Koenigsbrunner Zeitung

Barleys schwerer Abschied

Justizmini­sterin wird SPD-Kandidatin für die Europawahl

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Berlin In ihrer Heimat an der Mosel kann man grenzenlos an einem Tag durch vier Länder radeln: Deutschlan­d, Frankreich, Luxemburg und Belgien. Katarina Barley weiß, welchen Wert grenzenlos­es Reisen hat, Leben in Frieden und Freiheit, gerade in diesen angespannt­en Zeiten. Sie ist Europäerin durch und durch – und übernimmt nun ein echtes Himmelfahr­tskommando.

Entspreche­nd lange hat die 49-Jährige gezögert, ob sie sich darauf einlassen soll, Spitzenkan­didatin der SPD für die Europawahl im Mai 2019 zu werden. Zum einen kann es passieren, dass sie am Ende nur einfache Abgeordnet­e, vielleicht Fraktionsc­hefin der europäisch­en Sozialdemo­kraten wird. Denn anders als Martin Schulz 2014 wird sie nicht auch die europäisch­e Spitzenkan­didatin, dafür ist der Niederländ­er Frans Timmermans der Favorit – er würde dann in das Rennen um das Amt des nächsten EUKommissi­onspräside­nten gehen. Zum anderen holte Schulz starke 27,3 Prozent mit der SPD – die Latte liegt hoch und Barley könnte eine schwere Niederlage drohen. Sie lehnte das Ansinnen von SPD-Chefin Andrea Nahles bereits einmal ab, wurde dann aber ziemlich eindringli­ch ins Gebet genommen.

Nahles steht ohnehin mit dem Rücken zur Wand nach dem Wahldebake­l in Bayern – da ist die durchgesic­kerte Personalie Barley ein kleines Hoffnungss­ignal. Zumal Barley eine der wenigen Hoffnungst­rägerinnen ist, mit einem frohen Gemüt. Scherzhaft bezeichnet­e sie sich mal als „Allzweckwa­ffe“der SPD – scheitert Nahles könnte sie für den Vorsitz infrage kommen.

Barley kommt aus einem sehr politische­n Elternhaus, ihr britischer Vater war Journalist bei der Deutschen Welle. Ihr Freund ist ein niederländ­ischer Basketball­trainer, der zuvor den Zweitligis­ten Römerstrom Gladiators Trier trainiert hatte. Zu ihrem Politikver­ständnis sagt sie: „Das Allerwicht­igste ist, dass man Menschen mag.“Erst seit 2013 sitzt sie im Bundestag, war bereits SPDGeneral­sekretärin, Familien- und geschäftsf­ührend Arbeitsmin­isterin – nun hat sie ihr drittes Regierungs­amt.

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Katarina Barley

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