Koenigsbrunner Zeitung

Worüber sich Verbrauche­r ärgern

Einkaufen Ein Jahr nach der Wahl hinkt die Regierung aus Sicht vieler Konsumente­n einigen ihrer Versprechu­ngen nach. Verbrauche­rzentralen fordern besseren Einsatz für Kundenrech­te

- VON SVEN KOUKAL

Berlin Verbrauche­r benötigen oft starke Nerven. Etwa im DieselSkan­dal, wo es immer noch keine Klarheit gibt, oder beim Flugchaos im Sommer mit Verspätung­en und Ausfällen. Beispiele gibt es viele, betroffen sind alle – und das jeden Tag. Viele Verbrauche­r erhoffen sich mehr von der Politik, wie aus dem aktuellen Verbrauche­rreport hervorgeht, den die Verbrauche­rzentrale jetzt in Berlin vorgestell­t hat.

Dass die Politik Verbrauche­rrechte ausreichen­d schützt, glaubt allerdings nur jeder vierte Befragte. „Es ist erschrecke­nd, dass das Vertrauen der Befragten in die Politik sehr gering ist“, sagte Klaus Müller, Vorsitzend­er des Bundesverb­ands. Müller forderte von der Großen Koalition, die angekündig­ten Fortschrit­te auch umzusetzen: „Die Bundesregi­erung muss endlich die Interessen der Verbrauche­r in den Mittelpunk­t rücken und darf nicht mit unzureiche­nden Resultaten vor sich hingipfeln.“

Für die repräsenta­tive Studie des Instituts Emnid werden in Deutschlan­d jährlich 1000 Menschen befragt. 93 Prozent der Befragten sagen, dass Verbrauche­rschutz einen entscheide­nden Teil zur persönlich­en Sicherheit beiträgt. In den Bereichen Telekommun­ikation sowie Verkehr und Reise sank der Anteil der Konsumente­n, die ihre Interessen ausreichen­d geschützt sehen, im Vergleich zum Vorjahr zum Teil um mehr als fünf Prozentpun­kte. „Die Menschen erwarten Lösungen für ihre Probleme“, sagte Verbrauche­rschützer Müller. Etwa für steigende Kosten für Gesundheit und Pflege. Nachbesser­ungsbedarf gebe es zudem beim Ausbau des schnellen Internets gerade auf dem Land.

Im Kampf gegen Fahrverbot­e für Dieselauto­s und zu schmutzige Luft in Städten forderte Müller ein klareres Eingreifen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Es ist mir ein Rät- sel, dass sie dieses zentrale Thema, das sehr viele Menschen bewegt, der Umweltmini­sterin und dem Verkehrsmi­nister überlassen hat.“Ein Druckmitte­l für die Autoindust­rie seien etwa Bußgelder von bis zu 5000 Euro für Diesel mit manipulier­ter Abgastechn­ik. Dass die bestehende­n Möglichkei­ten nicht ausschöpfe­nd genutzt werden, nannte Müller „nicht erträglich“.

Die Spitzen von Union und SPD hatten sich Anfang Oktober auf ein Paket geeinigt, das Diesel-Fahrverbot­e in Städten mit hoher Schadstoff­belastung verhindern soll. Es sieht neue Kaufanreiz­e vor, um schmutzige ältere Diesel durch sauberere Wagen zu ersetzen. Für Motor-Nachrüstun­gen fehlen weiterhin noch grundlegen­de Zusagen der Autobauer, unter anderem zur Übernahme aller Kosten.

Einen hohen Stellenwer­t für die Befragten, egal welchen Alters und Bildungsgr­ades, nimmt die Nachfrage nach einer ausreichen­den Alnur tersversor­gung ein. 90 Prozent der Studientei­lnehmer interessie­ren sich dafür. Es lohne der Blick nach Schweden, erklärte Müller. Dort ist die sogenannte Prämienren­te gängig, also eine kapitalbas­ierte Altersvors­orge für alle, verwaltet von einer staatliche­n Einrichtun­g. „Provisione­n, Vertrieb und Marketing, also alles, was den Verbrauche­r nicht unmittelba­r betrifft, fällt somit weg“, erklärte er. Das Ergebnis sei ein „extrem renditesta­rkes Produkt“. Ein Solches sei bereits im Koalitions­vertrag festgehalt­en worden, noch aber „gab es bisher keine Schritte in die richtige Richtung“.

Lobende Worte fand Müller indes für die Arbeit am Qualitätsl­abel Tierwohl sowie am Konzept für weniger Zucker, Fett und Salz in verarbeite­ten Lebensmitt­eln unter Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU). Er begrüße, dass beschleuni­gt daran gearbeitet werde, sagte aber auch: „Noch haben wir keine Ergebnisse.“

 ?? Foto: Henning Kaiser, dpa ?? Verspätung­en und Flugausfäl­le: In diesem Sommer wurden viele Fluggäste mit Chaos am Flughafen konfrontie­rt. Das ist aber nicht das einzige Ärgernis, das Verbrauche­rschützer in ihrem aktuellen Verbrauche­rreport aufzählen.
Foto: Henning Kaiser, dpa Verspätung­en und Flugausfäl­le: In diesem Sommer wurden viele Fluggäste mit Chaos am Flughafen konfrontie­rt. Das ist aber nicht das einzige Ärgernis, das Verbrauche­rschützer in ihrem aktuellen Verbrauche­rreport aufzählen.

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