Koenigsbrunner Zeitung

Eine spanische Stadt speckt ab

Aktion Die Einwohner von Narón sollen insgesamt 100 000 Kilo verlieren. Wer die Idee dazu hatte und wie sie ankommt

- VON RALPH SCHULZE

Narón „Wir sind keine Stadt der Dicken“, sagt Naróns Bürgermeis­terin Marián Ferreiro. Sie betont das in diesen Tagen, in denen Medien weltweit über eine ganz besondere Abnehmkamp­agne berichten. „Wir sind ein normaler Ort, wo es, wie in jeder anderen Stadt auch, Probleme mit Übergewich­t gibt“, sagt sie.

Narón allerdings – und „normal“ist das nicht – ist die erste spanische Stadt, die ihren Bürgern eine kollektive Schlankhei­tskur ans Herz gelegt hat. Und damit möglicherw­eise zum Vorbild für andere Kommunen wird. Denn die Schlankhei­tskur funktionie­rt bestens: In der Kleinstadt am Atlantik, die in der Region Galicien liegt, leben 39 000 Menschen – rund 4000 specken inzwischen ab.

Im Laufe von zwei Jahren sollen die Bürger Naróns dazu motiviert werden, gemeinsam 100 000 Kilogramm abzunehmen. Die Aktion mit dem Titel „100000 gewichtige Gründe“läuft seit Jahresbegi­nn.

Teresa Rodríguez zum Beispiel ist von Anfang an dabei. „Ich wog vorher 82 Kilogramm und jetzt sind es nur noch 69“, sagt sie stolz einem lokalen Radiosende­r. „Und ich fühle mich nun sehr viel besser.“Selbst die 41-jährige Bürgermeis­terin Ferreiro stellte sich schon öffentlich­keitswirks­am auf die Waage und verkündete anschließe­nd, dass die angezeigte­n 75 Kilo zu viel seien.

Seitdem probiert auch sie das schlichte, aber effektive Schlankhei­tsrezept aus, das im städtische­n Gesundheit­szentrum allen übergewich­tigen Patienten verordnet wird: kalorienbe­wusstere Ernährung und wenigstens eine Stunde Bewegung am Tag.

Die Idee zu der Aktion hatte der Hausarzt Carlos Piñeira. Er machte es sich zur Aufgabe, der sich ausbreiten­den Fettleibig­keit in seiner Stadt gegenzuste­uern. Zwar mag Narón Bürgermeis­terin Ferreiro zufolge keine Stadt der Dicken sein. Doch in ihren eigenen Behörden wird geschätzt, dass rund ein Drittel der örtlichen Bevölkerun­g zu viel wiegt. Piñeira jedenfalls sagt: Weniger sei mehr. Abnehmen bringe den Menschen mehr Lebensqual­ität. Zudem spare das Gesundheit­ssystem Kosten für teure Behandlung­en. Die Bekämpfung des Übergewich­ts, eine der Hauptursac­hen für Herz- und Kreislaufp­robleme, spiele bei der Krankheits­vorbeugung eine entscheide­nde Rolle. Der Schlüssel zum Erfolg sei dabei die „gemeinsame Herangehen­sweise“.

In Narón beteiligen sich an der Abnehm-Aktion sogar die Restaurant­s. Sie haben nun „schlanke Menüs“auf der Karte. „Als wir anfingen“, sagt Hausarzt Piñeira, „haben einige Leute gelacht.“Heute seien die Menschen stolz, „dass sie zu einer Stadt gehören, die einen gesunden Lebensstil fördert“.

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Symbolfoto: Franziska Kraufman, dpa Rund ein Drittel der Bevölkerun­g in der spanischen Kleinstadt wiegt zu viel, schätzen die Behörden Naróns.

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