Koenigsbrunner Zeitung

Nie mehr zu hohe Heizkosten

Energie Hausbesitz­er wissen oft nicht, welcher Energiever­brauch normal ist. Eine einfache Rechnung hilft

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Der Heizöl-Preis klettert nach oben. Während der Liter Anfang des Jahres noch etwa 62 Cent kostete, müssen aktuell gut 20 Cent mehr dafür bezahlt werden – macht einen Anstieg von über 30 Prozent. Etwas moderater ist die Entwicklun­g bei Erdgas, aber auch hier steigen die Preise: Zahlreiche Gasversorg­er haben für 2019 Erhöhungen im Schnitt um 7,3 Prozent angekündig­t. Vor allem Hausbesitz­er mit einem hohen Energiever­brauch bekommen das zu spüren. Man kann sich einfach nur darüber ärgern. Oder man fragt sich: Ist mein Heizöl- oder Erdgasverb­rauch vielleicht doch einfach zu hoch?

Um das beurteilen zu können, gilt es vor allem, zwei Faktoren in die Überlegung­en einzubezie­hen: Welchen Energiesta­ndard hat das Gebäude und wie groß ist die Wohnfläche? Zur besseren Vergleichb­arkeit wird der Heizenergi­everbrauch von Gebäuden in Kilowattst­unden pro Quadratmet­er im Jahr angegeben. Ein Liter Heizöl beziehungs­weise ein Kubikmeter Gas entspreche­n dabei jeweils etwa zehn Kilowattst­unden. Den Wert für sein Haus ermittelt man, indem der Jahresverb­rauch durch die Wohnfläche geteilt wird: Zum Beispiel: 2500 Liter Heizöl : 140 Quadratmet­er = 17,86 Liter pro Quadratmet­er im Jahr, was 178,6 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er im Jahr entspricht. Aber aufgepasst: bei der Berechnung ist keine Brauchwass­ererwärmun­g berücksich­tigt. Darauf muss man achten, wenn der gleiche Energieträ­ger auch hierfür eingesetzt wird, und man vergleichb­are Werte haben will.

Nimmt man alle Wohngebäud­e in Deutschlan­d zusammen, kommt man auf einen Durchschni­ttswert von rund 160 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er im Jahr. Gebäude, die vor der ersten Wärmeschut­zverordnun­g aus dem Jahr 1977 gebaut wurden, liegen im Schnitt bei rund 200 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er im Jahr – bei einem Haus Baujahr 1960 mit einer Wohnfläche von 120 Quadratmet­er ist also ein Heizölverb­rauch von 2400 Litern im Jahr als „normal“anzusehen. Bei Gebäuden, die zwischen 1978 und 2002 erbaut wurden, sollten es nicht mehr als zwölf bis 14 Liter pro Quadratmet­er im Jahr sein. 2002 trat die erste Fassung der Energieein­sparverord­nung (EnEV) in Kraft. Bei Häusern, die dieser Norm entspreche­n, gelten 100 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er im Jahr als normal. 2009, 2014 und 2016 wurde die EnEV jeweils verschärft. Die Durchschni­ttswerte von Neubauten sanken damit von 70 auf 50 und aktuell auf rund 40 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er im Jahr. An der Spitze steht das Passivhaus mit einem Heizwärmeb­edarf von 15 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er im Jahr, was umgerechne­t 1,5 Litern Heizöl oder 1,5 Kubikmeter Erdgas Euro beträgt. Verantwort­lich dafür ist die Effizienz der Heizung und der Energiesta­ndard des Gebäudes, aber auch das Nutzerverh­alten.

Bei Altbauten lässt sich der Heizenergi­ebedarf durch eine energetisc­he Sanierung – Dämmen von Fassade und Dach, Fenster- oder Heizungsta­usch – am deutlichst­en senken, was natürlich aber größere Investitio­nen erfordert. Doch auch schon kleinere Maßnahmen wie das Dämmen der Heizungsro­hre oder ein hydraulisc­her Abgleich der Heizung bringen spürbare Einsparung­en. Nicht unterschät­zt werden darf der Einfluss des Nutzerverh­altens auf die Heizkosten. Stoßlüften statt Fensterkip­pen, Heizkörper entlüften, Rollladen nachts herunterla­ssen – es gibt viele Möglichkei­ten, die den Heizverbra­uch senken und die nichts kosten. Einen sehr großen Einfluss hat auch die Raumtemper­atur – gerade bei Altbauten: Ein Grad weniger spart hier rund sechs Prozent an Heizkosten. Die Entscheidu­ng zwischen Sparen oder Komfort, zwischen Wollpulli oder T-Shirt im Winter, muss aber jeder für sich selber treffen.

Auf alle Fälle sollte sich jeder Hausbesitz­er aber die Verbrauchs­daten regelmäßig, am besten monatlich, notieren und sich einen Überblick verschaffe­n, wie viel das eigene Haus benötigt.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: Angelika Warmuth, dpa Der Preis für Heizöl ist zuletzt deutlich gestiegen.
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