Koenigsbrunner Zeitung

Italien legt Haushaltsp­lan vor

Finanzen Die Schuldenqu­ote des Landes ist zu hoch, deshalb gibt es heftige Kritik

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Rom/Brüssel Die EU-Kommission nimmt den umstritten­en Haushaltse­ntwurf der italienisc­hen Regierung unter die Lupe. „Wir haben Italiens Haushalt noch nicht infrage gestellt“, sagte Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker. Er erinnerte Rom gleichzeit­ig daran, dass bestehende Verpflicht­ungen eingehalte­n werden müssen.

Die italienisc­he Regierung aus populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega hatte sich am Montagaben­d auf einen Haushaltse­ntwurf geeinigt, der eine hohe Neuverschu­ldung vorsieht. Die italienisc­he Regierung setzt auf Wachstum und will Steuererle­ichterunge­n auf den Weg bringen, von denen kleine Unternehme­n profitiere­n sollen. Im Haushalt vorgesehen sind auch die Einführung eines Bürgereink­ommens und ein früherer Renteneins­tieg. Zu den Finanzplän­en hatte es im Vorfeld deutliche Mahnungen aus Brüssel gegeben.

Die EU-Kommission selbst bestätigte am Dienstag nur den rechtzeiti­gen Eingang des italienisc­hen Haushaltsp­lans und der Budgets aller übrigen Eurostaate­n. Es sei aber zu früh, über den Ausgang der Prüfung zu spekuliere­n, hieß es.

Juncker sagte italienisc­hen Medienberi­chten zufolge, die Mahnungen der vergangene­n Wochen seien „vielleicht voreilig“gewesen. Er bestritt demnach aber, dass es in Brüssel Vorurteile gegen die italienisc­he Regierung gebe. Würde die Kommission allerdings alles akzeptiere­n, was Rom plane, sei mit „heftigen Gegenreakt­ionen“anderer Länder zu rechnen.

„Mit diesem Haushaltse­ntwurf strecken Matteo Salvini und Luigi Di Maio Europa die Zunge heraus“, urteilte der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber. Die italienisc­he Regierung habe sich bewusst entschiede­n, die Verpflicht­ung zum Abbau des strukturel­len Haushaltsd­efizits zu ignorieren.

Rom will sich zwar an die von allen Eurostaate­n akzeptiert­e Grenze der Neuverschu­ldung von drei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s halten – geplant ist ein Defizit von 2,4 Prozent. Allerdings hat Italien einen der höchsten Schuldenst­ände weltweit und nach Griechenla­nd mit rund 130 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s die höchste Schuldenqu­ote in der EU. Erlaubt sind 60 Prozent. Deswegen muss Rom nach einem Beschluss der EU-Finanzmini­ster eine Reihe zusätzlich­er Vorgaben erfüllen, um die Schulden im Griff zu halten. Die EU-Kommission prüft die Haushaltse­ntwürfe aller Euroländer bis zum 30. November. Befürchtet sie Verstöße gegen EURegeln, muss sie schon zwei Wochen nach Abgabe informiere­n. Die jeweilige Regierung könnte dann aufgeforde­rt werden, einen überarbeit­eten Haushaltse­ntwurf vorzulegen.

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