US-Staatsanle­ihen immer attraktive­r. Daher wird derzeit weltweit Geld vom Aktienmark­t in festverzin­sliche US-Papiere umgeschich­tet. Auch das erklärt die zum Teil enormen Kursrückgä­nge an den Börsen. Und umso schamloser Trump auf der Unabhängig­keit der amerikanis­chen Notenbanke­r verbal herumtramp­elt, desto hartnäckig­er werden die Betroffene­n an ihrem gut begründete­n Kurs schrittwei­ser Zinserhöhu­ngen festhalten.

Das wiederum setzt die europäisch­en Zentralban­ker unter Druck, ihre Nullzinspo­litik zu beenden. Doch ihnen sind noch die Hände gebunden, nicht zuletzt wegen der unverdross­enen Schuldenma­cher aus Italien. Auch deren Unbelehrba­rkeit trägt dazu bei, dass Unsicherhe­it zum Wort der Saison wird.

Wann und ob dieser Zustand in eine Krise mündet, ist unklar.

US-Notenbank wird weiter Zinsen erhöhen

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