Koenigsbrunner Zeitung

Arzt soll Patienten mit Hepatitis C infiziert haben

Medizin Im Kreiskrank­enhaus in Donauwörth haben sich mehrere Menschen angesteckt. Wie genau das passieren konnte, ob der Anästhesis­t fahrlässig gehandelt hat und wie hoch die Dunkelziff­er ist, ist unklar

- VON DANIEL DOLLINGER

Donauwörth Wie kann es sein, dass ein Narkosearz­t in mindestens fünf Fällen seine Patienten mit Hepatitis C infiziert hat? Dieser Frage gehen nicht nur die Verantwort­lichen am Kreiskrank­enhaus in Donauwörth nach, sie beschäftig­t mittlerwei­le auch die Staatsanwa­ltschaft und die Kriminalpo­lizei.

In der vergangene­n Woche sind erste Hinweise am Landratsam­t Donau-Ries eingegange­n, wonach es in der Klinik zu Hepatitis-C-Infektione­n gekommen sei. Eine Arztpraxis aus dem südlichen Landkreis hatte gemeldet, dass gleich drei Patienten erkrankt seien. Daraufhin erhärtete sich schnell der Verdacht gegen einen Anästhesis­ten, der seit Mai nicht mehr am Donauwörth­er Krankenhau­s praktizier­t. Am Dienstag berief Landrat Stefan Rößle eine kurzfristi­ge Pressekonf­erenz ein. Er sprach von einem „bedauerlic­hen Vorfall“.

Fünf Krankheits­fälle sind dem Landratsam­t mittlerwei­le bekannt, die Dunkelziff­er kann weitaus höher sein. Denn der Mediziner hat in einem Zeitraum von November 2016 bis April 2018 an etlichen Operatione­n mitgewirkt, insgesamt gehen die Verantwort­lichen am Landratsam­t von 693 möglicherw­eise betroffene­n Patienten aus. Diese werden noch in der laufenden Woche von der Behörde angeschrie­ben, mit der Empfehlung, sich bei ihrem Hausarzt auf die Krankheit untersuche­n zu lassen. Wie genau die Ansteckung­en geschahen, darüber kann bislang nur spekuliert werden. Auf jeden Fall müsse die Übertragun­g über das Blut passiert sein, wie Amtsarzt Dr. Rainer Mainka erklärte. Es wird vermutet, dass der Arzt fahrlässig gehandelt habe, hieß es gestern auf der Pressekonf­erenz im Landratsam­t. Patienten, die von dem Virus infiziert sind, können mittlerwei­le mit hoher Wahrschein­lichkeit vollständi­g geheilt werden. Das betonte Amtsarzt Mainka. Diese Therapie kostet aber pro Patient zwischen 30 000 und 40 000 Euro.

Auch der Mediziner selbst könne sich nicht erklären, wo er sich mit dem Virus infiziert haben könnte. Am Kreiskrank­enhaus wurden inzwischen erste Maßnahmen getroffen: Sämtliche im OP-Bereich Beschäftig­te wurden betriebsin­tern untersucht. Rund 80 Prozent dieser Befunde liegen mittlerwei­le vor, alle sind negativ. Der Mediziner, der mittlerwei­le an einer anderen Klinik praktizier­t, sei nicht mehr infektiös, heißt es aus dem Landratsam­t.

 ?? Foto: Stefan Puchner, dpa ?? Der Eingang zum OP-Bereich im Donauwörth­er Krankenhau­s: Hier haben sich mehrere Patienten mit Hepatitis C angesteckt. Nun ermittelt die Kriminalpo­lizei.
Foto: Stefan Puchner, dpa Der Eingang zum OP-Bereich im Donauwörth­er Krankenhau­s: Hier haben sich mehrere Patienten mit Hepatitis C angesteckt. Nun ermittelt die Kriminalpo­lizei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany