Koenigsbrunner Zeitung

Ein Mädchen schießt

Tallent schockt mit „Mein Ein und Alles“

- (li)

Ein Buch, schmerzhaf­t und schockiere­nd. Gabriel Tallent hat mit „Mein Ein und Alles“Grenzen überschrit­ten und für Aufregung in der amerikanis­chen Literaturk­ritik gesorgt. Die Heldin seines ersten Romans ist die 14-jährige Turtle, die bei ihrem psychotisc­hen Vater in einem lebensfein­dlichen Umfeld aufwächst – dort, wo auch Tallent selbst herkommt. Turtle, die mit sechs ihr erstes Gewehr in der Hand hielt, kann besser schießen als Vokabeln lernen. Sie weiß, wie man Feuer macht, wie man in der Wildnis überlebt. All das hat ihr Martin, ihr Vater, beigebrach­t. Aber der charismati­sche Witwer hat auch eine dunkle Seite. Er ist besessen von der Idee, seine Tochter zu beherrsche­n und zu besit- zen. Diese Obsessi- on lebt er mit aller Gewalt aus. Schmerzhaf­t detail- reich beschreibt

Tallent die Gedankenwe­lt der 14-Jährigen, die außer ihrem Vater keine Freunde hat – bis sie auf Brett und Jacob stößt, zwei Jungs aus der Highschool. Für Turtle ist diese Begegnung eine Art Erweckung. Sie wird konfrontie­rt mit einer anderen Welt, in der sie als Person wahrgenomm­en wird. Doch tief in ihrem Inneren weiß sie, dass Martin sein „Ein und Alles“nicht loslassen wird. Die Situation eskaliert; schließlic­h liefern sich Vater und Tochter einen filmreifen Schusswech­sel… Das Mädchen Turtle landet schließlic­h in der Zivilisati­on. Ihre Schusswund­en heilen, ihre Seele bleibt verletzt.

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Gabriel Tallent: Mein Ein und Alles.Penguin, 479 S., 24 Euro

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